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GEW zum Kita-Gesetz

Sehenden Auges in die Qualitätsverschlechterung

Montag, 15. Mai 2017, 15:05 Uhr
Die Landesregierung ignoriert mit dem Thüringer Kita-Gesetz nicht nur wissentlich den bereits jetzt einsetzenden und sich in den nächsten Jahren noch verschärfenden Fachkräftemangel, sondern sie nimmt damit auch Qualitätsverschlechterungen in Kauf. Sagt zumindest die Thüringer Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft...


Wieder einmal verpasse eine Thüringer Landesregierung mit der Novellierung des Kita-Gesetzes, gute Bedingungen in Kitas herzustellen. Der stagnierend schlechte Personalschlüssel führt dazu, dass viele gut ausgebildete Erzieher*innen in Bundesländer abwandern, deren Schlüssel eine kindzentrierte, inklusive Arbeit nach dem Bildungsplan überhaupt erst ermöglichen.

Darüber hinaus finden Erzieher*innen in anderen Bundesländern tarifliche Bedingungen vor, die weit über denen in Thüringen liegen. So führen ein schlechter Personalschlüssel und fehlende tarifliche Regelungen bei freien Trägern schon heute dazu, dass zu wenig ausgebildete Erzieher*innen dort anfangen wollen. Dadurch leidet die Qualität der pädagogischen Arbeit an diesen Kitas.

Die GEW Thüringen fordert seit langem, den Betreuungsschlüssel auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zur frühkindlichen Pädagogik und der gemeinsamen Erklärung der Jugendminister*innen „Frühe Bildung – Mehr Qualität für alle Kinder“ anzupassen. „Sechzehn über Dreijährige betreut eine Erzieherin, ein Erzieher in Thüringen. Empfohlen ist aber ein Betreuungsverhältnis von einer Erzieherin oder einem Erzieher für neun Kinder. Die Konsequenz dieses schlechten Betreuungsverhältnisses bei steigenden Anforderungen an die pädagogische Arbeit ist ein spürbarer Qualitätsverlust in der Bildungsarbeit. Die Leittragenden sind neben den Beschäftigten vor allen Dingen die Kinder“, erläutert Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen.

Die GEW setzt sich seit vielen Jahren für gebührenfreie Bildung ein. Dies gilt von frühkindlicher Bildung in der Kita bis zur Berufsausbildung und Hochschulstudium. Dennoch lehnt die GEW Thüringen die Einführung eines beitragsfreien Jahres ab, sofern die über die Abschaffung des Landeserziehungsgeldes eingesparten Mittel nicht in die Personalausstattung der Thüringer Kindertagesstätten investiert werden. Dazu Kathrin Vitzthum: „Das beitragsfreie Kita-Jahr ist teuer erkauft. Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung sind gerade jetzt, in einer Zeit massiver Mehreinnahmen des Landes realisierbar. Es gibt keine besseren Investitionen als die in Bildung!“

Eine von der GEW Thüringen geforderte Tariftreueklausel gäbe dem Land Thüringen die Möglichkeit, seine Zuschüsse an Mindestbedingungen zu knüpfen wie es im Bereich der Wirtschafts- und Projektförderung bereits jetzt üblich ist. Der TVöD Sozial- und Erziehungsdienst sollte dabei als Orientierung dienen. Dabei ist es an der Landesregierung und den örtlichen Trägern, die Finanzierung der Kindertagesstätten auf eine solide Basis zu stellen, ohne die Eltern über erhöhte Beiträge zusätzlich zu belasten.
Autor: red

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