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Hochschule und Bauunternehmen kooperieren

Der nächster Schritt zur Wertstoffwende

Dienstag, 10. Oktober 2017, 14:35 Uhr
Rohstoff-Recycling ist eine Aufgabe für Gegenwart und Zukunft. Wie man die "Wertstoffwende" in den nächsten Jahren weiter bringen kann, daran arbeitet die Nordhäuser Hochschule jetzt auch in Kooperation mit dem Bauunternehmen Henning und will nah ran an die Alltagspraxis um neue Erkenntnisse zu gewinnen...

Wertstoffwende mit Wissenschaft und Wirtschaft - die Hochschule kooperiert jetzt mit dem Bauunternehmen Henning (Foto: Angelo Glashagel) Wertstoffwende mit Wissenschaft und Wirtschaft - die Hochschule kooperiert jetzt mit dem Bauunternehmen Henning (Foto: Angelo Glashagel)

Kleine und große Haufen von Steinen, mal grob, mal fein, bearbeitet oder kantig bestimmen das Bild des Materiallagers der Firma Henning-Bau in Urbach. Die Forschungsgruppe der Nordhäuser Hochschule um Prof. Dr. Jürgen Poerschke hofft von hier aus den nächsten Schritt in Sachen "Wertstoffwende" gehen zu können. "Wir wollen alles das vorantreiben, was die Menschen dazu bringt im Kopf vom "Müll" zum "Wertstoff" zu kommen", erklärt Poerschke das grundsätzliche Anliegen der Wissenschaftler, und das in möglichst vielen Bereichen, vom Haushalt bis zur Baustelle.

Zu Zeiten ihres Vaters, da wurde beim Abriss noch alles zusammengekippt. Schutt war Schutt, Abfall, Müll, gerade gut genug als Füllmaterial, erinnert sich Doris König, Chefin des Bauunternehmens Henning. Heute ist man da viel weiter, schon auf der Baustelle wird aussortiert, Plastik, Holz, Metall, Beton, es wird viel separiert. Als man für grobes Steinmaterial einen "Brecher" anschaffte, da sei der Vater noch skeptisch gewesen, erzählte König, aber nicht lang, das Verfahren habe sich bewährt. "Goldstaub" nennt denn auch Professor Poerschke das, was sich heute auf dem Lagerplatz der Firma findet.

"Das ist das bare Geld was unsere Kunden da sparen können", sagt König, immer biete man auch die Restverwertung mit an, das Material sei ebenso gut und unterm Strich günstiger als das, was aus dem Kiesschächten oder Steinbrüchen komme. Dennoch gebe es viele Kunden, die das Angebot nicht annehmen würden und doch lieber neues Material verwendet sehen.

Derlei Einstellungen zu ändern, das hat sich Professor Poerschke zur Aufgabe gemacht, auf lange Sicht und mit wissenschaftlicher Empirie. Noch sei es so, dass Recycling mit wenigen Ausnahmen teurer sei als der Abbau, erklärt Poerschke, doch das werde sich irgendwann ändern. "Für uns Wissenschaftler ist das auch eine Chance. Jetzt haben wir die Zeit zu forschen und Techniken zu verfeinern", erklärte der Professor.

Wertstoffwende mit Wissenschaft und Wirtschaft - die Hochschule kooperiert jetzt mit dem Bauunternehmen Henning (Foto: Angelo Glashagel) Wertstoffwende mit Wissenschaft und Wirtschaft - die Hochschule kooperiert jetzt mit dem Bauunternehmen Henning (Foto: Angelo Glashagel)

Verschiedene Projekte und Inititativen hat man schon angeschoben, etwa indem man in Feldstudien das Sammelverhalten im Landkreis untersuchte. In der Zusammenarbeit mit Henningbau will man zum einen im Projekt "Masterbau" das Wertstoffpotential im Abriss untersuchen. Zum anderen organisiert man über die "Recyclingregion Harz" über die Landesgrenzen hinweg den Erfahrungsaustausch zwischen den rund 50 Projektpartnern und sucht wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis zu sammeln.

So plant man bei Henning-Bau im Frühjahr eine über den Betrieb organisierte Sammlung von alten Elektrogeräten. Natürlich wissenschaftlich begleitet. "Anders als an einer Universität ist an einer Hochschule ist Forschung die Kür. Wir sind bestrebt das unsere Ergebnisse in der Industrie auch realisiert werden", sagte Poerschke.

Neue Erkenntnisse und Ideen aus der Zusammenarbeit erhofft sich Frau König auch für ihre Firma. Recycling sei eine teure Angelegenheit, man hoffe über die Zusammenarbeit Wege zu finden, mit denen ihr Betrieb diese Aufgaben besser lösen kann. Das wäre dann auch ein Wettbewerbsvorteil für die Urbacher.

Perspektivisch könnten also einmal Wissenschaftler und Bauarbeiter in Nordhausen nebeneinander auf der gleichen Baustelle arbeiten und den Weg, den man in den späten 90er Jahren eingeschlagen hat, weiter beschreiten.
Angelo Glashagel
Autor: red

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