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Lichtblick zum Wochenende

Nicht dienen lassen, sondern dienen

Freitag, 31. März 2017, 07:00 Uhr
Jede Woche und auch jeder Tag im Jahr hat für den Christen einen Bibelvers, der ihn begleiten und zum Nachdenken anregen soll. Dieser Vers wird per Losverfahren in Herrnhut, von einer dort lebenden besonderen Gemeinschaft von Christen bestimmt. Für den April steht das Wort "dienen" im Vordergrund...

Vielen ist der Herrnhuter Stern bekannt, der in der Adventszeit die Fenster schmückt. Die Gemeinde von Herrnhut führt sich zurück auf eine Gründung des Grafen von Zinzendorf für Flüchtlinge aus der heutigen Tschechei. Jedes Jahr werden dort diese Bibelworte bestimmt.

In dem Bibelvers für die erste Woche im April spielt das Wort „dienen“ eine zentrale Rolle. Wer mag kann nachschlagen im Matthäusevangelium Kapitel 20 Vers 28.

Wie ist es heute mit uns und dem „Dienen“. Auf den ersten Blick fällt mir die Kaserne ein, die am Rande von Bad Frankenhausen steht. Dort „dienen“ junge Männer in der Bundeswehr. So der umgangssprachliche Ausdruck. Das heißt, sie ordnen ihre persönliche Lebensgestaltung einem bestimmten Ziel, bestimmten Aufgaben und Herausforderungen unter. Dieses Ziel wird im täglichen Ablauf von Vorgesetzten bestimmt und basiert auf den Aufgaben, die eine solche Einrichtung wie die Bundeswehr vom Gesetzgeber her hat.

Im Bibelvers heißt es von Jesus: „nicht das er sich dienen lasse, sondern das er diene“. Wie ist das nun im Alltag mit dem Verhältnis von „dienen“ und „dienen lassen“?
Viele Einrichtungen in unserem Land haben die Aufgabe, der Gesellschaft zu dienen. Das reicht von dem Dienst der freiwilligen Feuerwehr, über die Dienste der Polizei und des Rettungsdienstes bis hin zur Bundeswehr. Auch die Politik will nichts anderes als den Menschen im Land dienen, das heißt ihre Lage sicher und positiv zu gestalten. Ohne Menschen, die der Allgemeinheit dienen, können wir nicht existieren.

Obwohl das ganz augenscheinlich so ist, möchte doch niemand sich als „Diener“ bezeichnen lassen. Der Begriff hat etwas Unterwürfiges und wird darum höchstens als Schimpfwort unter Jugendlichen gebraucht. Schade, denn ohne den Dienst, den wir anderen zur Verfügung stellen, ist gemeinsames Leben nicht möglich. Auch in dem ganz normalen Alltag unserer Familien verhält es sich so. Die Eltern dienen ihren Kindern, damit sie behütet und sicher aufwachsen können. Umgedreht werden in intakten Familien die Kinder den alten Eltern damit dienen, dass sie ihnen die letzten Lebensjahre so schön wie möglich gestalten.

Doch das Bild der Familie bringt einen besonderen Aspekt des „Dienens“ ins Spiel. So wie in der Familie, hat auch sonst der Dienst für andere Menschen etwas mit Liebe zu tun. Es ist mehr als ein Job, eine Sache, die erledigt werden muss. Wirklicher Dienst hat damit zu tun, dass Menschen bereit sind, sich ganz und gar für eine Aufgabe einzusetzen. Ja das sie bereit sind, auf persönliche Annehmlichkeiten zu verzichten, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.

Für mich ist das Nachdenken über dieses Wort „dienen“ Anregung mich zu fragen, wofür ich mich einsetze in meinem Leben, mit meiner Kraft. Gibt es etwas, das über den Job hinaus geht? Etwas wofür ich mich ganz und gar einzusetzen bereit bin? In meinem Leben als Pfarrer ist das oft die Begegnung mit Menschen in besonderen Lebenssituationen. Menschen die Begleitung suchen und Hilfe erfahren möchten. Für andere kann es der Einsatz bei ihrer Feuerwehr, in ihrer Familie oder für ihren Sportclub sein.

Erst wenn wir bereit sind, mehr einzubringen als den „Dienst nach Vorschrift“, wird unser Zusammenleben gelingen. Dabei ist der eine Dienst nicht mehr wert als der andere, der Rettungssanitäter nicht wichtiger als die Mutter zweier Kinder. Alle tragen auf ihre Weise zum Gelingen von Leben bei. Sie sind bereit für diese Aufgabe, ihr persönliches eine wenig zurück zu stellen. Davon leben wir als Gemeinschaft. Einander dabei immer wieder zu bestärken, anzuerkennen und zu unterstützen ist mir wichtig, denn auch mein Leben gelingt, weil Menschen bereit, sind dem Wohl anderer zu dienen.
Friedrich Wegner

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Autor: red

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