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DORT, WO GABRIELE MONDSCHEIN REGIERT

Bei Frau Wirtin gern zu Gast

Sonnabend, 04. August 2018, 12:44 Uhr
Und war der Ort auch noch so klein: Es gab Zeiten, da prägte neben dem Kirchturm auch eine Gaststätte jedes Dorf. Manchmal auch zwei. Mit der Wende setzte es verstärkt ein: das große Kneipensterben. Heute muss man sie schon suchen, die Wirtshäuser auf dem Lande. Doch nicht nur dort erlitten sie Schwindsucht...

Gaststätte der Sparte Salza in der Clara-Zetkin-Straße (Foto: Kurt Frank) Gaststätte der Sparte Salza in der Clara-Zetkin-Straße (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen. Auch in der Kreisstadt hatten es altbekannte Lokalitäten zunehmend schwerer, sich zu behaupten. Einige gaben auf, andere kamen: Griechen, Chinesen, Italiener, Vietnamesen etablierten sich, warten mit ihren Spezialitäten auf. Abstriche verbucht aber auch der Kreisverband der Kleingärtner bei seinen Sparten-Lokalen.

Es gab sie noch vor nicht allzu langer Zeit: die Gaststätte „Dahlie“, die in den Anlagen „Zum Schurzfell“, „Am Roßmannsbach“, „Harzgruß“, „Am Holungsbügel“. Es gibt sie noch, die Lokalitäten in Kleingärten: Werner Schumann vom Kreisverband zählt auf: Blumensiedlung, Zur schönen Aussicht, Sparte Salza in der Clara-Zetkin-Straße. Von Letzterer schwärmt Schumann.

Hier regiert Gebriele Mondschein. Mit Leib und Seele, Herz und Verstand. Seit Februar 2005 hält sie das Zepter fest in der Hand. Die gelernte Köchin und Kellnerin war bei der HO tätig. Die Handelsorganisation ging den Bach runter. Später arbeitete sie im beliebten „Broiler“ bei Manfred Hause. Der gab, gesundheitsbedingt, auf. Es fügte sich gut. Die Gartensparte Salza suchte einen neuen Pächter für ihr Lokal.

Die Wahl unter mehreren Bewerben fiel auf Gabriele. Einstimmig. Schumann begründet es so: Sie kam aus der Branche, brachte eigene Ideen ein, kurzum, die Chemie mit dem Vorstand stimmte. Außerdem wohnt sie gleich in der Nähe. Schon Tage nach ihrem Einstieg kam die Bewährungsprobe: eine größere Geburtstagsfeier. Die Wirtin meisterte sie bravourös.

Bei Frau Wirtin gern zu Gast (Foto: Kurt Frank) Bei Frau Wirtin gern zu Gast (Foto: Kurt Frank)
Vorstand und Wirtin einigten sich: Sollte das Objekt dauerhaft Bestand haben, musste es innen wie außen aufgefrischt werden. Über das Finanzielle, wer was zu begleichen hatte, kam man überein. Gartenverein, Wirtin und Ehegatte Jürgen gingen das Werk gemeinsam an. Die Gasträume erfuhren eine optische Auffrischung, die Toiletten eine tiptop Modernisierung, ebenso die Küche. Die Bemühungen zahlten sich aus. Die Beliebtheit der Gaststätte erhöhte sich, drohte dank ansteigender Besucherzahlen aus den Nähten zu platzen.

Vorstand und Wirtin beschlossen: Ein Anbau muss her. Das war 2008. Der größte Kleingartenverein hat unter den Mitgliedern tüchtige Handwerker. Die legten los. Der Anbau schuf 20 zusätzliche Plätze. Alles in Eigenleistung. 60 Personen finden heute insgesamt Platz. Skatspieler treffen sich. Mittwochs und samstags zum Stammtisch. Vereine stellen sich ein. Es wird gelacht und gut gegessen.

Feiern aller Art: Hochzeiten, Jugendweihen, Geburtstage und so weiter. Die 59-Jährige bereitet dann ein Büfett zu, über das selbst verwöhnte Gaumen nichts zu meckern haben. Die Familie, Freunde und Bekannte greifen bei solchen Anlässen der Chefin helfend unter die Arme. 60 Gäste wollen gut versorgt sein. Jeweils volles Haus zu Martine, Silvester – vor allem aber zum Sommerfest der Kleingärtner mit bis zu 300 Besuchern.

Blick in das gepflegte Innere (Foto: Kurt Frank) Blick in das gepflegte Innere (Foto: Kurt Frank)
Die Speisegaststätte steht jedermann offen. Sie und ihr Umfeld präsentieren sich in einem Ambiente, das keine Wünsche offen lässt. So mancher Gaststätte in der Stadt würde es zur Ehre gereichen. Die helle Fassade, der Biergarten, der gepflasterte Zugang und das neu eingedeckte Dach gehören dazu. Dem Vorstand ist an Gästen sehr gelegen. Sie bringen Geld und letztlich das für die Pacht, was wiederum für anfallende Arbeit verwendet wird. Das setzt ein gutes Einvernehmen beider Seiten voraus. So gesehen ist es uns um die Zukunft dieser Lokalität nicht bange.
Kurt Frank
Autor: red

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