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Integrationsbeirat stellt neues Konzept vor

Prävention als oberste Aufgabe

Montag, 13. November 2017, 18:08 Uhr
Gut 18 Monate ist der neue Integrationsbeirat des Nordhäuser Kreises alt. Hauptaufgabe war die Überarbeitung des alten Integrationsplanes aus dem Jahr 2012. Man hat nach neuen Antworten auf sich verändernde Situationen gesucht und gefunden. Heute wurde die aktuelle Fassung des Programms vorgestellt...

Beirat stellt neuen Integrationsplan vor  (Foto: Angelo Glashagel) Beirat stellt neuen Integrationsplan vor (Foto: Angelo Glashagel)

Auf vier Säulen soll der neue Integrationsplan fußen: der Festigung demokratischer Strukturen und der Prävention von Gewalt und Radikalisierung, der interkulturellen Öffnung der Verwaltung, den Bereich Bildung, Ausbildung und Beruf sowie die Wohnraumsituation von Migranten und Flüchtlingen.

Vor allem mit der Prävention von Gewalt und Radikalisierung beschäftigte den Beirat in den letzten Monaten. "Das waren 70% unserer Sorgen", sagte heute der Vorsitzende des Beirats, Mohamed Sayed. "Das ist ein Thema, das grundsätzlich nachhaltig behandelt werden muss und viel Arbeit über Jahre hinweg brauchen wird", erklärte Sayed, wenn man hier nicht richtig handele, sei die Gefahr groß, dass die weitere Entwicklung schief laufen könnte. "Wir haben festgestellt, dass sich viele Probleme verschieben. Zu Anfang ging es zum Beispiel noch viel um den Zugang zu Integrationskursen, heute reden wir mehr über die Integration in Arbeit. Die Gewaltproblematik hingegen wird als Thema aktuell bleiben", sagte Sayed.

Um Radikalisierung und Gewalt möglichst frühzeitig einen Riegel vorzuschieben schlägt der Beirat weitere Schritte vor, die den interkulturellen und interreligiösen Dialog fördern aber auch ein gewisses Maß an gesellschaftlicher Kontrolle sicherstellen sollen. Der Plan sieht unter anderem vor, die Moschee als reinen Gebetsraum zu nutzen, alle weiteren sozialen Aktivitäten aber an einen anderen Ort auszulagern, der für alle frei zugänglich ist. Eine Art interkulturelles Zentrum, nicht nur für Muslime, sondern alle Religionen und Kulturen, unterstrich Sayed.


Hier könnte auch islamischer Religionsunterricht angeboten werden, ohne viel Aufwand oder weitere Fördermittel wie der Beirat betonte. Eine solche Möglichkeit gibt es im Landkreis bisher nicht, die religiöse Bildung junger Zugewanderter bleibt bisher in der Hand der Eltern und deren religiösen Hintergrund kenne man nicht, sagte Sayed. Die Einrichtung eines Zentrums würde es der Gesellschaft erlauben, hier mehr Einfluss zu nehmen und einen Dialog "auf dem Boden von Toleranz und Rechtsstaatlichkeit" zu fördern. Über die Zusammenarbeit mit der Verwaltung, etwa dem Schulamt, könne man auch sicherstellen, das diese Möglichkeit genutzt würde, erläuterte Sayed.

Über die Einrichtung einer solche Institution, so der Plan, könnten auch weitere tragende Säulen des Integrationskonzeptes realisiert werden, wie die Bereiche Bildung und Ausbildung, politische Partizipation und soziale Integration. "Jeder Schritt dient dem nächsten", erklärte der Beiratsvorsitzende, seine Kollegen hätten mit der Überarbeitung des Integrationsplanes gute Arbeit geleistet. Und auch wenn der Plan sicher nicht perfekt sei und noch Lücken aufweise, habe man mehr geschafft als nur zu reden.

Die Mitglieder des Beirates haben in den letzen Monaten denn auch nicht im stillen Kämmerlein gesessen, sondern sich viel umgesehen und gehört. Es wurde mit verschiedenen Akteuren, mit den Migranten, mit Sozialarbeitern, überregionalen Verbänden, Ämtern und Behörden gesprochen. Selbst den Verfassungsschutz hatte man zu Besuch.

Die Beratungen zur Umgestaltung des Konzeptes erfolgten in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen mit der Thematik vertrauten Stellen und wurde innerhalb des NIMM-Netzwerkes öffentlich diskutiert. Bisher handelt es sich bei dem Papier aber um nicht viel mehr als die informierte Meinung des Integrationsbeirates und der an der Erarbeitung beteiligten Institutionen. Morgen soll der neue Integrationsplan in die Mühlen des politischen Betriebes geschickt und zur nächsten Sitzung des Kreisausschusses besprochen werden.

Im Beirat scheint klar zu sein das man keine einfachen Lösungen angeboten hat und das Vorschläge wie die Idee islamischen Religionsunterricht öffentlich anzubieten, reichlich Diskussionsstoff bieten werden. Es sei wahrscheinlich, dass der Kreistag die Thematik zunächst an die entsprechenden Ausschüsse weitergeben werde, sagte Klaus-Uwe Koch, Mitglied des Beirates. Bevor man ein beschlussfähiges Papier habe, könnte noch ein halbes Jahr ins Land gehen, meinte Koch, man hoffe auch, dass der Kreistag die bisherige Praxis beibehalten werde und auch die zukünftige Diskussionen rund um den Integrationsplan möglichst öffentlich gestalten werde.
Angelo Glashagel
Autor: red

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