nnz-online
Humbolt-Gymnasium

Wird auch die Geschichte planiert?

Sonnabend, 10. März 2018, 09:17 Uhr
Das ist natürlich eine gewagte Frage, dennoch könnte man zumindest darüber phantasieren, ob die kreislichen und städtischen Sanierer bei ihrer Entscheidung, zu planieren, nicht auch einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Hauses ziehen wollen...


Schließlich wurde nach der Wende eine Menge von dem geschliffen, das sich durchaus bewährt hatte, bis hin zur optimalen, von Berlin aus organisierten Bildung in der DDR.

Symbolisch steht die ehemalige EOS Wilhelm-von-Humboldt natürlich durchaus als ein Bollwerk des Stalinismus gegenüber dem damals 15 km weiter westlich stehenden "Klassenfeind" im ehemaligen Grenzkreis Nordhausen vor uns.

Die sinngemäße Begrifflichkeit "marodes Fundament" aus Glashagels Beitrag hat doch auch eine enorme politische Bedeutung. Oder nicht?

Ich selbst habe einige der alten Pauker noch kennengelernt und fachlich gottlob kennenlernen dürfen, die damals in der Humboldt-Schule unterrichteten. Fachliche Kompetenz, ideologische Härte und entsprechende Wachsamkeit gaben sich hier die Klinke in die Hand. Diese Paarung war in den 50er und 60er Jahren (damals war mein Vater dort Schüler), noch heftiger.

Die Schwankungen des im obigen Beitrag erwähnten Parkettbodens, ich glaube besonders vor dem damaligen Biologie-Kabinett, waren gewiss kein Indiz für die Grundausrichtung der Schul- bzw. Parteileitung eine Etage tiefer!

Der damaligen Erweiterten Oberschule (EOS) Wilhelm- von-Humboldt wurde im Landkreis mit Respekt begegnet, aus elitären, und natürlich auch aus politischen Gründen. Wer dort sein Abitur machen durfte, durfte im Normalfall politisch nicht aus der Reihe tanzen und musste, mit Ausnahme einiger Offiziersbewerber, fachlich überdurchschnittlich sein. Diese Eindeutigkeit auf fachlichem Gebiet wünscht man sich heute in der Ausrichtung deutscher Bildungspolitik ein wenig zurück, ebenso die heute vielfach ausgehebelte Autorität der Lehrer.

Wenn die Humboldtschule planiert wird, werden sowohl der beispielhafte fachliche und pädagogische Duft, als auch der alte ideologische Mief planiert, wird ein Stück diskussionswürdiger und anfassbarer Geschichte, gleichsam verschwinden. Die neue Gesellschaft ist da noch rigoroser, als die vergangene. Man versteckt sich hinter aufzuwendenden Euros und kann erleichtert seufzen, da das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist.
"Gott sei Dank".
Bodo Schwarzberg
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de