nnz-online
Angemerkt

Es sind mitunter die Kleinigkeiten

Sonntag, 18. Februar 2018, 10:27 Uhr
Ich weiß nicht, wie viele Demos ich in diesem Job in Nordhausen seit 1992 bereits begleitet habe. Ich habe sie einfach nicht gezählt. Aber die Abläufe ähneln sich und es sind oftmals die Kleinigkeiten, die bemerkenswert sind. So auch gestern...


Als die Freakshow des sogenannten dritten Weges in Richtung Hagentor zieht und die Polizei unter Einsatz von Gewalt eine Straßenblockade der BgR-Demo aufgelöst hatte, rufen ältere Bürger den Sarg- und Fackelträgern "Schämt Euch!" zu.

Respekt dafür. Das hat mir imponiert, das kam aus dem Herzen, das klang nicht professionell wie die seit Jahren bekannten Slogans derjenigen, die sich hinter dem Banner des einstigen Nordhäuser "Bündnisses gegen Rechtsextremismus", das jetzt "Bündnis gegen Rechts" heißt, versammelt haben. Hier nur eine kleine Auswahl: Nie wieder Deutschland, Deutschland verrecke, Ihr habt den Krieg verlorn oder alerta - antifaschista.

Die übergroße Mehrheit der rund 200 Teilnehmer der III-Weg-Demo kamen weder aus Thüringen, noch aus Nordhausen, sie wurden mit Bussen herangefahren, um möglichst Masse zu sein. Klar ist auch, die Menschen in Nordhausen, die brauchen das nicht, was sich dort abspielte. Aber sie müssen es aushalten, denn dieser Rechtsstaat garantiert die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Und genehmigte auch diese Freakshow.

Das müssen aber eben auch die 250 Gegendemonstranten akzeptieren, auch wenn sie Deutschland ablehnen und befinden, dass alle Polizisten Bastarde sind. Da stehen die Beamten an diesem Samstag stundenlang vorwiegend jungen Menschen gegenüber, müssen sich bepöbeln und beschimpfen lassen. Sie halten das aus, doch was sich in den Köpfen der Frauen und Männer in Uniform abspielt, das kann jeder Normalo erahnen. Ihnen, den Polizisten aus Thüringen und dem benachbarten Sachsen-Anhalt gilt ebenfalls mein Respekt, denn sie verrichten einen verdammt harten Job bei mieser Bezahlung und einem Berg von Überstunden, der kaum noch zu bewältigen ist.

Protest gegen das, was sich gestern auf dem August-Bebel-Platz versammelte, ist legitim und auch notwendig. Doch Straßen zu beschmieren und zu blockieren, Polizisten hasserfüllt gegenüber zu treten, das kann und darf ebenfalls nicht hingenommen werden.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2021 nnz-online.de