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Interview mit Sven Thoß

Der Retter in der Not?

Mittwoch, 07. März 2018, 15:05 Uhr
Der 51-jährige gebürtige Potsdamer Sven Thoß übernahm im Herbst die Verantwortung beim FSV 63 Luckenwalde. Zuletzt war dem Verein das Glück nicht hold, am Wochenende heißt der Gegner Wacker Nordhausen. Die Rollen für das Spiel seien klar verteilt, meint Luckenwaldes Coach im Interview...

Sven Thoß hat in seiner Trainerkarriere erfolgreichere Zeiten als gegenwärtig erlebt und sogar schon Bundesliga-Erfahrung. Beim 1.FC Lok coachte er 2010 das Frauenteam in der 1. Bundesliga. Er gilt als profunder Kenner des regionalen nordostdeutschen Fußballs und übernahm.

Ihr Team hat fünf Punkte nach 19 absolvierten Spielen. Viel schlimmer hätte es kaum kommen können. Was ist in der Vorbereitung in Luckenwalde schief gelaufen?

Ich kann nur beurteilen, was in den sechs Spielen unter meiner Leitung passiert ist, die wir verloren haben. Wir sind körperlich oft unterlegen und die Mannschaft ist insgesamt nicht sehr homogen zusammengestellt.

Mit Daniel Becker wurde vor der Saison einer der besten Spielmacher der Liga aus Leipzig zurück geholt. Da sollten die Weichen doch schon auf Klassenerhalt gestellt werden?

Daniel ist ein überdurchschnittlicher Angriffsspieler, keine Frage, aber im Abstiegskampf sind auch andere Tugenden verlangt. Vielleicht hat man sich auch zu sehr darauf verlassen, den Torjäger der Aufstiegssaison wieder zurückzuholen, in der Hoffnung, dann würde alles gut.

Sie haben das Traineramt im November übernommen, als der FSV 63 schon abgeschlagen hinten lag. Warum sind Sie diesen Schrittt gegangen?

Ich hatte im Vorfeld schon Spiele gesehen und gehofft, dass wir den Schalter noch einmal umlegen können. Und wir hatten auch gute Spiele dabei, sind aber defensiv zu anfällig. Die geschossenen Tore sind weniger das Problem als die vielen Gegentore.

"Die Rollen sind klar verteilt" - Luckenwaldes Trainer Sven Thoß (Foto: FSV Wacker '90 Nordhausen) "Die Rollen sind klar verteilt" - Luckenwaldes Trainer Sven Thoß (Foto: FSV Wacker '90 Nordhausen)

Nun sind Sie selbst mit sechs Niederlagen gestartet, ihr Team liegt jetzt schon 13 Punkte hinter dem rettenden Ufer. Geht die Regionalliga-Ära in Luckenwalde zu Ende?

Wir brauchen uns nichts in die Tasche zu lügen, es ist ein großer Rückstand und die Entwicklungen in der 3. Liga zeigt, dass uns nur ein mittleres Wunder retten kann. Wir bereiten uns auf eine Oberliga-Saison im nächsten Jahr vor, wollen aber nichts abschenken in der Liga.

Luckenwalde hat nach 24 Spieltagen nun schon fünf Nachholespiele zu absolvieren. Wie beurteilen Sie persönlich die Ansetzungspolitik des NOFV für die Regionalliga?

Für uns als Trainer ist das eine unsägliche Situation, aber ich weiß auch wie schwerfällig Verbände von der Fifa bis runter zum NOFV sind, wenn es um Veränderungen geht. Ich bin da nicht blauäugig, aber es müsste länger gespielt werden. Warum in der besten Fußballzeit der Ball ruht, muss keiner verstehen. Dazu kommt die Belastung für uns Amateurvereine, wo die Spieler für die Nachholepartien Urlaub nehmen müssen.

Um die Klasse zu halten, müssen ihre Jungs jedes Spiel gewinnen. Auch in Nordhausen. Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Wir haben die Scharte vom Hertha-Spiel auszuwetzen, das wir 5:1 verloren haben. Wir wollen mit kleinen Schritten wieder konkurrenzfähig werden und natürlich auch immer punkten. Aber vom Kader her sind die Rollen für dieses Spiel hier klar verteilt.

Wie motivieren Sie Ihre Spieler in einer so aussichtslosen Tabellenposition?

Es geht um die grundsätzliche Richtung, wer im nächsten Jahr noch dabei sein will. Ich denke, die Spieler haben auch eine hohe Eigenverantwortung, denn sie wollen sich zeigen für kommende Aufgaben bei uns oder bei anderen Regionalliga-Vereinen. ich erwarte von den Spielern, dass sie das tun und sich voll einbringen.
Autor: red

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