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Stadtwald Bleicherode

Der Größte im Landkreis Nordhausen

Donnerstag, 23. März 2017, 15:20 Uhr
Der Stadtwald von Bleicherode liegt im westlichen Teil des Landkreises Nordhausen und grenzt vom Westen her unmittelbar an die Stadt Bleicherode an. Die Waldfläche beträgt rund 486 Hektar, von denen das Hauptrevier in den Bleicheröder Bergen liegt und eine forstliche Abteilung in der Gemarkung Elende...


Die Bleicheröder Berge zeichnen sich durch ihre typischen Plateau- sowie Hanglagen aus. Besonders am Vogelberg und dem Windolfskopf bis hin zur Löwenburg wird das Gelände durch Muschelkalkfelsen und einem seltenen Eiben-Vorkommen geprägt. Hier reicht die Höhenlage von 280 m ü. NN bis 440 m ü. NN. Im langjährigen Mittel fällt im Stadtwald Bleicherode ca. 700 mm Niederschlag und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7 Grad Celsius.

Diese Rahmenbedingungen sind für eine Baumart besonders von Vorteil, die Rotbuche. Die gegenwärtige Baumartenzusammensetzung des Stadtwaldes besteht vorwiegend aus Buchen-Edellaubholzbeständen mit geringem Anteil an Fichte und Schwarzkiefer (96% Laubholz).

Die Entstehung des Stadtwaldes Bleicherode kann bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgt werden. In dieser Zeit kam es auch im Raum Bleicherode zu ersten Rodungen und damit verbundenen Besiedlungen. Diese wurden von den Klöstern Gerode und Walkenried gesteuert. Wobei das gerodete Gebiet und sein Umfeld im Besitz der Klöster blieben. Einige Familien aus dem niederen Adel, die sogenannten „Rodungsfreien“ erhielten eigenes Land und eigenen Wald.

So auch im hiesigen Fall der adlige Blicho. Auf ihn wird der Ortsname „Blicherode“ zurückgeführt. In den umliegenden Wäldern, welche im Besitz der Klöster waren, hatten die abgabepflichtigen Bauern Nutzungsrechte. Diese umfassten sowohl die Holzwerbung für Bauholz und Brennholz, die Streunutzung sowie die Waldweide.

Nach der Säkularisation gehörte zwar der größte Teil des Waldes in der Gemarkung Bleicherode der Stadt aber die sogenannten 306 „Gerechtigkeitshäuser“ bekamen jährlich Brennholz, welches auch bereits damals bei der Kämmerei der Stadt zu bezahlen war.

Im Jahr 1868 umfasste der Stadtwald 420 ha. Im Laufe der Zeit wurde durch Zukauf die Fläche auf die heutige Größe von 486 ha erweitert. Die Nutzungsrechte der 306 Gerechtigkeitshäuser behinderte die Waldbewirtschaftung erheblich. Im Zeitraum von 1932 bis 1940 wurden die Nutzungsrechte für 150 Reichsmark je Gerechtigkeit durch die Stadt abgekauft und damit liegen seit diesem Zeitpunkt auch sämtliche Nutzungen bei der Stadt.

Der Stadtwald Bleicherode wurde 1990 der Stadt Bleicherode, als Kommunalwald, aus der Bewirtschaftung durch den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Nordhausen übergeben. Seit dieser Zeit wird der Stadtwald im Auftrag der Stadt durch das Thüringer Forstamt Bleicherode, Revier Bleicherode-Sollstedt, bewirtschaftet.

Hierbei stehen klar die Prinzipien der Nachhaltigkeit und die Weiterentwicklung standortgerechter Mischbestände im Vordergrund. Die anfallenden verkaufsfähigen Sortimente aus dem Stadtwald werden hauptsächlich an die regionale Sägeindustrie veräußert.

