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Klassisches Theater für Nordhäuser Gymnasien

Alpha und Omega des Wahnsinns

Donnerstag, 07. Februar 2019, 14:45 Uhr
Rund 2440 Jahre alt und doch zeitlos - mit Unterstützung der Kreissparkasse bringen die drei Gymnasien des Landkreises dieser Tage die "Antigone" des Sophokles auf ihre Bühnen. Der klassische Stoff ist Teil des Lehrplans, Lehrer wie Schauspieler haben aber noch andere Gründe den Schülern gerade dieses Stück darzubieten...

"Antigone" im Herder-Gymnasium (Foto: Angelo Glashagel) "Antigone" im Herder-Gymnasium (Foto: Angelo Glashagel)

Es beginnt mit Trauer und Wahnsinn und endet in Wahnsinn, Trauer und Tod. Auf der Familie der jungen Antigone, dem Haus der Labdakiden, liegt ein Fluch der Götter. Schon ihr Vater Ödipus erschlug seinen Vater und schlief mit der eigenen Mutter, jetzt sind ihre Brüder im gegenseitigen Zwist um die Herrschaft im siebentorigen Theben in den Staub gesunken. Der neue Herrscher, Kreon, Antigones Onkel, befiehlt den einen mit allen Ehren zu begraben und den anderen den wilden Tieren als Fraß zu überlassen.

Von Trauer überwältigt entscheidet Antigone den geliebten Bruder selber zu bestatten, entgegen des deutlichen Verbots des neuen Tyrannen. Der kann und will seinen Richtspruch nicht mehr rückgängig machen, auch wenn ihm sein Sohn, der Angetraute der Antigone, deutlich macht das der Demos Thebens es anders sieht. Antigone wird lebendig eingemauert und nimmt sich in ihrer dunklen Zelle das Leben. Es wird nicht der letzte Tod der Geschichte bleiben.

Um das Jahr 440 v. Chr. soll das Stück des Sophokles zum ersten Mal aufgeführt worden sein, in dieser Woche war dieses Musterbeispiel der klassischen griechischen Tragödie an den drei Gymnasien des Landkreises zu sehen. Der Stoff ist Zeitlos, neben Trauer, Verrat und Familienstreit geht es auch um Generationenkonflikte und das Verhältnis der Geschlechter, um Macht, Tradition, Ethik und Moral.

"Es ist nur ein dünnes Buch aber es enthält unglaublich viel", sagt Heike Roeder, Deutschlehrerin am Herder-Gymnasium. Besonders freute sie, dass die Schauspieler bei ihrer Interpretation nicht nur nah am Duktus des Originals blieben, sondern auch einen Eindruck von der Realität des griechischen Theaters der Antike vermitteln konnten.

Dieses Lob ging an Susanne Hocke und Jürgen Larys, die seit 2008 als artENSEMBLE THEATER durch die Lande touren und vor gut zwei Jahren schon einmal am Südharz halt gemacht hatten. Damals stand in Bleicherode, wiederrum mit der freundlichen Unterstützung der Kreissparkasse Nordhausen, das Stück "Land der Gottlosen" auf dem Programm, das sich um politischen Widerstand im zweiten Weltkriegs dreht. Trotz der großen zeitlichen Spanne, die zwischen beiden Stücken liegt, sieht Schauspieler Jürgen Larys Verbindungen. Auch Antigone erhebe sich gegen die Tyrannei ihres Onkels und übertrete bewusst seine Gesetze, mit all der Härte und den Konsequenzen die für sie selber folgen müssen. Im Kern stehe dabei eine ethische Tradition, die dem Diktat des neuen Alleinherrschers entgegensteht.

Das Schauspielduo Jürgen Larys und Susanne Hocke  (Foto: Angelo Glashagel) Das Schauspielduo Jürgen Larys und Susanne Hocke (Foto: Angelo Glashagel)

Im Text und in der Rollenaufteilung habe man sich möglichst nah an das Sophokles'sche Original gehalten und nur wenig gekürzt, erläuterten die Schauspieler nach ihrem Auftritt. In ihren Monologen werden mehrere Figuren oder auch die für das griechische Theater kennzeichnenden Chorgesänge ineinander verwoben. Dadurch geht dem Stück nur wenig verloren, das Publikum muss aber schon ein wenig in der Materie stehen, um der Handlung folgen zu können.

Auf der Bühne wird vor allem gesprochen, Requisiten gibt es kaum. Gerade dieses "Sprechtheater", ermögliche es den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die griechische Tradition zu erhalten, die mit der heutigen nicht viel gemein habe, sagt Lehrerin Röder. Das es die Antigone und einmal nicht der "Faust" sein müsste, da waren sich die drei Gymnasien im Vorfeld einig gewesen. Und anders als die Geschichte der Labdakiden endete die Vorstellung heute nicht in Tod und Trauer sondern im Applaus.
Angelo Glashagel
Autor: red

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