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Promenade und Theaterplatz

Stadt und Kreis wollen für Ordnung sorgen

Mittwoch, 12. Dezember 2018, 12:30 Uhr
In den letzten Monaten hat es rund um den Theaterplatz zunehmend "Auffälligkeiten" gegeben, vor allem durch Jugendliche, die nicht nur dem Alkohol überreichlich zusprachen. Das Jugendamt des Kreises wurde mit Unterstützung der städtischen Ordnungshüter aktiv, zeitweilig wurde die Polizei hinzugezogen. Im Jugendhilfeausschuss beriet man gestern über längerfristige Lösungsansätze...

Rund um den Theaterplatz haben Jugendliche in den letzten Monaten für reichlich Unruhe gesorgt (Foto: Angelo Glashagel) Rund um den Theaterplatz haben Jugendliche in den letzten Monaten für reichlich Unruhe gesorgt (Foto: Angelo Glashagel)

Der Theaterplatz ist mit seiner zentralen Lage, der spärlich beleuchteten Promenade und der Nähe zum Clubhaus gerade an den Wochenenden ein beliebter Rückzugsort für Jugendliche. Neu ist das nicht, ganze Generationen von Nordhäusern dürften hier schon zusammengekommen sein und gefeiert haben, manchmal sicher auch etwas ausschweifender als sonst.

In letzter Zeit scheint es der Nachwuchs aber arg zu übertreiben. Was sich in den letzten Monaten zwischen Theater und Clubhaus abgespielt hat, erregte zunehmend den Unmut von Passanten und Anwohnern. Die "Raumaneignung" der Jugendlichen und jungen Erwachsenen habe Überhand genommen, hieß es gestern im Jugendhilfeausschuss. Neben dem Jugendschutzrelevanten Konsum von Alkohol und Drogen haben vor allem die Lautstärke, zunehmende Vermüllung und teilweise gewaltätige Auseinandersetzungen inzwischen die Behörden auf den Plan gerufen.

Seit März nähmen die "Auffälligkeiten" zu, hieß es im Ausschuss, nach mehreren Bürgeranliegen und Anfragen an den Stadtrat sei das Jugendamt Anfang Mai in Gespräche mit der Stadt eingetreten, wie man der Situation Herr werden könne. Mitte Juni folgte die erste "Präventionskontrolle", bei der Jugendsozialarbeiterin Manja Bernsdorf vom Ordnungsamt der Stadt begleitet wurde. Man habe rund 150 Jugendliche aus dem gesamten Landkreis und allen gesellschaftlichen Schichten in und um die Promenade festgestellt, aber auch unter der Woche hielten sich im Schnitt bis zu 40 Heranwachsende in der Promenade und auf dem Theaterplatz auf.

Der Jugendhilfeausschuss kam gestern in der Altendorfer Kirche zusammen (Foto: Angelo Glashagel) Der Jugendhilfeausschuss kam gestern in der Altendorfer Kirche zusammen (Foto: Angelo Glashagel)

Bei einigen herausragenden Fällen suchten die Mitarbeiter des Jugendamtes auch das Gespräch mit dem jeweiligen Elternhaus. Insgesamt 14 solcher "Präventionsgespräche" habe man bereits geführt, weitere sieben sollen im verbleibenden Jahr noch folgen. Die Eltern hätten sich den Anliegen der Behörden gegenüber sehr verständnissvoll gezeigt, manche seien schlicht schockiert vom Verhalten der Sprößlinge gewesen.

Als Betreiber des Jugendclubhauses und zuständiger Träger im Quartier wurde auch der Kreisjugendring in die Maßnahmen einbezogen und sollte über den sogenannten "aufsuchenden Ansatz" zur Abhilfe beitragen. Im September folgte eine weitere Präventionskontrolle, an der dieses mal neben dem Landratsamt und dem Ordnungsamt auch 15 Polizisten teilnahmen.

Einen Zug der Polizei zum Einsatz zu bringen mache zwar Eindruck, sagte der erste Beigeordnete des Kreises, Stefan Nüßle, dies sei allerdings die letzte Eskalationsstufe und löse die Probleme nicht langfristig. Wahrscheinlicher sei, dass die Jugendlichen eher auf andere Räume ausweichen würden und man dasselbe Problem nur an anderer Stelle erleben würde. Bei gemeinsamen Beratungen habe die Polizei die Situation ähnlich eingeschätzt, ihre Beamten kämen erst "ganz zum Schluss", die Verwaltungen sollten vorher ihre pädagogischen Mittel "ausreichend ausschöpfen".

Über eben jene Maßnahmen berät man seit Mitte Oktober, die Beobachtungs- und Kontrollrundgänge durch Landratsamt und Stadt wurden im November fortgeführt. Auf der Agenda steht nun ein Art "Streetwork-Konzept", das in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring und der Johanniter-Unfall-Hilfe erarbeitet wird.

Der finanzielle Mehrbedarf ist bereits in die Haushaltsplanungen der Verwaltungen eingeplant, Stadt und Kreis teilen sich die Kosten, das scheint so festzustehen, mit etwas Glück sollte die Umsetzung also nicht zu lange auf sich warten lassen. Mit zügigen Ergebnissen solle man jedoch nicht rechnen, warnte Nüßle im Ausschuss, die Sozialarbeiter würden nicht Erfüllungsgehilfen politischer Forderungen sein, sondern nach dem aufsuchenden Ansatz im Prozess mit den Jugendlichen arbeiten.

Das nötige Vertrauen aufzubauen braucht Zeit, der Prozess könnte sich über zwei bis drei Jahre hinziehen, ehe man signifikante Ergebnisse erkenne. "Das Problem wird nicht Mitte kommenden Jahres verschwunden sein", meinte Nüßle, man müsse langfristig planen. Die Kontrollen sollen derweil fortgeführt werden und auch weitere Polizeieinsätze schließt man nicht aus. Die bleiben aber das letzte Mittel der Wahl.
Angelo Glashagel
Autor: red

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