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Die Zahlen sprechen für sich

Wieder eine Stadt wie Freiburg

Mittwoch, 06. Februar 2019, 10:00 Uhr
Das neue Jahr war noch relativ jung, da vermeldeten die Agenturen dieses Landes, dass die Zahl der angekommenen Menschen, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, erneut stark zurückgegangen sei. Das liest und hört sich zunächst positiv an...


Laut dem Bundesinnenministerium seien 162.000 Menschen nach Deutschland gekommen und hätten Schutz beantragt. "Hurra", das sind weniger als in den Jahren zuvor und nicht einmal 200.000, die einst als "Obergrenze" angedacht wurden.

Aber, das ist immer noch eine Stadt wie Freiburg im Breisgau. Die 162.000 Menschen müssen nicht nur untergebracht werden. Sie müssen verpflegt, betreut, medizinisch versorgt, ihre Kinder in Kitas betreut, beschult und die Jugendlichen möglichst mit einem Ausbildungsplatz versorgt werden. Ach ja, Wohnraum muss auch noch zur Verfügung gestellt werden. In Summe muss eine komplette Infrastruktur für weitere 162.000 Menschen bereitgestellt werden.

Schnell vom Bundesgebiet in den Landkreis Nordhausen. Da gibt es den Recherchen der nnz zufolge 372 sogenannte Asylberechtigte, hinzu kommen 165, die in sechs Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises leben. Hinzu kommen 68 Personen, die bereits einen anerkannten Status haben sowie 25 minderjährige Jugendliche, von denen jedoch das Alter nicht exakt bestimmt werden konnte. Blickt man auf die Jahre 2015 und 2016 zurück, dann verfügt der Landkreis Nordhausen derzeit über 334 freie Plätze in Gemeinschaftsunterkünften.

Bei den Herkunftsländern der hier untergebrachten und betreuten Personen gab es keine Änderungen. Afghanistan (112) führt die Liste an, gefolgt von Irak (96) und Syrien (29). Soweit der Blick auf die Menschen, die sich in der "Obhut" des Landkreises Nordhausen und seiner diversen zuständigen Ämter befinden.

Eine zweite Gruppe von Flüchtlingen sind diejenigen, die bereits "Kunden" des Jobcenters in Nordhausen sind und damit Anspruch auf gleiche Leistungen haben wie langzeitarbeitslose Deutsche, die vielleicht 35 Jahre und mehr gearbeitet und ins System eingezahlt haben. Das Jobcenter betreute Ende vergangenen Jahres 911 Personen in 341 Bedarfsgemeinschaften.

Einen sozialversicherungspflichtigen Job können (Stand Juni 2018) jedoch lediglich 240 Personen aus den definierten Asylherkunftsländern vorweisen, darunter acht Frauen. Bei den Auszubildenden sieht die Verteilung unter den Geschlechtern noch düsterer aus. Von den aktuell 16 Azubis sind 16 männlichen Geschlechts. Laut der Arbeitsagentur wurden bis zum September vergangenen Jahres lediglich sieben Personen aus den Asylherkunftsländern, genauer beschrieben deren Arbeitgeber, mit Eingliederungszuschüssen gefördert.

Noch deutlicher fallen die Gesamtzahlen für die drei Landkreise aus, für die die Nordhäuser Arbeitsagentur zuständig ist. In den Landkreisen Nordhausen, Eichsfeld sowie im Kyffhäuserkreis waren per Mai 2018 (es gibt keine aktuelleren Zahlen) 498 Flüchtlinge sozialversicherungspflichtig beschäftigt, es gab 14 Förderungen für Arbeitgeber und in Ausbildung befanden sich 48 Personen. In ganz Thüringen waren es mal gerade 288.

Hier wird also noch viel Integrationsarbeit zu leisten sein, und es wird viel Geld fließen und Geduld aufgebracht werden müssen, denn allein im ersten Halbjahr 2018 gab es laut der Bundesagentur für Arbeit 159 Frauen und Männer, die Integrationskurse abgebrochen hatten, denen 109 Personen standen, die noch die Kurse besuchten.

Bleibt zum Schluss der Blick auf das Thema der Familienzusammenführung. Wie das Nordhäuser Landratsamt mitteilte, gab es im vergangenen Jahr 44 Nachzüge von Familienangehörigen, für dieses Jahr würden noch keine Anträge vorliegen.
Peter-Stefan Greiner

Von der BA definierte Asylherkunftsländer: Eritrea, Nigeria, Somalia, Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan und Syrien
Autor: red

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