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erstes "Stadtgeflüster"

Das war unser Leben

Mittwoch, 19. April 2017, 17:11 Uhr
Die alteingesessenen Nordhäuser in vorangeschrittenem Alter kennen noch eine ganz andere Stadt als die heutige. Mit dem alten Nordhausen verbinden sich vor allem auch Namen. Martin Höfer berichtete in der Flohburg heute zum ersten "Stadtgeflüster" von der Verbindung zwischen Familiennamen und Firmen in Nordhausen...

An "Emil Akte" erinnert sich Martin Höfer noch, berühmt sei der gewesen, für sein Eisbein. Nähmaschinen Buhla, Pelz Weber, das Bestattungshaus Höfer und, und, und. Vor der Wende war die Nordhausen nicht so sehr von Supermärkten und Einkaufszentren geprägt, sondern vom Einzelhandel, kleinen Geschäften und ihren Besitzern. Die hatten Charakter, meint Höfer, auch deswegen erinnerten sich er und seine zahlreich in der Flohburg erschienen Zuhörer noch so gut an sie. "Das war unser Leben", fasst eine Besucherin prägnant zusammen.

Wobei zum ersten "Stadtgeflüster" weniger zugehört, als vielmehr miteinander geschwatzt wurde. Was war wo? Wer hat welche Erinnerungen? Kennt kleine Anekdoten? Am Ende tauschen alle miteinander Geschichten aus, Überlebenstipps gelernter DDR Bürger, meint Höfer. Wie kam man an eine Waschmaschine ohne vier Jahre lang warten zu müssen? Welche Beziehungen konnten nützlich sein?

Es geht um Erinnerung, um Nostalgie. Aber nicht nur. "Früher hatten wir eine Weltansschauung, heute kann ich mir die Welt anschauen", sagt Höfer, das der Sozialismus Mist und die Marktwirtschaft schlicht praktikabler war, habe man schon damals erkennen können. Und auch wenn heute Masse statt Klasse zu überwiegen scheint, sind noch nicht alle Spuren dieses Teils der städtischen Geschichte verschwunden. Fahrrad Limmer, Aschenbrenner oder eben auch das Bestattungshaus Höfer - sie existieren noch.

Erstes Stadtgeflüster in der Flohburg (Foto: Angelo Glashagel) Erstes Stadtgeflüster in der Flohburg (Foto: Angelo Glashagel)

Der Blick auf die Geschäfte Nordhausens mit dem "Nordhäuser Original" Martin Höfer war als Auftakt der Reihe "Stadtgeflüster" gedacht und habe genauso funktioniert, wie man sich das gedacht habe, sagte Museumschefin Susanne Hinsching. Einmal im Monat will man fortan zu verschiedenen Themen plaudern, worüber als nächstes "geflüstert" werden soll steht aber noch nicht fest.

Wer hingegen sehen will, wie sich Nordhausen in den letzten hundert Jahren verändert hat, für den eröffnet der Geschichtsverein eine neue Sonderausstellung in der Flohburg, die ab dem 18. Mai im stadthistorischen Museum zu sehen sein wird.
Angelo Glashagel
Autor: red

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