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Keine Lösung kurzfristig in Sicht

Schimmel in der Dusche

Dienstag, 13. März 2018, 21:00 Uhr
Seit 20 Jahren werden auf dem Gelände der jetzigen Landespolizeiinspektion Nordhausen Sanierungsarbeiten durchgeführt. Gemeint sind die Gebäude, die aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen. Damit begannen vermutlich aber auch die Probleme. Deren Liste ist lang und noch nicht abgeschlossen...

Blick auf die Liegenschaft der Landespolizeiinspektion (Foto: Google Earth) Blick auf die Liegenschaft der Landespolizeiinspektion (Foto: Google Earth)
Die Probleme sind bekannt - das ist die gute Nachricht. Die weniger gute lautet: Sie sind immer noch nicht vollständig behoben. Zur Historie: Beim Bau der Gebäude in den 1930er Jahren sei das Parkett mit Teer verklebt worden. Die Folge in den 90er Jahren, als die Polizei die Nutzung übernahm und erste Sanierungen durchführen ließ: Es sollen Dämpfe aufgestiegen und krebserregende Stoffe freigesetzt worden sein. Darüber berichtete die nnz Anfang Februar.

Da es sich um Naphtalin handelte, war also schnelles Handeln angesagt. Wie die Polizei der nnz mitteilte, seien im Anschluss an gutachterliche Untersuchungen und Stellungnahmen seitens des Thüringer Landesamtes für Bau und Verkehr (TLBV) bauliche Veränderungen vorgenommen worden. Man habe die gefährlichen Stoffe dekontaminiert. Im Jahr 2011 wurde die Sanierung des Gebäudes abgeschlossen, in dem die Diensthundeführer untergebracht sind, vier Jahre später folgten die Gebäude der Kripo und der Autobahnpolizei. Im vergangenen Jahr dann wurden die Räume der Einsatzunterstützung und des Inspektionsdienstes "dekontaminiert", wie es in der Amtssprache heißt.

Nach Naphtalin nun der Schimmel

Ende gut, alles gut? Noch nicht, denn bei der ersten Sanierungswelle wurde vermutlich derart schlampig gearbeitet, das es zur Schimmelbildung im Keller des Gebäudes kommt, in dem sich die Umkleideräume befinden. Gewerkschafter machten eine fehlende Drainage-Vorrichtung zur Ableitung entstehenden Wassers und einer mangelhaften beziehungsweise nicht vorhandenen Abdichtung gegen Feuchtigkeit dafür verantwortlich, dass es zu einem Nässerückstau komme, der wiederum die Ursache der Schimmelbildung sei.

Wie die Nordhäuser Polizei der nnz mitteilte, trete der Schimmelbefall nur noch vereinzelt in den Kellern und da eben in den Duschräumen auf. Dem werde mit einer "erhöhten Kellerlüftung und Bauunterhaltungsnaßnahmen" entgegengewirkt. Bekannt ist das Problem seit vielen Jahren, denn schon im Jahr 2010 habe das TLBV ein Sanierungskonzept erstellt, um der Schimmelbildung entgegenzuwirken. Sechs Jahre später hatten Fachplaner und das Landesamt eine Unterlage mit dem vielsagenden Titel "Kostenvoranmeldung - Bau" erstellt. Allerdings soll sich seit dem nicht mehr viel getan haben, obwohl sogenannte "Ad-hoc-Arbeitsgruppen" eingerichtet wurden, deren Arbeitsergebnis darin besteht, dass die Duschen ständig gelüftet werden sollen.

Wer aber ist für die bauliche Beseitigung der Mängel, sprich dem Pfusch, zuständig? So richtig ist das nicht zu entwirren, denn insgesamt handelt es sich beim einst erdachten Finanzierungskonzept um ein kompliziertes Leasingmodell, in dem Thüringer Landesministerien, weitere Landesbehörden und eine Privatbank, die zu rund zehn Prozent dem Bund gehört, verwoben zu sein scheinen.

Und so kommt es, dass die Frage nach dem eigentlichen Sanierungsbeginn folgendermaßen beantwortet wird: "Die Landespolizeidirektion und das Referat 48 des Thüringer Ministerium für Innere und Kommunales setzen sich für Beseitigung ein. Einen Plan gibt es bereits, allerdings gibt es auch eine Priorisierung. Andere Dinge sind gegenwärtig dringender."

Und so muss an der Darre auch kräftig weiter gelüftet werden.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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