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Angemerkt

Kartenhaus I

Montag, 22. Oktober 2018, 12:26 Uhr
Wir glauben alles im Griff zu haben. Nichts kann uns erschüttern. Wir fühlen uns stark. Und doch kann alles wie ein Kartenhauses sein. Als Kinder haben wir oft aus Karten Häuser gebaut. Auf den ersten Blick wirkten sie stabil. Haben wir irgendeine Karte weggezogen, fiel das Haus zusammen...


Wir bauen uns ein Leben auf. Wir suchen uns einen Beruf. Wir gründen eine Familie. Alles super. Doch plötzlich wird die Oma krank, der Opa ist mit der Pflege überfordert. Die Kinder müssen sich um die Eltern kümmern. Durch Auftragsrückgänge in der Firma ist plötzlich der Arbeitsplatz eines Familienmitgliedes in Gefahr. Damit konnte nicht gerechnet werden, da die Auftragslage doch noch gut schien. Und plötzlich stellen sich Überforderung und Ängste um die Zukunft des Lebens ein.

Wie leicht kann das Leben von jedem aus den Fugen geraten. Wir denken immer, es trifft nur die anderen und uns selbst nicht.

Solidarität, Mitgefühl - also Empathie anderen gegenüber - sind in der heutigen Gesellschaft Mangelware. Eher sind Egoismus und Schadenfreude verbreitet, mitunter auch Hass.

Es wurde nicht gelernt die eigenen Fehler und Schwächen anzunehmen. Das Eingestehen von Schwächen und Fehlern, die jeder hat und macht, fällt zusehends schwerer. Schwächen oder Fehler werden häufig durch Lügen überdeckt. Eine Lüge fordert die nächste Lüge und wird immer aggressiver. Die Spirale dreht sich und ein Herauskommen wird immer schwieriger. Lügen haben – im Gegensatz zu einem Sprichwort - nicht immer kurze, sondern hin und wieder lange Beine. Am Kartenhaus muss weiter gebaut werden. Dieses dann stabil zu halten, verlangt immer größere Anstrengungen.

Ein ehrliches, aufrichtiges Miteinander, echtes Mitgefühl macht das Leben aller Beteiligten einfacher. Unser Leben währt nicht ewig, warum wird es durch das Handeln von Menschen so schwer gemacht? Kein Mensch ist vollkommen. Das Eingestehen der eigenen Unvollkommenheit macht uns liebenswert, strahlt sichtbare Leichtigkeit aus und unser Kartenhaus wirkt stabiler.

Gegenseitige Achtung und Anerkennung machen unser endliches Leben leichter.
Ruth Altzschner
Autor: red

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