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EIN NORDHÄUSER SOMMERMÄRCHEN

Otto Normalbürger

Mittwoch, 11. Juli 2018, 13:27 Uhr
Es war einmal vor gar nicht langer Zeit der weithin bekannte Nordhäuser Otto Normalbürger. Er hat die weithin bekannten sieben Hobbys, Sex und seinen Kleingarten. Was dachten Sie Ferkel denn??...


Dafür gehen ihm Fußball und andere Sportarten, Theater, Bibliotheken und Museen am – na, Sie wissen schon – vorbei. Er sitzt beim reichlich vorhandenen Sonnenschein des diesjährigen Sommers in seinem Kleingarten und fragt sich: Warum soll ich diesen für die Parkplätze eines Sportparks opfern?

Nachdem er eine ganze Weile ergebnislos gegrübelt hat, denkt er auch an seinen Kollegen, der seine Freizeit dem Angeln widmet, seinen Nachbarn, der Briefmarken sammelt und seine Großcousine mütterlicherseits, die Vorsitzende eines Telenovela-Fanclubs ist. Und da fällt es ihm wie Schuppen aus den Haaren: Wir alle müssen für unsere Freizeitgestaltung kräftig zahlen. Warum werden andere Hobbys von Steuergeldern - auch von unseren - subventioniert?

Den letzten Satz dachte er so laut, dass seine Gartennachbarn an die Zäune traten und ihm sagten:

„Ich kenne einen Hundehalter, der zahlt für sein Hobby sogar noch zusätzliche Steuern.“

„Ich kenne einen Auto-Schrauber, der zahlt auch Steuern und Gebühren für die Zulassungen seiner aufgemotzten alten Vehikel.“

„Ich kenne einen Funkamateur, der zahlt jedes Jahr für seine Genehmigung, obwohl die schon vor mehr als 50 Jahren ausgestellt wurde.“

Fast alle kannten Leute, die für das, was die in Ihrer Freizeit taten, mächtig viel Kohle berappen mussten. Und da standen sie und diskutierten über die Ungerechtigkeiten dieser Welt und es wurden immer mehr und es wurde immer später und kühler. Da trugen sie ihren trockenen Baumschnitt vom Vorjahr zusammen und entfachten ein kleines Lagerfeuer.

Leider stand der Wind sehr ungünstig, so dass durch Funkenflug die Laube eines nicht anwesenden Gartenfreundes Feuer fing. Die Feuerwehr konnte wegen einer technischen Störung am schon jahrelang maroden Gebäude nicht ausrücken und ein zufällig von einem Einsatz zurückkehrendes Löschfahrzeug war beim unvorsichtigen Passieren einer ebenfalls maroden Brücke mit dieser eingestürzt und lag nun in der Zorge. Wasser gab´s da allerdings noch genug.

Beim Ordnungsamt waren alle Fahrzeuge einsatzbereit, so dass sich sofort 4 Kollegen mit 3 Autos zum Unglücksort auf den Weg machten. Sie fotografierten alles und formulierten schon im Kopf die Gebührenbescheide wegen keine Brenntage und so.

Glück im Unglück: Die abgebrannte Laube gehörte einem unbeliebten Gartenfreund, dessen Freund ein gewisser M. J. war, den auch keiner leiden konnte. M. J. hörte beim Frühstück bei Radio Enno von dem Unglück und dachte: Es ist doch manchmal wirklich komisch, wie alles zusammenhängt.

Die Gartenfreunde saßen inzwischen auch beim Frühstück zusammen und diskutierten und diskutierten. Ein paar von ihnen hatte schon mit Notebook und Smartphone ein paar Diskussionen zum Bericht in der nnz geschrieben.

Ende, freiwillige Selbstkontrolle, P3: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Ende – ganz speziell für die Gesetze und Vorschriften Erfindenden und deren Verwalter -, freiwillige Selbstkontrolle, P18: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wird es langsam Zeit.
Jürgen Wiethoff
Autor: red

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