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Nachgefragt

Investition wirtschaftlich nicht machbar

Donnerstag, 13. Juli 2017, 16:18 Uhr
Ein Leser der nnz hat aus den Medien erfahren, dass die größten Verkehrsbetriebe im Land Thüringen sich gegen den Einsatz von Elektrobussen aussprechen. Nordhausen lehnt wie andere ab, lediglich Jena ist interessiert. Wir wollten wissen, welche Gründe es dafür gibt...

E-Bus wurde bereits in Nordhausen getestet (Foto: nnz) E-Bus wurde bereits in Nordhausen getestet (Foto: nnz)

Helmut Günther schreibt der nnz das folgendes: An der Umstellung der Verkehrsmittel auf Elektroantrieb dürfte wohl nichts in den nächsten Jahren vorbeigehen. Beginnen sollte man dort, wo es am sinnvollsten ist, bei Kurzstrecken. Die Deutsche Post macht es vor. Busse und Fahrzeuge der Müllentsorgung sollten folgen.

Das wäre ein echter Beitrag zum Umweltschutz und zur Feinstaubentlastung im innerstädtischen Bereich. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass Nordhausen als traditionsreicher Maschinen- und Fahrzeugbau Standort auch eine Verpflichtung hat, innovativ tätig zu werden. Ich denke wir wollen Deutschland 4.0 sind aber erst kurz nach der Postkutsche. Nur vom dauernden Geschwätz geht nichts voran.

Immerhin gibt es in Nordhausen bereits ein Unternehmen was im Bereich der Elektrospeichertechnik tätig ist. Mich würde interessieren, was dazu die Verkehrsbetriebe, das Umweltamt und die Vertreter der Wirtschaft sagen.


Wir haben bei den Nordhäuser Verkehrsbetrieben nachgefragt und erhielten folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Günther,

vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Dienstleistung im Öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt und im Landkreis Nordhausen und Ihre Anfrage zum Thema Elektromobilität.

Die Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH (VBN) haben sehr aktiv am vom Thüringer Ministerium für(damals) Bau, Landesentwicklung und Verkehr im Jahr 2012 initiierten Projekt „Städteübergreifende Einführung von elektrisch betriebenen Linienbussen in Thüringen“ mitgearbeitet.

Im Ergebnis hatten wir mehrfach für eine Woche einen Elektrobus auf unserer Stadtbuslinie A im Einsatz und das im Voraus auch öffentlichkeitswirksam beworben, trotzdem hielt sich das Interesse unserer Fahrgäste in Grenzen. Die Investition in Elektrobusse lässt sich für das verhältnismäßig kleine Unternehmen jedoch nicht wirtschaftlich darstellen. Unsere finanziellen Möglichkeiten sind da doch sehr begrenzt.

In einer Bandstadt wie Jena mit großen Entfernungen zwischen Arbeits- und Wohnort, welche dazu als Universitätsstandort, Wissenschafts- und Technologiezentrum boomt, erfährt das Angebot im ÖPNV ein wesentlich ausgeprägteres Nutzungsverhalten seitens der Bürger.

Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH bereits in der Vergangenheit schon einmal zwei Elektrobusse über Jahre im Einsatz hatte und damit die Forschung und Weiterentwicklung unterstützt hat. Das Konzept hatte sich nicht bewährt. Die Fahrzeuge wurden nach ihrer Regellaufzeit ausgesondert.

Gegenwärtig sehen wir unsere vordergründige Aufgabe in der Stärkung der bereits vorhandenen Elektromobilität in Form von modernen niederflurigen Straßenbahnen. Nordhausen hebt sich mit diesem komfortablen Angebot thüringen- und auch deutschlandweit von Städten ähnlicher Größenordnung ab.

Gleichwohl verfolgen wir alle Projekte, die im Zusammenhang mit alternativen Antriebstechnologien stehen und streben eine Zusammenarbeit mit ortsansässigen Unternehmen an. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass insbesondere der Entwicklungsstand der Speichermedien die dringend notwendige Weiterentwicklung eines fahrzeugtechnischen Systems der VBN gegenwärtig noch nicht unterstützen kann.
Gabriele Schuchardt, Geschäftsführerin
Autor: red

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