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Von Menschen und Mauerseglern

Mittwoch, 04. Juli 2018, 08:51 Uhr
Seit Anfang Mai sieht man sie wieder über dem Himmel von Nordhausen fliegen. Wenn die Mauersegler kommen, beginnt für Markus Frey der Sommer. Doch wenn Mensch und Tier aufeinandertreffen verläuft das nicht immer ohne Konflikte...

Die Vögel durchschneiden in atemberaubendem Tempo in kleinen Gruppen die Luft. Sie können Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen. Die Mauersegler überwintern in Afrika, südlich des Äquators, müssen zum Teil die Sahara überqueren und legen auf ihrem Weg nach Europa mehrere tausend Kilometer zurück. Das Leben dieser Vögel spielt sich fast ausschließlich in der Luft ab, Mauersegler übernachten sogar in der Luft. Auf dem Heim- und Wegzug sind sie allerdings zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Ich bin nun kein ausgewiesener Experte für diese Vögel, und wer mehr darüber wissen möchte, findet im Internet zahlreiche Quellen, um etwas über diese erstaunlichen Vögel zu erfahren.

Ich schreibe diesen Artikel, weil diese Vögel Gegenstand von Beschwerden sind; denn sobald sich der Mensch mit Ereignissen konfrontiert sieht, die sich nicht so ohne weiteres in den täglichen Ablauf integrieren lassen, tritt Unmut auf. In diesem Fall handelt es sich um Mauerseglerkot, der während der kurzen Brutzeit auf den Fensterbänken zu finden ist. Ich bin übrigens selbst betroffen. So gehen denn bei der WBG in Nordhausen zahlreiche Beschwerden ein, mit der Bitte, die Nester der Mauersegler zu beseitigen und die Nischen zu verschließen, in denen die Mauersegler brüten.

Ich weiß nicht, ob es aus Angst geschieht, der Vogelkot könnte Krankheiten übertragen, oder aber ob es der geringe Arbeitsaufwand ist, der den Anwohnern zu viel erscheint?


Foto:Pixabay.com/Joachim_Marian_Winkler

Leider geht der Bestand der Mauersegler aus Mangel an Nistmöglichkeiten zurück. Bei Sanierungen oder Renovierungen werden die Brutplätze dieser standorttreuen Tiere zerstört. Zusätzlich fordert die jährliche Reise nach Afrika, auf der die Vögel mehrere tausend Kilometer zurücklegen, ihre Opfer. Wenn dann aus den oben genannten Gründen die Brutplätze fehlen, können die Verluste nicht mehr ausgeglichen werden.
Beim Mauersegler handelt es sich übrigens um eine besonders geschützte Vogelart. Es ist unter anderem verboten, „Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“.

Es gibt sicherlich dringlichere Probleme als Vogelkot auf den Fensterbänken. Eine Aufzählung möchte ich den Lesern ersparen, da ich glaube, dass jedem von uns genug einfallen würde. Zwei zugegeben kleinere Probleme möchte ich mal zur Sprache bringen, da sie ähnlich einfach wie der Vogelkot auf der Fensterbank beseitigt werden könnten.
Da ist zum Beispiel der Zustand der Müllboxen in unserem Wohngebiet. Ja, nicht nur der Erwerb von Eigentum kostet in der Regel Geld, sondern auch die Entsorgung. Dafür bezahlen wir alle. Wenn das Schaukelpferd ausgedient hat, aber noch intakt ist, der „Chefsessel“ in die Jahre gekommen ist und nicht mehr gefällt, oder die Kaffeemaschine nicht mehr so richtig will, landet es im Restmüll. Regelmäßig muss ich feststellen, dass in den Müllboxen Gegenstände abgeladen werden, die dort nicht hingehören. Wenn Mitbewohner ausziehen, erkennt man es an dem Füllungszustand der Mülleimer und Müllcontainer. Und das ist überall ein Problem. Jeder hat nämlich schon von der Sperrmüllabfuhr und Annahmestellen für Elektroschrott gehört, aber Bequemlichkeit und Faulheit siegen leider viel zu oft.

Weiterhin stören mich die Zigarettenkippen, die über ganz Nordhausen verteilt werden. Es soll doch rauchen wer will, es ist aber meines Erachtens einfach eine Sache der Erziehung, wie ich mit den Abfällen umgehe, die ich produziere. Ist es denn so schwer oder gar unmöglich, einen Zigarettenfilter „fachgerecht“ zu entsorgen? Also liebe Raucher, wie wäre es denn mal, die Kippe nicht aus dem Auto auf die Straße oder den Parkplatz zu schmeißen, oder vor dem Kino, an der Haltestelle und dem Supermarkt auf den Bürgersteig zu werfen? Auch in den Wohngebieten oder am Kiesschacht haben Zigarettenkippen nichts zu suchen. Eine Stadt wie Nordhausen, frei von Zigarettenkippen, das wäre doch mal was? Utopie, ich weiß, aber jeder hat mal klein angefangen. Man sollte Erwachsene und Kinder ruhig auf achtlos weggeworfene Dinge ansprechen. Vieles passiert einfach, weil zu Viele wegschauen und sich keiner mehr verantwortlich fühlt, und das anzusprechen hat nichts mit Bevormundung zu tun. Übrigens, es gibt auch viele Raucher, die ihre Zigarettenfilter in Mülleimern entsorgen und nicht achtlos wegwerfen, und nicht jeder, der sich über Mauerseglerkot beschwert, hat keine Ahnung von der Müllentsorgung.

Das eigentliche Problem ist die allgemeine Gleichgültigkeit. Jeder will im Grunde nur seine Ruhe haben. Mein Fazit: Lasst die Mauersegler in Ruhe und kümmert euch lieber um die vielen anderen kleinen Probleme in der unmittelbaren Umgebung.
Markus Frey
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Autor: red

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