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„Die Ratte“

Donnerstag, 24. Februar 2005, 12:00 Uhr
Nordhausen (nnz). Es gibt Sachen, die mag man kaum glauben, wenn man sie hört. Solch einer unglaublichen Geschichte ist jetzt die nnz nachgegangen. Die Einzelheiten haben wir für Sie aufbereitet.


Er ist wieder in Nordthüringen unterwegs: Mike R. (Name wurde von der Redaktion geändert), in Insiderkreisen auch „die Ratte“ genannt. Und wieder hat der 26jährige aus dem Kyffhäuserkreis eine schlimme Spur hinterlassen. Nach Informationen der nnz wollte Mike R. eine Speditionsfirma in Nordhausen installieren. Das war für den Mann ganz einfach. Er ging los und wollte Lastkraftwagen kaufen. Zum Beispiel vom Typ Renault. Der nnz-Redaktion liegt unter anderem ein Kaufangebot vor, bei dem nicht gekleckert wurde. 20 Trucks auf einen Schlag sollten es schon sein, machte unterm Strich runde 1,6 Millionen Euro. Ähnlich soll Mike R. auch bei anderen Lkw-Händlern vorgesprochen haben.

Und weil Mike R. nach einem Staats-Aufenthalt ja wie ein angehender Geschäftsmann leben wollte, orderte er auch gleich eine Honda für 11.800 Euro, einen BMW in Sondershausen und bei einer Nordhäuserin kaufte er einen Audi A 4. Freilich – für das Begleichen der Rechnung hatte Mike R. kein Geld, obwohl er überall vorgab, über Eigenkapital in Höhe von rund 800.000 Euro zu verfügen.

Ob es schließlich zu Kaufverträgen kam, das sei dahingestellt, Fakt ist: Es liegen bei der Polizei verschiedene Anzeigen vor. Unter anderem auch von Mitarbeitern der Spedition Blanke. Dort hatte Mike R. gezielt Kraftfahrer abgeworben. Sie sollten in seiner Spedition runde 2.000 Euro mehr verdienen als bei dem Nordhäuser Spediteur. Spätestens da hätte es bei einigen Mitarbeitern „klingeln“ müssen. Doch einige, Manfred Blanke spricht von drei Kollegen, gingen der „Ratte“ ins Netz. Sie sollen zwar irgendwelche Arbeitsverträge erhalten haben, die aber nicht viel mehr wert als der Bogen Papier waren.

Nach einigen Tagen kamen die Mitarbeiter zurück zu Blanke, zwei hat er wieder eingestellt, einer, der für die „neue Firma“ geworben hatte, musste draußen bleiben. Wo der mutmaßliche Betrüger noch überall als Bauernfänger aufgetreten war, ist noch nicht bekannt, die Spur des Schadens ist breit. Vor allem bei Privatleuten, die ihm und seiner Masche vertrauten.

Auch für Manfred Blanke hätte es schlimmer kommen können. „Wenn ich mir vorstelle, dass von einem Tag auf den anderen quasi 20 oder 30 meiner Kraftfahrer gekündigt hätten, dann wäre das ganze Unternehmen in Schwierigkeiten geraten.“ Jetzt erst einmal kümmern sich die Beamten der Nordhäuser Kripo um die Spur der „Ratte“. Für sie und die Thüringer Justiz ist er längst kein Unbekannter mehr.
Autor: nnz

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