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Internationale Dokumentation

Kamerateam filmte am Erdfall

Dienstag, 08. Mai 2018, 13:40 Uhr
Auch zwei Jahre nachdem sich die Erde auftat und zwei Gebäude zum Teil in die Tiefe riss, erregt der spektakuläre Nordhäuser Erdfall immer noch internationale Aufmerksamkeit. In den vergangenen zwei Tagen drehte ein Kamerateam aus Großbritannien am Erdfall. Auch die nnz hat sich angesehen wie es am Salzagraben heute aussieht...

Doku-Dreh am Erdfall (Foto: Angelo Glashagel) Doku-Dreh am Erdfall (Foto: Angelo Glashagel)

Fast vier Meter hat sich der Krater des Erdfalls in Richtung Süden geschoben, aus den Ruinen der Gebäude hängen noch die Überreste der Büros, welche die Servicegesellschaft für gerade einmal drei Monate genutzt hatte, bevor es zu der Katastrophe kam.

In der Nacht des 29. Februar 2016 tat sich binnen Minuten die Erde auf, fast an der gleichen Stelle an der schon sechs Jahre zuvor ein Loch geklafft hatte, damals groß genug um einen Unimog zu verschlingen. Der zweite Erdfall am Salzagraben fällt 2016 noch einmal größer aus, Teile der Gebäude stürzten in die Tiefe. In den Tagen danach versucht die Servicegesellschaft zu retten was zu retten ist und holt Dokumente und Arbeitsgerät so schnell es geht aus den Büros, bevor weitere Teile des Hauses verschwinden.

Heute liegen die Büros verwaist, nur selten verirren sich Besucher an den Rand der Stadt. Lediglich die Feuerwehr hält hier noch ihre Übungen ab, hin und wieder machen studentische Exkursionen am eindrucksvollen Loch halt.

Der außergewöhnlich große Erdfall mag für die Einheimischen vor allem ein Spektakel gewesen sein, ungewohnt ist das Phänomen aber bei weitem nicht. Seit Jahrhunderten kennt man Berichte und Legenden, die von den Erdfällen berichten und vielerorts sind ihre Überbleibsel noch deutlich zu erkennen.

Anders sieht es bei internationalen Besuchern aus. In den vergangenen zwei Tagen drehte ein Filmteam aus Großbritannien am Erdloch, interviewte Verantwortliche, Augenzeugen und Wissenschaftler. Etwas derartiges habe er noch nie gesehen, erzählt James Howard, einer der beiden Produzenten der Firma "Brightspark" mit Sitz in London.

Das kleine Team produziert eine Doku-Reihe für den internationalen Fernseh-Markt, die sich mit natürlichen Hindernissen und Herausforderungen im Ingenieurswesen auseinandersetzt. In Großbritannien und Irland war man bereits unterwegs, auch in den USA und in Italien, jetzt war Deutschland dran. Neben dem Nordhäuser Erdfall sollen auch geologische Phänomene in Norddeutschland und dem Schwarzwald beleuchtet werden. Eigentlich sei die Idee der Sendung das man nach Lösungen für komplizierte Probleme suche, erzählt Theo Jolliffe, im Falle des Nordhäuser Lochs könnte sich aber herausstellen das es keine praktikable Lösung gibt. Im Herbst soll die Doku rund um den Globus "on air" gehen, wo und wann sie auch in Deutschland zu sehen sein wird steht noch nicht fest.

Dr. Sven Schmidt, James Howard und Dr. Thomas Kammerer (Foto: Angelo Glashagel) Dr. Sven Schmidt, James Howard und Dr. Thomas Kammerer (Foto: Angelo Glashagel)

Zumindest sieht es nicht danach aus. Es ist sehr wahrscheinlich das der Erdfall nicht nur im Durchmesser sondern auch in der Tiefe gewachsen sein könnte. Rund 5000 Kubikmeter Material bräuchte man um das Loch zu füllen, schätzt Dr. Sven Schmidt vom Thüringer Landesamt für Umwelt und Geologie aus Weimar. Und selbst dann könne man sich nicht sicher sein das nicht doch wieder etwas passiere. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Thomas Kammerer stand der Wissenschaftler heute dem Filmteam Rede und Antwort.

Wahrscheinlich werde sich die Natur das Areal zurückerobern, schätzen die Geologen. Dank der Ränder aus lockerem Kies könnte in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die natürliche Hangprägung einsetzen und die schroffen Kanten abflachen. Irgendwann wäre der Bereich dann auch wieder begehbar, ein kleiner Teich wie das Seeloch bei Kleinwechsungen, könnte entstehen. "Ob sich aber in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren nicht doch noch einmal etwas tut, das kann niemand sagen", erklärt Schmidt.

Erdfall am Salzagraben (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen) Erdfall am Salzagraben (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen)

Während der Landkreis wie auch das Landesamt das Geschehen weiter beobachten, haben sich die ersten Bewohner am neuen See schon häuslich eingerichtet. Die braune Brühe der ersten Tage ist kaltem Blau gewichen, über dem Wasser kreist die Gabelweihe, in den Ruinen der Gebäude zwitschern die Singvögel und im Wasser haben es sich Frösche bequem gemacht.
Angelo Glashagel
Autor: red

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