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Gottesanbeterinnen in Thüringen gesichtet

Der Klimawandel kennt auch Gewinner

Sonnabend, 18. August 2018, 10:00 Uhr
In Thüringen ist sie eigentlich eine Unbekannte - doch der NABU Thüringen konnte jetzt zwei Nachweise von Gottesanbeterinnen im nördlichen Saaletal bestätigen. Die Naturschützer vermuten, dass sich die Tiere in der dortigen Region angesiedelt haben und rufen dazu auf, weitere Sichtungen zu melden...

Sie fühlen sich wohl in sonnigen, trockenwarmen, meist in Südlage gelegenen Gras- und Buschlandschaften, Halbtrockenrasen und Ruderalflächen mit lockerer Vegetation. Die Rede ist von den Gottesanbeterinnen, die aus Afrika stammen und sich über Südeuropa langsam nach Norden ausbreiten.

Der Insektenexperte Frank Creutzburg aus Jena hat dem NABU Thüringen in dieser Woche zwei Sichtungen aus dem nördlichen Saaletal mitgeteilt. „Ein Nachweis einer Gottesanbeterin stammt aus Camburg, der andere aus Golmsdorf. Wir gehen von keinem Zufallsfund aus, die Beobachtungen liegen räumlich zu weit auseinander“, berichtet Ronald Bellstedt, der Sprecher des Landesfachausschusses für Entomologie im NABU Thüringen. „Es ist anzunehmen, dass sich die Tiere hier angesiedelt haben.“

In Deutschland kamen Gottesanbeterinnen lange Zeit nur in Wärmeinseln wie dem Kaiserstuhl bei Freiburg vor. „In Thüringen ist kaum etwas über dieses Insekt bekannt. Allerdings gab es schon im letzten Jahr ein Nachweis aus einer Kleingartenanlage in Sömmerda. Bedingt durch die Klimaerwärmung schließen wir eine weitere Ausbreitung nicht aus“, so Ronald Bellstedt.

Gottesanbeterinnen in Thüringen gesichtet (Foto: Klaus Bogon Sontra) Gottesanbeterinnen in Thüringen gesichtet (Foto: Klaus Bogon Sontra)

Besonders bekannt ist die Gottesanbeterin für ihr außergewöhnliches Paarungsverhalten. Gelegentlich kostet die Fortpflanzung dem männlichen Tier im wahrsten Sinne den Kopf: das Weibchen verspeist diesen während oder nach der Paarung. Dieser Sexualkannibalismus ist aber keineswegs zwingend. Meistens endet die Kopulation für beide Partner ohne Schäden.

„Angst braucht man vor der Gottesanbeterin nicht haben. Für den Menschen sind diese Insekten relativ ungefährlich. Vielmehr sollte man sich über ihre anmutige Gestalt freuen und ihre spannende Lebensweise beobachten“, sagt der NABU-Insektenexperte. Damit die Naturschützer mehr über die Verbreitung von Gottesanbeterinnen erfahren, ruft der NABU Thüringen dazu auf Sichtungen der Tiere zu melden. Für die sichere Bestimmung eignen sich am besten Bildnachweise. Weiter Infos unter www.NABU-Thueringen.de

Besonderheiten der Gottesanbeterin

Das Besondere an Gottesanbeterinnen sind ihre Vorderbeine mit Bedornung. Mit diesen Fangarmen erbeuten sie Insekten für die es dann kein Entrinnen mehr gibt. Gottesanbeterinnen haben keine Zähne, sondern sogenannte Mandibeln als Fresswerkzeuge, mit ihnen vertilgen sie die gefangenen Insekten. Die Fangschrecke frisst zum Beispiel Spinnen, Wildbienen und Fliegen.
Autor: red

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