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Wacker-Coach Heiko Scholz im Interview

„Wer gut und solide arbeitet, hat auch gute Chancen!“

Dienstag, 08. Januar 2019, 14:55 Uhr
Gestern wurde der frisch gebackene Wacker-Cheftrainer 53 und hatte seinen ersten Arbeitstag an neuer Wirkungsstätte. Heiko Scholz stand 1987 als DDR-Nationalspieler für Lok Leipzig im EC-Finale und spielte lange erfolgreich in der Bundesliga. In den letzten fünf Jahren führte er als Fußball-Lehrer den 1. FC Lok in sportlich ruhiges Fahrwasser. Nun soll er bei Wacker die Saison retten und einen Neuanfang starten.

Heiko Scholz heute beim ersten Training im AKS (Foto: nnz) Heiko Scholz heute beim ersten Training im AKS (Foto: nnz)
nnz: Tag 1 bei Wacker liegt hinter dir. Wie sind deine ersten Eindrücke vom Team und den Bedingungen in Rottleberode?

Heiko Scholz: Rottleberode hat eine herrliche Anlage, die mit der Laufbahn und der Halle bestens geeignet ist für einen Laktattest. Alle haben super mitgezogen und auch die Jungs aus Köln waren gut drauf und haben fleißig ausgewertet. Wir haben heute schon die Ergebnisse.

nnz: Und wie sind die ausgefallen?

Heiko Scholz: Ich bin hochzufrieden. Die Spieler sind alle fit und haben auch über Weihnachten ordentlich gearbeitet. Insgesamt ein sehr guter Fitnesszustand einer sehr gut im Training stehenden Mannschaft.

nnz: Wacker hat einen großen Kader. Der Präsident hat drei Spielern (Kauffmann, Fluß, Häußler) schon einen Wechsel zur Winterpause empfohlen. Kommen noch weitere Abgänge dazu?

Heiko Scholz: Stand heute wollen wir keine weiteren Spieler abgeben. Der Kader soll perspektivisch kleiner werden, aber jetzt starten wir mit allen. Es werden ja auch leider Verletzungen nicht ausbleiben.

nnz: Was wird mit Jerome Propheter, der bei Rot-Weiss Essen im Gespräch ist?

Heiko Scholz: Sein Vertrag läuft im Sommer aus und wir wollen ihn überzeugen, dass er bleibt. Aber dann müssen auch Frau und Kind mit nach Nordhausen kommen. Ich habe ihm gesagt, wenn er bleibt, dann soll er richtig bleiben und da gehört die Familie dazu. Und wenn Essen ihn will, dann müssen sie sich melden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man Reisende nicht aufhalten und ihnen keine Steine in den Weg legen sollte.

nnz: Wer fliegt alles mit in die Türkei, kommen eventuell neue Spieler hinzu?

Heiko Scholz: Vorläufig kommen keine neuen Spieler dazu. Ins Trainingslager fliegen alle mit, bis auf einen, der fährt mit dem Bus.

nnz: Echt jetzt, Jan Glinker fährt mit dem Bus?

Heiko Scholz: Ja, der ist dann in jeder Richtung zwei Tage unterwegs. Geht eben nicht anders.

nnz: Wacker hat seine Heimspiele meist Freitagabends oder sonntags ausgetragen. Bei Lok wurde samstags gespielt. Welcher Termin ist dir am liebsten?

Heiko Scholz: Freitagabends unter Flutlicht in unserem kleinen, engen Stadion, das gefällt mir schon am besten. Aber wir können es uns nicht immer aussuchen und müssen es nehmen, wie es kommt.

nnz: Und im Sommer? Willst du den „besten Rechtsverteidiger der Liga“ Kevin Schulze wieder zurückholen nach Nordhausen?

Heiko Scholz: Der hat noch Vertrag, das wird nichts.

nnz: Der FSV hat viele Stürmer und schießt wenig Tore. Wie willst du das ändern?

Heiko Scholz: Wir haben vier richtige Stürmer, vier Außenstürmer und zwei Zehner. Und alle haben schon bewiesen, dass sie es können. Ich glaube auch nicht, dass wir hier eine Krise haben. Die sind alle geil darauf, Tore zu schießen.

nnz: Ist der Konkurrenzdruck nicht sehr hoch?

Heiko Scholz: Die Mannschaft ist sehr gut zusammengestellt und alle Positionen sind doppelt besetzt. So haben wir im Spiel viele taktische Variationsmöglichkeiten. Wenn ich als Spieler in Nordhausen unterschreibe, dann weiß ich, dass ich keine Stammplatzgarantie bekomme. Und wer dann merkt, dass er mit mir nicht kann, dem werde ich nicht verbieten, sich einen anderen Verein zu suchen.

nnz: Wacker hat gerade mit Tino Berbig einen Sportdirektor installiert. Wie stellst du dir die Zusammenarbeit mit ihm vor?

Heiko Scholz: Wir haben miteinander gesprochen und alle Aufgaben abgesteckt. Berbe wird auch das Torwarttraining leiten. Neben ihm wird Rüdiger Hoppe für die Kaderplanung der nächsten Saison zuständig sein und Peßo ist mein Co-Trainer. Und über den kann ich absolut nichts Schlechtes sagen. Schon deshalb, weil er gerade neben mir sitzt.

nnz: Die Regionalliga Nordost sorgt weiter mit Kapriolen für Aufsehen. Mit Viktoria Berlin sind es nun schon drei insolvente Vereine. Wie siehst du die Zukunft der vierten Ligen?

Heiko Scholz: Ich fände es schade, wenn die Nordostliga zerschlagen würde. Aber ich fürchte, da werden wir nicht gefragt werden. In der Regionalliga ist es ähnlich wie in der 3. Liga: es ist schon viel Geld unterwegs und die Unterstützung von Seiten des DFB ist dürftig. Wer hier aber gut und solide arbeitet wie Wacker, der hat perspektivisch auch eine Chance. Aber natürlich ist jede Entwicklung auch immer unsicher und der Erfolg nicht garantiert, wie Erfurt, Chemnitz oder auch Jena und Zwickau beweisen. Die Unterschiede im Profifußball sind einfach zu groß: die einen wissen nicht mehr wohin mit dem Geld und andere müssen an den Kosten für Übernachtungen sparen.

nnz: Saisonziel Nr. 1 für Wacker bleibt ja das Pokalendspiel Ende Mai. Hast du Hoffnungen, mit Wacker noch Zweiter zu werden und eventuell bei einem finanziellen Scheitern der Chemnitzer doch aufzusteigen?

Heiko Scholz: Ich persönlich glaube nicht an das Scheitern von Chemnitz und denke, der CFC zieht das durch. Wir wollen natürlich noch das bestmögliche aus der Saison herausholen. Und der Einzug ins Pokalfinale wäre überragend. Ich habe das schon zweimal als Trainer erlebt, in der ersten Runde des DFB-Pokals zu stehen. Ein Supergefühl.

nnz: Anfang Mai geht es zum Auswärtsspiel ins Bruno-Plache-Stadion, wo du als Lok-Ikone giltst. Wie schwer wird diese Partie für dich?

Heiko Scholz: Das wird schon komisch werden, die Fans empfangen mich sicher freundlich und ich muss aufpassen, dass ich mich auf die richtige Trainerbank setze. Aber dann ist das ein ganz normales Ligaspiel und ich will mit Wacker die Punkte holen. Das Kapitel Lok ist für mich abgeschlossen.
Autor: nnz

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