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Im vergangenen Jahr wichtiger denn je:

Ablenkfütterung war für Kraniche

Freitag, 15. Februar 2019, 13:55 Uhr
Das Jahr 2018 stand im Zeichen von Hitze und Trockenheit. Besonders Tiere und Pflanzen hatten mit den extremen Witterungsbedingungen zu kämpfen. Die Trockenheit bedingte aber auch einen deutlichen Zeitverzug der landwirtschaftlichen Bestellung...

Kraniche am Stausee Kelbra (Foto: Peter Blei) Kraniche am Stausee Kelbra (Foto: Peter Blei)
In der Vergangenheit wurde der frisch gedrillte und auflaufende Weizen immer wieder Ziel der nahrungssuchenden Kraniche. Zur Schadensprävention wurde in Zusammenarbeit mit den regionalen Landwirten eine zielgerichtete Ablenkfütterung durch den Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser initiiert.

Ab Mitte Oktober letzten Jahres wurde im Rahmen des seit drei Jahren laufenden ENL-(Entwicklung von Natur und Landschaft) Kranichschutzprojektes, das über das ELER- Programm der Europäischen Union, mit entsprechender Kofinanzierung durch den Freistaat Thüringen gefördert wird, unter anderem eine Ablenkfütterung für die rastenden Kraniche durchgeführt.

Primäres Ziel der Ablenkfütterung ist es, die über 40.000 rastenden Kraniche im Gebiet des Helme-Stausees von den frisch angesäten Ackerflächen abzulenken. Während der Rastsaison 2018 wurden mehr als 25 Tonnen Weizen auf einer abgeernteten Ackerfläche ausgebracht. Die letzte Fütterung erfolgte am 3. Dezember. Das Ausbringen des Futters wurde zum wiederholten Mal von der Agrargenossenschaft Heringen ausgeführt. Die Agrargenossenschaft hat sich im Zeitraum der letzten drei Jahre als wichtiger Kooperationspartner für das Projekt ausgezeichnet. Ein besonderer Dank gebührt Günther Fischer, Helmut Enzenberg und Stefen Wenzel von der Agrargenossenschaft Heringen sowie Theo Bakker von der Landwirtschaft Auleben GmbH für die Bereitstellung der sieben Hektar großen Futterfläche.

Projektleiterin Astrid Koschorreck resümiert, dass die Ablenkfütterung auch 2018 wieder ausgesprochen gut von den Tieren angenommen wurde. Täglich fanden sich täglich bis zu 6.000 Kraniche auf der Ablenkfutterfläche zum Fressen ein. Dies ist als ein sichtbarer Erfolg des Projektes zu werten, da die Kraniche, die auf der Ablenkfläche fressen, deutlich weniger Nahrung auf den umliegenden Ackerschlägen suchen müssen.

Das aktuelle immer noch bis zu 1.400 Kraniche im Einzugsgebiet des Stausees beobachtet werden können, ist nicht der Ablenkfütterung im letzten Jahr geschuldet. Grund dafür sind die milden Temperaturen in den Monaten Dezember und Januar. Die Kraniche versuchen so lang wie möglich hier zu verweilen. Beim Rückzug in die Brutreviere in Richtung Norden haben sie dann einen deutlichen Vorsprung ihren Artgenossen gegenüber.

Normalerweise verbringen die Grauen Kraniche die Wintermonate im warmen Spanien und Frankreich.
Auffällig ist, dass die Besucherzahlen am Stausee während Rastsaison der Kraniche in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen sind. Mittlerweile reisen Besucher aus der ganzen Bundesrepublik an, um sich das jährliche Spektakel anzuschauen. Leider kommt es durch die vielen Besucher auch vermehrt zu Störungen. Oft missachten diese die vorgeschriebenen Schutzzonen und Absperrungen.

Problematisch sind auch freilaufende Hunde und Motocrosser. Um einen ordnungsgemäßen und störungsfreien Verlauf der Rastsaison zu ermöglichen, werden im Projekt in jedem Jahr Kranichranger eingesetzt.

Aufgabe der Ranger ist unter anderem die Kontrolle der vorgeschriebenen Schutzzonen. Außerdem sind sie als Ansprechpartner für die Besucher vor Ort und lenken diese an die dafür vorgesehenen Beobachtungseinrichtungen, die rund um den Stausee installiert sind. Gleichzeitig vermitteln sie allgemeine Fakten zu den Kranichen und klären über das richtige Verhalten bei der Beobachtung auf. Der Landschaftspflegeverband stellt jedes Jahr aktuelle Informationen in einem Faltblatt zusammen, welches die Ranger während ihrer Einsätze im Gebiet an die Besucher verteilen.

Rückblickend auf die vergangenen drei Jahre Projektlaufzeit des Kranichschutzprojektes, haben sich mittlerweile feste Strukturen zum Schutz der Tiere in der Region etabliert. Vorstandsvorsitzender des Verbandes, der CDU-Landtagsabgeordnete Egon Primas, sieht als besonderen Erfolg des Projektes die enge partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, die sich im Laufe der Projektarbeit immer weiter etablierte. Ende des Jahres 2019 wird das Kranichschutzprojekt leider vorerst auslaufen.

Primas und die Projektleiterin Astrid Koschorreck versprechen, alles daranzusetzen, dass diese erfolgreichen Maßnahmen zum Kranichschutz auch nach 2019 weiter fortgeführt werden können.
Autor: red

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