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Der 1. Mai in Nordhausen:

Fällt für den DGB aus!

Donnerstag, 27. April 2017, 10:00 Uhr
Ach, was waren das für herrlich demonstrative Zustände, als es in Nordhausen noch den Tag der Arbeit gab, und sich Hunderte auf dem Platz zwischen den zwei Rathäusern versammelten. Das ist gefühlte Lichtjahre her. In diesem Jahr können Politiker und Gewerkschafter auf jeden Fall mal so richtig ausschlafen...

Nur wenig Resonanz im vergangenen Jahr (Foto: nnz) Nur wenig Resonanz im vergangenen Jahr (Foto: nnz)

Wer die "1. Mai-Veranstaltungen" der zurückliegenden Jahre beobachtet hat, der wird festgestellt haben, dass es kaum eine Resonanz unter der arbeitenden und nichtarbeitenden Menschheit im überschaubaren Nordhäuser Revier gab.

Hätte man die organisatorisch wirkenden DGB-Mitglieder und die Parteimitglieder abgezogen, wären wohl zehn oder 20 interessierte Personen übrig geblieben. Und von denen hatten sich noch einige erlaubt, öffentlich Fragen an den am Mikrofon arbeitenden Agitator zu stellen.

Daraus und aus der Tatsache, dass das DGB-Büro in Nordhausen nicht mehr besetzt ist, lassen die Gewerkschaften und der DGB die "1. Mai-Feier" in Nordhausen einfach mal ausfallen. "Wir haben die Organisation einfach nicht hinbekommen, bedingt unter anderem durch einen personellen Engpass", erklärt Regionsgeschäftsführerin Renate Licht auf nnz-Anfrage.

Darüber hinaus habe es Meinungsverschiedenheiten im Vorfeld gegeben, doch diejenigen, die einen Neuanfang forderten, die hätte selbst kein Konzept vorgelegt. Bei den Einzelgewerkschaften sieht man die Entwicklung eher mit Sorge, fühlt sich aber auch nicht verantwortlich. "Das ist Sache des DGB", war am Dienstag von einem IG-Metall-Vertreter zu hören.

Renate Licht verwies im Gespräch mit der nnz auf andere Kundgebungen. Zum Beispiel in Sondershausen und Mühlhausen, vielleicht angelehnt an die Poppenhäger-Vision der neuen Kreisstädte. Dort könne man unter dem Motto „Wir sind viele – wir sind eins“ demonstrieren. Ein Kinder- und Familienfest soll es auch geben. Wer es ein wenig klassenkämpferischer mag, der kann sich am Montag auf nach Gera machen, die dortige zentrale DGB-Thüringen-Veranstaltung steht unter dem Motto "Herz statt Hetze".

Vermutlich wird im kommenden Jahr wieder in Nordhausen demonstriert, denn schon im Juni soll das Nordhäuser DGB-Büro wieder besetzt sein. Hofft Frau Licht. In diesem Jahr hat jedenfalls der Kapitalismus in Nordhausen gewonnen.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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