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Große Spinnen- und Insektenschau in Sundhausen

Schau mal was da krabbelt

Sonntag, 01. Juli 2018, 15:58 Uhr
Wenn es kräucht und fleucht und krabbelt, da läuft es manchem Zeitgenossen kalt den Rücken herunter. In Sundhausen konnten man an diesem Wochenende einigen der größten Krabbeltiere des Planteten ganz nahe kommen und einen Einblick in die faszinierende Artenvielfalt von Spinne, Schrecke und Co bekommen. Sicher hinter Glas, oder auf der eigenen Hand...

Spinnen- und Insektenschau in Sundhausen (Foto: Angelo Glashagel) Spinnen- und Insektenschau in Sundhausen (Foto: Angelo Glashagel)

Auf langen, haarigen Beinen und mit vor Gift triefenden Hauern warten sie im Dunkel auf ihre Beute, ein achtäugiger Alptraum: die Angst vor Spinnen mag mancher noch aus den Urzeiten menschlicher Existenz mit sich herumtragen, wirklich Angst haben muss man aber, zumindest hierzulande, vor den kleinen Krabbeltieren nicht.

Und selbst die meisten größeren Exemplare sind für den Menschen nicht wirklich gefährlich. Nicht wenn man sich auskennt. So haben sich gerade Vogelspinnen zu einem beliebten Haustier gemausert. Auch für Ricado Köllner aus Stuttgart begann seine Faszination mit einem einzigen Tier. Da war er 15 Jahre alt. Drei Jahre später waren es schon zwanzig Tiere, bald folgten erste kleine Ausstellungen im Kreise von Vereinsfreunden. Heute tourt Köllner mit über 200 Exemplaren durch die Lande und bringt dem Publikum Natur und Lebensweise der Tiere nahe. Zu Spinnen haben sich Skorpione, Stabschrecken und Riesentausendfüßler gesellt, allein 50 Vogelspinnenarten, 20 verschiedene Skorpione, diverse "Phasmiden" und Gottesanbeterinnen konnte man sich an diesem Wochenende in der Sundhäuser Festhalle ansehen.

Nach acht Jahren nennt Köllner heute die größte Spinnen- und Insektensammlung Europas sein eigen, "jedes Tier ist anders und man lernt immer wieder etwas neues hinzu", sagt der Spinnenfreund. Wer wollte, konnte einige der Tiere auch ganz nah an sich heranlassen, etwa eine Vogelspinne der Gattung "Brachypelma klaasi". Die ist eine ausgemachte "Anfängerspinne", erklärt Köllner, die Tiere gelten als besonders friedfertig und werden bei richtiger Haltung bis zu 25 Jahre alt. Zumindest wenn es sich im Weibchen handelt. Die Herren der Gattung werden in freier Wildbahn kaum älter als sieben Jahre. Das ist zum einem die Schuld der Damen, die ihre Gatten nach der Paarung auch gerne mal verspeisen. Zum anderen liegt die geringere Lebenserwartung an der Lebensweise der Männchen: statt in einer Höhle zu sitzen und auf Beute zu lauern (und im Ernstfall auch mal ein Jahr ganz auf Nahrung zu verzichten) sind sie deutlich aktiver und leben damit gefährlicher als ihr weiblicher Gegenpart.

Giftig sind sie beide, wie die meisten Tiere in der Sammlung Köllners allerdings "mindergiftig", ein Biss sei weniger Schlimm als ein Wespenstich, erklärt der Spinnenexperte. Unangenehmer kann es werden wenn sich das Tier tatsächlich bedroht fühlt, als sogenannte "Bombardierspinne" bedeckt sie ihre Gegner bei Gefahr mit brennenden Häärchen. Mehr als ein jucken auf der Haut und trändene Augen würde das bei der kleinen Brachypelma auf menschlicher Haut zwar auch nicht auslösen, es gibt aber durchaus gefährlichere Arten, deren Beschuss Entzündungen und sogar Erstickungsanfälle zur Folge haben können.

Ricado Köllner besitzt heute über 200 Spinnen, Skopione, Schrecken und anderes Getier (Foto: Angelo Glashagel) Ricado Köllner besitzt heute über 200 Spinnen, Skopione, Schrecken und anderes Getier (Foto: Angelo Glashagel)

Die kommen in Sundhausen keinem auf die Hand, tatsächlich finden sich gerade einmal zwei Tiere hier, die auch Menschen wirklich gefährlich werden könnten, und die bleiben schön hinter Glas und Zahlenschloss.

Köllner kann noch mit vielen weiteren Details aufwarten, vom anatomischen Aufbau der Tiere, zu ihrem Fortpflanzungsverhalten bis hin zu Jagd- und Verdauungsmethoden. So wird die Afrikansiche Dornschrecke zwar nur ein Jahr alt, wächst aber in dieser Zeit auf eine Größe von 15-20 cm heran und legt bis zu 3.000 Eier. Und es sticht ein klein wenig, wenn sie mit ihren langen Beinen über die Hand läuft.

Insektenfreunde, welche die Spinnenschau in Nordhausen an diesem Wochenende verpasst haben, müssen nicht verzagen. Die nächste Station heißt am kommenden Samstag Sondershausen. Das große Krabbeln beginnt dann ab 13 Uhr um Carl-Schröder-Saal.
Angelo Glashagel
Autor: red

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