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Ist van Asten noch zeitgemäß?

Dienstag, 26. Juni 2018, 08:19 Uhr
Mehrere Kommentatoren erwähnten im gestrigen Beitrag zu 20 Jahre van Asten den Gestank, der von der Schweine-Intensivhaltung ausgeht und der die Stadt Nordhausen bei bestimmten Wetterlagen regelmäßig unter eine Ammoniakglocke legt. Ob das alles noch zeitgemäß ist, fragt sich Bodo Schwarzberg...

Ob die erhöhten Ammoniakwerte in unserer Luft noch unterhalb der gültigen Grenzwerte sind, sollte die Stadt, bekanntlich dem Wohl ihrer Bürger und der Agenda 21 verpflichtet, schnell untersuchen und öffentlich machen. Schließlich ist Ammoniak ein hochgiftiges, gesundheitschädliches Gas.

Es dürfte außer Frage stehen, dass ein solcher in Tierschutzhinsicht ebeno, wie in Umwelt- und Ernährungshinsicht mehr als fragwürdiger Betrieb, heute in einer Stadt mit knapp 50.000 Einwohnern nicht mehr genehmigt würde.

Denn so ziemlich alles, was mit der Schweineintensivhaltung zu tun hat, steht in der medialen, ökologischen und Tierschutzkritik: Die Haltungsbedingungen von tausenden Tieren auf engem Raum ebenso wie die von Tierschutzorganisationen angeprangerten, vielfach unethischen Zustände in den Schlachtereien, denen die Tiere nach möglichst schneller Mast zugeführt werden.

Der verbreitete Antibiotikaeinsatz zur Ankurbelung der Gewichtszunahme bei den Schweinen mit der Folge der tickenden Zeitbombe Antibiotikaresistenz.
Letztere, so wird von renommierten Medizinern gewarnt, hat das Potenzial von Massenvernichtungsmitteln.

Der Mensch gibt nach ihrer Meinung durch den unkritischen Einsatz dieser Stoffe im Interesse kurzfristiger Profite eine einzigartige Wunderwaffe gegen oftmals tödliche Infektionskrankheiten aus der Hand. Gerade erst machten resistente Erreger von Neisseria gonnorrhoeae, dem Auslöser des Trippers, international Schlagzeilen.

In Großbritannien kann ein infizierter Mann, erstmals seit Entdeckung der Antibiotika, möglicherweise nicht mehr geheilt werden. Probleme bei der Behandlung der Geschlechtskrankheit, aber auch von Tuberkulose und von Infektionen mit gefährlichen Krankenhauskeimen, sind fast täglich in den Medien nachzulesen. Der Antibiotikaeinsatz in der Tiermast wird als eine Ursache benannt.

Und nicht zuletzt sind da die Probleme mit den Nitraten im Boden. Die gigantischen Güllemengen, die die zahlreichen Schweinemastanlagen in Deutschand produzieren, sind ein gewaltiges Umweltproblem.

Gerade erst wurde Deutschland auf europäischer Ebene verurteilt, weil es die überhöhten Nitratwerte im Grundwasser durch übersteigerte Ausbringung von Gülle und anderen Düngern nicht in den Griff bekommt oder eher wohl auf Grund der Lobbyisten nicht wirklich in den Griff bekommen will. Damit aber werden auch andere Beteuerungen der Politik ad absurdum geführt, beispielsweise die ökologische Situation der Ostsee zu verbessern. Dieses kleine Meer leidet massiv unter den Nährstoffeinträgen aus den angrenzenden Industrieländern. Die Todeszonen genannten sauerstoffarmen Bereiche haben nie gekannte Ausmaße angenommen.

Und da Schweinefleisch bei van Asten & Co so billig wie nie produziert werden kann, bedürfen nicht zuletzt die medizinischen Folgen des übersteigerten Fleischkonsums in unserer Gesellschaft der Erwähnung.
Die Kosten für dessen Folgen, Übergewicht bei rund der Hälftre unserer Bevölkerung, Bluthochdruck, Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs belastet unser Gemeinwesen jährlich mit zig Milliarden Euro, von den menschlichen Tragödien, die damit verbunden sind, ganz zu schweigen.

Einst war Fleisch ein teures Vergnügen und der Sonntagsbraten wurde als ein Hauch von Luxus in Millionen Familien geradezu zelebriert.

Wenn wir jedoch weiterhin ein Kilo Schweinefleisch für wenige Cent kaufen, machen wir solche Anlagen, wie jene von Asten, nicht überflüssig, und wir sorgen dafür, dass der Gestank über unserer Stadt und all die anderen, vielfach nicht mit der Nase wahrnehmbaren Probleme, uns auch weiterhin erhalten bleiben und sich weiter verstärken. Mit unkalkulierbaren Folgen für uns alle.
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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