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Unterschätzte Gefahr:

HP-Viren verursachen Krebs

Freitag, 13. Juli 2018, 00:33 Uhr
Knappschaft übernimmt Impfkosten nun auch für Jungen. Dazu diese Meldung...



Humane Papillomaviren (HPV) sind hochansteckend, verursachen die häufigsten Geschlechtskrankheiten und können als Spätfolge bösartige Tumore bilden – bei Frauen und Männern gleichermaßen. Kinder und Jugendliche sollten daher rechtzeitig gegen HPV geimpft werden. Rechtzeitig bedeutet in diesem Fall, dass die Impfung noch vor den ersten sexuellen Kontakten stattfindet. Bisher wurde sie hauptsächlich bei Mädchen durchgeführt, dabei sind Jungen genauso gefährdet. Als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernimmt die Knappschaft die Kosten für die HPV-Impfung ab sofort auch für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.


Erschreckend, aber wahr: Fast jeder Mensch infiziert sich im Laufe seines Lebens mit den gefährlichen Erregern. Laut einer Studie des Deutschen Krebsforschungsinstituts tragen heute 75 bis 80 Prozent der sexuell aktiven Menschen die HP-Viren in sich. Dabei kann man sich durch Impfen leicht schützen. Seit mehr als zehn Jahren ist die HPV-Impfung in Europa zugelassen. Sie ist gut verträglich und hochwirksam.

Impfkosten wurden bisher nur für Mädchen übernommen

Bislang übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dieser Schutzimpfung nur für Mädchen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) und Fachexperten empfehlen die Impfung aber auch für Jungen. Dieser Empfehlung folgt nun die Knappschaft als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland: Sie übernimmt die Kosten für die HPV-Impfung ab sofort auch für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.

Norbert H. Brockmeyer ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und betreibt Forschungen zu HIV und AIDS. Er gehört zum medizinischen Kompetenznetz der Knappschaft und berät die Krankenkasse und ihre Versicherten zu Fragen der sexuellen Gesundheit. „HP-Viren sind extrem gefährlich, weil sie in der Lage sind, gesunde Zellen über viele Jahre schrittweise umzuprogrammieren, so dass sie sich zu bösartige Tumorzellen entwickeln“, erklärt der Experte die Gefahr, die von den HP-Viren ausgeht.

Infektionsforscher sieht Eltern in der Pflicht

„Es gibt Hunderte verschiedener HP-Viren“, so Brockmeyer weiter. „In einem Abstrich bei Erwachsenen finden wir oft 10 oder mehr verschiedene Virustypen. Wir wissen aber, dass HPV 16 und 18 die gefährlichsten sind. Sie verursachen Krebs überall dort, wo sie beim Sex mit der Schleimhaut in Kontakt gekommen sind.“

Frauen wie Männer können die Erreger übertragen und ihr zum Opfer fallen. Die Impfung schütze, so der Forscher, vor beiden Risiken: Vor der Übertragung und vor den gefährlichen Spätfolgen. Daher sei es wichtig, dass alle Geschlechter im Kindesalter geimpft werden. „Bis Jugendliche ein eigenes Bewusstsein für die Gefahren durch Übertragung von HPV entwickeln, ist es für eine Grundimmunisierung meistens zu spät. Höchste Wirksamkeit erreicht die Impfung nur, wenn sie vor den ersten sexuellen Kontakten verabreicht wird. Hier sind die Eltern in der Pflicht, lange bevor ihr Kind sexuell aktiv wird“, so Brockmeyer.

Die HPV-Impfung wird bei Kinder- und Jugendärzten, aber auch beim Hausarzt durchgeführt und gilt als sicher: „Das Risiko möglicher Impfschäden ist weitaus geringer als die Wahrscheinlichkeit, durch HPV an Krebs zu erkranken“, betont der Knappschaft-Experte. Auf 100.000 Impfdosen komme lediglich eine heftige allergische Reaktion“. Die Kosten pro Impfung belaufen sich auf etwa 500 Euro, die von der Knappschaft erstattet werden.
Autor: khh

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