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Ein Vorschlag an den Stadtrat

Es geht um die Wurst!

Dienstag, 05. Februar 2019, 08:00 Uhr
Nordhausen hat den Roland, der Südharz seine Dampflok und Thüringen die Bratwurst. Um das gute Stück vom Rost ging es jüngst im Mühlhäuser Stadtrat. Das "1. Deutsche Bratwurstmuseum" sollte hier eine neue Heimat finden. Aber man hatte die Rechnung ohne die Geschichte gemacht, die Pläne wurden schnell wieder auf Eis gelegt. Nun kommt ein Vorschlag aus Nordhausen...

Bratwurst. Foto: Siderfly/pixabay.com

Die Thüringer Bratwurst, oder vielmehr ein Museum ihr zu Ehren, steht dieser Tage im Zentrum der Aufmerksamkeit des Freistaates. Ein privater Investor hatte in Abstimmung mit dem Mühlhäuser Stadtrat geplant, dem Museum in der alten Reichsstadt eine neue Heimat zu geben.

Daraus wird nun erst einmal nichts, denn der ausgewählte Standort erwies als äußerst geschichtsträchtig und die Historie wollte so gar nicht zum Ansinnen der Bratwurstfreunde passen.

Das Problem: auf dem gewählten Gelände befand sich einst das B-Lager des KZ-Buchenwald. Rund 700 weibliche Häftlinge wurden hier zwischen 1944 und 1945 festgehalten. Der Skandal war da, die Thüringer Staatskanzlei schaltete sich ein, jetzt ist das Projekt vom Tisch. Vorerst.

Heute nun kommt aus dem Thüringer Norden ein Vorschlag zur Lösung des Problems. Warum das Museum nicht nach Nordhausen holen? Genauer: auf den Scheunenhof. Der Stadtrat sollte zumindest darüber nachdenken die privaten Investoren des Museums und die Besitzer des Scheunenhofes, zusammenbringen schlug der Ortsvorsitzende der SPD, Georg Müller, vor. Der Scheunenhof stehe seit längerem weitestgehend leer und würde als Lokalität bestens zur Bratwurstthematik passen, meinte Müller.

"Passend" ist hier sicher nicht der falsche Begriff, zumindest passender als ein ehemaliges KZ-Außenlager. Der Scheunenhof befindet sich im Besitz der van Asten Gruppe, in Nordhausen vor allem für ihre Schweinemastanlage bekannt. Bis zur Bratwurst ist es da nicht mehr weit.

Hinzu kommt, dass die Firma vor bald zwei Jahren schon einmal mit dem Gedanken spielte, den Scheunenhof für den Besucherverkehr zu öffnen und einen Indoor-Spielplatz errichten wollte. Die Pläne seien leider im Sand verlaufen, teilte Roland van Asten der nnz mit, an der anderen Seite der Stadt in Richtung Harz war dem Projekt Konkurrenz entstanden.

In Sachen Bratwurst hat man bei van Asten bereits einmal das Gespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Trägervereins des Museums, Thomas Mäuer gesucht, es gab einen Termin vor Ort. Ergeben hatte sich daraus nichts, die Wahl fiel letztlich auf Mühlhausen, der angedachte Standort hätte mit knapp 16 Hektar Fläche schlicht mehr Potential gehabt als der Scheunenhof mit seinen 1,5 Hektar.

Als Ort für das Museum würde sich der Scheunenhof nach wie vor grundsätzlich eignen, meint Roland van Asten, so eine Idee funktioniere aber nur, wenn man sie auch engagiert mit Leben fülle. Sollte das Museum einen neuen Standort suchen wäre man bereit etwaige Gespräche wieder aufzunehmen, unter der Bedingung das sich auch Stadt und Land engagieren.

Völlig abwegig scheint die Idee des Stadtrates Müller also nicht zu sein. Und Fragen kosten bekanntermaßen erst einmal nichts.
Angelo Glashagel

Anm. d. Red.: In einer frühreren Version des Textes hieß es er van Asten habe mit dem Investor gesprochen, tatsächlich ist Herr Thomas Mäurer Vorstandsmitglied des Vereins der Freunde der Thüringer Bratwurst, dem Träger des Museums
Autor: red

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