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Wird ein mögliches Förderprogramm helfen?

Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert

Mittwoch, 04. April 2018, 00:09 Uhr
Zu einem Gedankenaustausch zur Chorlandschaft in Nordthüringen kam es im Rahmen eines Treffens der Chöre mit Staatssekretärin für Kultur und Europa Dr. Babette Winter. Bewerbung für "TRAFO 2" soll Verbesserungen bringen...

Der Kreischorverband Nordthüringen hatte zusammen mit der Landrätin des Kyffhäuserkreises zu diesem Treffen im Rathaus der Stadt Bad Frankenhausen eingeladen. Und Vertreterinnen und Vertreter aus den insgesamt 23 Chören des Kreisverbandes waren gekommen.

Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Der Vorsitzende des Kreisverbandes Steffen Lupprian bedankte sich Bei Bürgermeister Matthias Strejc, dass er die Räumlichkeiten zu Verfügung stellte.

Bevor es in die Diskussion mit den Politikerinnen kam, stellte Lupprian kurz den Kreischorverband vor. Einige Kernzahlen finden Sie in der Bildergalerie. Der Kreischorverband hatte sich am 23.02.2011 aus den Verbänden des Kreises Nordhausen und des Kyffhäuserkreises gebildet, nach dem sich der Verband in Nordhausen aufgelöst hatte.


Chor

Bevor es in die Diskussion ging, gab es erst noch ein gemeinsames Lied und anschließend lösten sich die Zungen. Magarete Wisotzky vom Frankenhisser Frauenchor hatte die Initiative ergriffen.

Lupprian stellte den Verband als Interessenvertretung auf Kreisebene dar, auch wenn man sich über zwei Landkreise gefunden hat. Lupprian verwies auf die verschiedenen Veranstaltungen der Chöre einzeln, aber auch im Verband bei Kyffhäuser singen (alle 2 Jahre), die Chormeile, das Kreischorfest und den Daniel-Elster-Wettbewerb.

Wir haben das Loh-Orchester als Leuchtturm der Kultur, aber wir müssen aufpassen, dass am Fußes des Turms nicht die Lichter ausgehen. Auf das Chorwesen kommen große Herausforderungen zu.

Erster Schwerpunkt, es kommt zu einer Überalterung der Chöre, weil der Nachwuchs fehlt. Die Gewinnung von Sängerinnen und Sänger klappt nicht so recht. Vereinsrecht und Vereinssteuerrecht sind nicht gerade förderlich. Die Suche nach Chorleitern gestaltet sich immer schwieriger. Die finanziellen Herausforderungen sind groß, allein bei der einheitlichen Chorkleidung.

Landrätin Hochwind: Wir können stolz auf das Loh-Orchester sein, der Fortbestand ist gesichert. Ein weiterer wichtiger Punkt in der Kulturleitung ist das Chorwesen, bei vielen Veranstaltungen nicht wegzudenken.

Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Kulturförderung für den ländlichen Raum soll angeschoben werden. Auf Vorschlag und mit Unterstützung des Staatssekretärin haben sich die beiden Landkreis Nordhausen und Kyffhäuserkreis bei dem Förderprogramm TRAFO 2 beworben.
Modell für Kultur im Wandel:
http://www.kulturstiftung-des-bundes.de/cms/de/projekte/nachhaltigkeit_und_zukunft/trafo/trafo2.html

Staatssekretärin Dr. Winter machte klar. Kultur hält Europa zusammen, sagte aber auch klar, das die Möglichkeiten des Landes Thüringen begrenzt sind. Man könne in Struktur fördern, aber nicht einzelne Chöre, dass müssen Landkreise und Kommunen in ihren freiwilligen Leistungen bringen.
Hier hakte Hochwind später nach, dass viele Kommunen (oft in der Konsolidierung) kaum noch Möglichkeiten haben.

Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Probleme im Chorwesen mit Staatssekretärin diskutiert (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Dr. Winter gab aber einen Hinweis, wonach internationale Austausche Chancen auf eine Förderung durch den Freistaat haben könnte.

In der Diskussion brachten es die beiden Vertreterinnen des Konzertchors Nordhausen auf den Punkt, rühren müssen wir uns selber, wenn wir Nachwuchs für den Chor wollen. Es kam aber auch der klare Vorwurf, die Kinder in der Schule werden ja nicht mal mehr für die Musik begeistert. Bei den Fächern Musik und Turnen sind die höchsten Ausfallzeiten an Schulstunden und das meist wegen fehlender Lehrer. Und nicht nur aus Nordhausen kam dieser Vorwurf.

Wenn das Fach Musik vernachlässigt wird, muss man sich nicht wundern, wenn schon in den Schulen das Interesse am Mitsingen im Chor fehlt. Viele Schulen hätten nicht mal einen Schulchor mehr.
Für den Kyffhäuserkreis bot Hochwind an, das Problem auf Anforderungen mit Schulleitern zu diskutieren, auch wenn der Kreis keinen direkten Einfluß hat.

Aus Nordhausen kam auch der Hinweis auf die Probleme beim internationalen Austausch mit Chören, mit der Frage wer soll allein den Bus bezahlen. Hier lenkte Dr. Winter ein, da könnte man zum Teil etwas mit Förderung machen.

Kritik an den Finanzen kam auch vom Chor „ZwanzigZehn“ aus Heldrungen. Wenn wir im Freien bei Veranstaltungen singen sollen, braucht man ein starke Anlage. Wer soll das bezahlen.
Aus Clingen kam der Hinweis, die Kommune konnte die Unterstützung für den Chor nicht mehr aufrecht erhalten. Allein um den Chorleiter eine Aufwandsentschädigung geben zu können, mussten die Beiträge verdoppelt werden.

Es war nicht die einzige Kritik wegen fehlender Finanzen. Dr Winter will das Problem der Chorleiterpauschalen nochmals überprüfen lassen.

Die fast zweistündige sehr offene Diskussion wurde mit einem Lied beendet. Bleibt abzuwarten, ob die Hinweise aus den Chören fruchten werden. Aber eines brachte die Diskussion auch, bei der Nachwuchsgewinnung wird der Freistaat nicht helfen können, nur bei den Rahmenbedingungen, eben den Finanzen.
Autor: khh

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