Die Stadt Bleicherode hat es sich zur Aufgabe gemacht, die örtliche Bevölkerung mit Brennholz zu versorgen. Dieses Angebot wird gern angenommen, jedoch weist der zuständige Revierleiter darauf hin, dass es sich bei der Selbstwerbung von Brennholz nicht um fertiges Holz an der Waldstraße handelt, sondern um Kronenteile welche im Wald verblieben sind.

Für die Aufarbeitung mit der Motorsäge ist eine gültige Motorsägenberechtigung vorzulegen und die entsprechende Schutzausrüstung bei der Aufarbeitung zu tragen. Da das Holz geschnitten, zum Fahrzeug transportiert werden muss, gehackt und gestapelt wird, kann man sich am Brennholz nicht nur einmal wärmen. Die naturschutzfachlichen Beschränkungen hinsichtlich der zeitlichen Abarbeitung werden durch den Revierleiter bei der Einweisung mitgeteilt. Weiterhin möchten wir nochmalig darauf hinweisen, dass die Selbstwerbung von Brennholz nur nach entsprechender Einweisung erfolgen kann. Alles andere ist Diebstahl und wird entsprechend verfolgt und geahndet.

Alle Maßnahmen im Stadtwald welche den Naturschutz betreffen, werden in enger Abstimmung zwischen der Stadt, dem Forstamt und der Unteren Naturschutzbehörde getroffen. Durch den hohen naturschutzfachlichen Wert des Stadtwaldes untersteht dieser mehreren Schutzkategorien, bei der Bewirtschaftung des Stadtwaldes wird aktiver Naturschutz betrieben.

Hierbei hervorzuheben ist die Freistellung der Serpentinen nördlich vom „Kuhbrunnen“ um eine Ansiedlung schutzbedürftiger Arten der Roten Liste, wie zum Beispiel das „Schwertblättrige Waldvöglein“ und die „Bergkronwicke“ zu begünstigen. Weiterhin wurden potentielle Habitatbäume, alte und Bäume mit großer Krone, aus der Nutzung genommen. Diese sollen einem natürlichen Absterbe Prozess unterliegen.

Durch die ortsnahe Lage des Stadtwaldes erfüllt dieser die Erholungsfunktion im besonderen Maße. Der Wald wird durch verschiedenste Besucher frequentiert. Der beliebteste Rundweg dürfte hierbei vom Parkplatz „Drei Bänke“ über den „Kuhbrunnen“ in Richtung „Brautweg“ hin zum Waldparkplatz Förster-Genzel-Straße sein.

Im Stadtwald von Bleicherode finden auch jährlich mehrere Veranstaltungen statt: Pfingstsonntag gemeinsamer Frühschoppen mit der Feuerwehr am Parkplatz „Drei Bänke“, Pfingstmontag der Waldgottesdienst am „Kuhbrunnen“, der Familienwandertag vom „Seniorenwanderverein Bleicherode“, das „Kuhbrunnensingen“ vom „Männerchor Glückauf“ und der überregional bekannte „Vogelberglauf“.

Das Landschulheim „Schneckenhengst“ und das Forstamt führen jährlich mit mehreren Hundert Kindern Waldpädagogische Wanderungen um den „Kuhbrunnen“ durch. Traditionell werden auch jährlich die Waldjugendspiele für die Kinder der vierten Klassen aus dem Landkreis im Bereich des Stadtwaldes durchgeführt.

Die Meinung des zuständigen Revierleiters Althans steht fest: „Rundum darf man behaupten, das im Stadtwald Bleicherode vom Baby im Kinderwagen bis hin zu Menschen im hohen Alter sich jeder Waldbesucher wohl fühlen kann. Solange sich alle mit gegenseitigem Respekt begegnen, den Wald erleben und mit ihm leben. Damit sind wir alle Gewinner, vor allem jedoch Unser Stadtwald und das auch für die nächste Generation.“

Ein besonderer Dank gilt Erich Eberle, Forstamtsleiter im Ruhestand, für die umfangreichen Daten zur Geschichte des Stadtwaldes.
Bernd Waldheim
Autor: red

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