nnz-online
Lehrermangel am Gymnasium

Entscheid per Losverfahren

Dienstag, 05. Juni 2018, 07:45 Uhr
Am Humboldt-Gymnasium sieht man sich dieser Tage einer ungewohnten Situation gegenüber: für die zweite Fremdsprache sind nicht genug Lehrer vorhanden. Nun sollte das Los entscheiden wer in den nächsten Jahren Russisch und wer Französisch lernen wird. Eine Lösung, die nicht alle Beteiligten begeisterte...

Altes Schulgebäude des Humboldt-Gymnasiums (Foto: Angelo Glashagel) Altes Schulgebäude des Humboldt-Gymnasiums (Foto: Angelo Glashagel)

Den umgekehrten Fall, also das sich nicht genug interessierte Schüler finden um eine bestimmte Sprachklasse aufzumachen, damit hat man am Gymnasium schon lange Erfahrung. Solche "Wellenbewegungen" gebe es immer wieder, sagt der amtierende Schulleiter Volker Vogt. Die Lösung per Losverfahren sei zwar neu, aber kein ungewöhnlicher Vorgang, entsprechende Regelungen gebe es in jedem Bundesland, bisher habe man das Verfahren am Gymnasium nur nie anwenden müssen.

Insgesamt hatten sich am Humboldt 38 Schüler dazu entschlossen als zweite Fremdsprache Französisch zu wählen, zu viele für den aktuellen Lehrkörper. Ein direkten Mangel habe man nicht, sagte Vogt der nnz dazu, lediglich eine Lehrkraft werde aus persönlichen Gründen zeitweilig nicht zur Verfügung stehen. "Unsere personelle Situation ist zwar angespannt, aber nicht mit der der Regelschulen zu vergleichen", erläutert der Schulleiter, "eine Schule braucht einen gesunden Überhang um Ausfälle kompensieren zu können, solange das nicht der Fall ist werden wir uns immer im Mangelbereich bewegen". Man könne keine Klassen aufmachen, die man nicht unterrichten könne, deswegen müssten Wege gefunden werden gerechte Lösungen herbeizuführen, anders gehe es nicht.

Bei einigen Eltern regte sich ob des Losverfahrens dennoch Widerstand, der Nachwuchs sollte unbedingt Französisch statt Russisch lernen. Es gebe zwar einen Anspruch darauf in der Schule eine weitere Fremdsprache zu erlernen, aber nicht auf darauf eine bestimmte Sprache wählen zu können, erklärt der Schulleiter, in Klasse 9 und 11 gebe es über das Wahlpflichtfach zudem noch weitere Möglichkeiten gibt, andere Sprachen zu wählen. "Ich bin dankbar, dass sich auch der Elternrat eingeschaltet hat und den Kompromiss sucht", so der Schulleiter weiter, noch am gestrigen Abend waren die strittigen Fragen geklärt, die Mehrheit stand hinter dem Entscheid per Losverfahren.

Die Personallücke bleibt hingegen bestehen, zumindest für einige Zeit. Der nötige "Überhang" an Lehrkräften fehlt derzeit nicht nur am Humboldt-Gymnasium. Im ganzen Freistaat reichte es "hinten und vorne nicht", sagt Vogt. Die Situation sei nicht neu und es gebe keinen Grund in Panik zu verfallen, am Humboldt-Gymnasium sei man immer noch in der komfortablen Lage insgesamt drei Fremdsprachen anbieten zu können, mehr als manch andere Schule.

Auch in Erfurt müht man sich um Lösungen, nur scheint die Kompromissfähigkeit hier weniger ausgeprägt. Die Ideen die es zur Behebung der Problematik gebe seien an sich gut, meint der Schulleiter, baldige Besserung erwartet er aber nicht. Widerstreitende Interessen im Landtag würden ihren politischen Streit derzeit auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler austragen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de