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Ausstellung zu Architekt Friedrich Stabe

Filmtheater im Gemälde

Donnerstag, 03. August 2017, 10:11 Uhr
In der Ausstellung, die zur Würdigung des Architekten Friedrich Stabe anlässlich seines 105. Geburtstages im Foyer der Stadtbibliothek aufgebaut wurde, wird auch auf das Lichtspieltheater in der Töpferstraße hingewiesen. Es gehört zu den beeindruckenden Bauwerken der Nachkriegszeit und fand auch Eingang in die Kunst...

Stabe war der Entwurfsleiter. Der große Zuschauerraum/Saal wurde am 12. Juni 1954 eröffnet, danach entsteht das Vordergebäude, u. a. mit der Eingangs- und Kassenhalle und dem Verteilergang zum Saalbau.

Das Filmtheater "Neue Zeit" gehört zu den beeindruckenden Bauwerken der Nachkriegszeit (Foto: Heidelore Kneffel) Das Filmtheater "Neue Zeit" gehört zu den beeindruckenden Bauwerken der Nachkriegszeit (Foto: Heidelore Kneffel)


Dort hing ab Mitte der 1950er Jahre ein großformatiges farbiges Gemälde von Prof. Franz Markau aus Weimar. Geboren wurde der Künstler 1881 in Berlin, gestorben ist er 1968 in Weimar. Hier interessiert sein Wirken in Thüringen. Von 1926 bis Ende 1944 leitete er die Fachabteilung Dekorative Malerei an der Kunstgewerbeschule in Erfurt.

Er wurde nach dem Krieg aus dem Schuldienst entlassen und begann in Weimar seine freischaffende Tätigkeit als Künstler. Sein Werkverzeichnis umfasst Ölgemälde, Aquarelle, Pastelle, Zeichnungen, Druckgrafik, vor allem Wandmalereien als Partner der Architektur. Entsprechend vielfältig sind seine Themen.

Auf der Schautafel in der Nordhäuser Bibliothek ist sein Gemälde in einer schwarz-weiß Reproduktion abgebildet, eine farbige Wiedergabe ist wohl nicht überliefert, auch der Titel nicht. Vielleicht doch irgendwo im Verborgenen?

Auf der Schautafel in der Nordhäuser Bibliothek ist Markaus Gemälde in einer schwarz-weiß Reproduktion abgebilde (Foto: Heidelore Kneffel) Auf der Schautafel in der Nordhäuser Bibliothek ist Markaus Gemälde in einer schwarz-weiß Reproduktion abgebilde (Foto: Heidelore Kneffel)


Franz Markau beschäftigte sich, von Goethes Farbkreis angeregt, intensiv mit der Farblehre. Mit dem Dichter war er der Ansicht: „Farben sind Taten und Leiden des Lichts.“ Der Künstler setzte sich auch mit der Farblehre des Anthroposophen Rudolf Steiner auseinander. Für M. sollten die Farben auf einem Bild von innen her leuchten, so würden sie ihre Wirkung am schönsten und reichsten erfüllen. Deshalb ist es sehr schade, dass sein Gemälde im Filmtheater nicht farbig überliefert ist. Wann es verschwand, ist mir nicht bekannt, Befragungen brachten keine Erkenntnis. Ich weiß, dass es darüber Debatten gab, dass es zeitweise auch mit einem Vorhang verhüllt wurde und dass dafür vor allem die Aktdarstellung im Vordergrund Anlass gewesen sein soll. Im Raum stand auch in dieser Zeit die sogenannte „Formalismusdebatte“, d. h, welches Thema durfte wie in der DDR dargestellt werden.

Ich habe mich bemüht, die Bilderwelt des Franz Markau auf der Reproduktion zu entziffern, was einer Expedition glich, denn das Foto ist ein blasser Abglanz des einstmals leuchtenden Gemäldes.

Ich beschreibe die einzelnen Bildszenen von der rechten Seite aus, vom Betrachter her gesehen. Einen Großteil des rechten Bildraumes des querformatigen Formates einnehmend, schreitet ein imposanter Elefant in das Bildgeschehen. Vor ihm breitet sich üppige blühende Vegetation aus und verdeckt einen Teil seines Körpers. Leicht hinter ihm gruppiert zeigen sich drei hochgewachsene Menschen, mit einem Lendenschurz bekleidet, wahrscheinlich Massai, mit hochragenden Speeren in den Händen. Vor ihnen schreitet eine Person, in ein wallendes Gewand gehüllt, eine antike Göttin? Über dieser Gruppe fliegen zwei Kraniche zur Mitte der Komposition hin.

Im Vordergrund des rechten Bildteiles erblickt der Betrachter eine Personengruppe, groß angeordnet, fast bis zur Bildmitte reichend: Eine jüngere Frau, als liegender Akt dargestellt, den Kopf auf den linken Arm gestützt, schaut zu ihrem hinter ihr knieenden sich ihr zuwendenden Kind. Der Mann, sich gleichfalls hinter der Frau befindend, spielt Gitarre und blickt hin in Richtung zweier Männer, die zwei große Räder bei sich haben und in ein Gespräch vertieft sind. Hinter ihnen in der Bildmitte erhebt sich die Metallkonstruktion eines Gaswerkes, dahinter eine schräg zum oberen Bildrand verlaufende moderne Häuserzeile größerer Bauten. Neben der erwähnten Zweiergruppe steht ein Stahlkocher mit seiner langen Eisenstange. Etwas nach hinten versetzt sieht man in ein Bergwerk, in dem Menschen tätig sind.

Zum linken Bildrand hin breitet sich wieder eine Landschaft aus, mit Kakteen bewachsen und verschiedenen Bäumen. Zwei Frauen tragen in stolzer Haltung Krüge auf den Köpfen. Im linken Hintergrund steht ein hochragendes sakrales Monument vor einem Tempelbau mit einer Zypresse. Über die ganze Bildbreite ist der Himmel gespannt, von dem in der Bildmitte die Sonne strahlt. Vom Künstler Franz Markau wurden also typische Szenen menschlichen Lebens dargestellt, eingebettet in Natur und Architektur.

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. August während der Öffnungszeiten der Bibliothek geöffnet.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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