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Verbandsversammlung tagte

Wie weiter am Schern?

Donnerstag, 06. Dezember 2018, 16:30 Uhr
Im Dienstgebäude des Nordhäuser Wasserverbandes (WVN) fand am Nachmittag die diesjährige Verbandsversammlung statt. Dabei stand der Schern im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses von betroffenen Bürgern…

Am Schern im September dieses Jahres (Foto: nnz) Am Schern im September dieses Jahres (Foto: nnz)
Nach den Protokollpflichten informierten sowohl Verbandsvorsitzende Frank Rostek als auch Geschäftsführerin Carmen Lis über die Situation des Verbandes. Frau Lis sagte, dass 2018 eigentlich ein ganz normales Jahr, das jedoch zu trocken gewesen sei. Letztlich könne aber erst die Jahresabrechnung zeigen, wie viel Geld eingenommen wurden. Verkauft seien wieder um die 2,2 Millionen Kubikmeter Trinkwasser.

Vorsitzender Rostek bedankte sich im Namen der Mitglieder für die Arbeit der mehr als 50 Mitarbeiter des Verbandes, die für eine optimale Versorgung aller Kunden zuständig waren.

Beschlossen wurde danach der Beitritt von Bielen in den Wasserverband. Nach Informationen des WVN verbrauchen die 1.200 Einwohner des Nordhäuser Ortsteils rund 41.000 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr. Die eine Gegenstimme kam von Maik Schröter, dem Bürgermeister der Landgemeinde Heringen.

Nun zur eventuellen Versorgung der Einwohner der Siedlung Schern mit Trinkwasser seitens des Verbandes. Die hatte die Gemeinde Werther beantragt. Betroffen sind fünf Grundstücke, die von 16 Personen bewohnt werden. Sie nutzten bis zur Schließung der Brunnen als Trinkwasserversorger fünf eigene Brunnen. Die nnz hatte über die bestehenden Probleme mehrfach berichtet.

Ein vom Verband beauftragtes Büro aus Suhl erarbeitete mehrere Varianten. So die Brunnenbohrung samt Wasseraufbereitung und Druckerhöhung vor Ort oder die Fernversorgung durch den Verband. Die könne aus Großwechsungen oder Werther erfolgen.

Die Brunnenbohrung vor Ort würde laut der Experten eine Zeit von drei Jahren in Anspruch nehmen, inklusive der Genehmigungen und Planungen. Deutlich wurden hierbei die umfangreichen Vorarbeiten und Antragsverfahren. So müsse zum Beispiel bis zu 60 Meter tief gebohrt werden. Die Brunnenanlage selbst würde 188.000 Euro kosten, die Baukosten zur Wasseraufbereitung liegen bei 109.000 Euro, die der Verteilung des Wassers noch einmal 118.000 Euro. So kommen die Fachleute auf eine Gesamtsumme von 415.000 Euro. Pro Jahr kommen dann noch 42.000 Euro jährlicher Betriebskosten hinzu.

Die Variante der Anschlusses an das bestehenden Netzes: Auf Grund der Untersuchung kommt die Studie zum Ergebnis, dass der Anschluss an das Netz in Werther die günstigste sei. Für die Kosten zum Bau der Leitung, der Druckerhöhung und der Verteilung innerhalb der Siedlung wurden 504.000 Euro kalkuliert. Deutlich niedriger als die andere Variante sehen hier die jährlichen Betriebskosten von 15.000 Euro aus. Die Ingenieure kommen zu dem Fazit, dass beide Varianten technisch realisierbar, aber als unwirtschaftlich zu bewerten seien. Soweit die Betrachtung aus technischer Sicht.

Die Folgen bei einem positiven Beschluss machte Carmen Lis deutlich, da es rund 150 Anwesen im Landkreis Nordhausen gebe, die sich selbst mit Trinkwasser versorgen würden. Dazu gehören zum Beispiel Grundstücke in Fronderode, Neustadt, aber auch in Nordhausen gibt es an der Gumpestraße und Am Kuhberg ohne eine eigene Versorgung.

Rechtsanwalt Bernd Schicker stellte eine rechtliche Betrachtung vor. Da es sich beim Schern um Grundstücke im Außenbereich, daher gebe es für den Verband keine Versorgungspflicht. Allein der WVN können bestimmen, wer in einem Außenbereich angeschlossen werden kann. Fazit: es kann sich kein Anspruch auf den Anschluss an ein bestehendes Netz ergeben.

Eine intensive Diskussion gab es zum Antrag von Werther nicht, wohl aber konnte eine Tendenz erkannt werden. Hans-Jürgen Weidt, der Bürgermeister von Werther, versteht die Anwohner, ist aber auch zerrissen, wie das alles finanziert werden kann. Seine Strategie sei die Anwendung des Verursacherprinzips, das in Thüringen komplett ignoriert werde. Die erhöhten Nitratwerte seien das Ergebnis einer immer intensiveren Landwirtschaft. Auch Frank Rostek sieht das Land in der Pflicht, hier Abhilfe zu schaffen.

Eine weitere Diskussion gab es nicht, dafür bürgermeisterliches Schweigen. Letztlich wird den Anwohnern am Schern nicht geholfen.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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