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Vortragsreihe im Südharz-Klinikum

Was tun bei chronischen Schmerzen?

Donnerstag, 07. Dezember 2017, 07:00 Uhr
Im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe des Südharz-Klinikums Nordhausen fand am Mittwochabend ein Vortrag zum Thema „chronische Schmerzen – was hilft wirklich?“ statt. Jeanette Böhler, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie u. Psychosomatik und Dipl.- Med. V. Weder, Chefarzt für den Fachbereich Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gaben einen Einblick in die Thematik…

Jeanette Böhler - Chefärztin der Psychatrischen Klinik (Foto: Nicole Schulz) Jeanette Böhler - Chefärztin der Psychatrischen Klinik (Foto: Nicole Schulz)

Etwa 70 Millionen Betroffene in Westeuropa und ca. 5-8 Mio. in Deutschland lebende Menschen leiden unter chronischen Schmerzen (in der Medizin auch als „chronische Schmerzsyndrom“ bekannt). Von chronischen Schmerzen ist die Rede, wenn die Beschwerden länger als sechs Monate anhalten.

Dabei kann der Schmerz soweit ausgeprägt sein, dass es die Lebensqualität des Betroffenen beeinträchtigt und sich belastend auf das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden Desjenigen auswirken. Hinzu kommen vereinzelte Faktoren, die ein chronisches Schmerzsyndrom begünstigen können. Dazu zählen zum Beispiel länger andauernde Stress-oder Schmerzerfahrungen in der früheren Lebensgeschichte, ständiges Ignorieren von Belastungsgrenzen, aber auch anhaltende psychovegetative Spannungen, Angst und Depressionen. Natürlich ließen sich noch viele mehr ergänzen.

Doch was macht man nun bei chronischen Schmerzen und wie kann man sie behandeln? Sieht man sich das Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 1998 an, dann lebten gerade mal 9 Prozent der Befragten ohne Schmerzen. Von den restlichen Befragten erhielten nur 5 Prozent eine Psychotherapie und gerade mal 1 Prozent die Behandlung in einer Schmerzklinik. Dies ist laut Aussage von Frau Böhler eindeutig zu wenig.

In der heutigen Zeit wird der Hauptschwerpunkt zur Behandlung von chronischen Schmerzen auf den Einsatz von Medikamenten gesetzt. Dies liegt zum Teil einfach an dem immer größer werdenden Zeitmangel sowie das Hintergrundwissen der Ärzte, so Dipl. –Med. Weder. Oft berufen sich die Ärzte auf das Wissen, was sie sich während ihres Studiums und ihrer beruflichen Laufbahn angeeignet haben. Sie sind halt zum Teil Fachärzte der alten Schule. Dabei ist es wichtig, den Patienten ernst zu nehmen, zu beraten und aufzuklären, um die für ihn angemessene Behandlung aufstellen zu können.

Bei dem Einsatz von Medikamenten gibt es von der WHO entwickelte und vorgegebene Leitlinien zu beachten. Aufbauend in einem 3 Stufen-System (u.a. auch in einem 4.Stufen-System) können chronische Schmerzen medikamentös behandelt werden. Aber man sollte dabei die Nebenwirkungen nicht außer Acht lassen, die den Patienten zusätzlich noch belasten könnten. So können beispielsweise durch den Einsatz von bestimmten Medikamenten Beschwerden im Magen- und Darmbereich, Nierenschäden oder auch Geschwüre die Folge sein. In der Behandlung hat sich jedoch positiv gezeigt, dass durch eine zusätzliche Zugabe eines niedrig dosierten Antidepressivums eine Verbesserung bei der Schmerzbehandlung ergeben hat.

Dipl.-Med. V. Weder (Foto: N. Schulz) Dipl.-Med. V. Weder (Foto: N. Schulz)
Leider gibt es noch kein Patent-Rezept, das die Betroffenen von ihren chronischen Schmerzen befreien kann. Der medizinische Fortschritt in diese Richtung hat sich noch nicht entsprechend weitergebildet, wie es bei anderen Krankheitsbildern der Fall ist. Was Dipl.- Med Weder den Zuhörern mit auf den Weg geben konnte, war der Hinweis, sich einen Schmerzspezialisten zu nehmen, auch dann wenn die Wartezeiten auf einen Termin langwierig sind. Aber mit der Hilfe des Spezialisten kann eine auf den Patienten individuell abgestimmte Behandlungstherapie abgestimmt werden. Dies wäre auch der Vorteil, beim Vorliegen von weiteren Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herzerkrankungen. Denn hier bedarf es einer besonderen Beachtung bei dem Einsatz von Medikamenten. Zusätzlich empfiehlt Herr Weder eine psychosomatische Mitbetreuung.
Nicole Schulz
Autor: nis

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