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Was bedeutet NEMoG, Herr Laufer?

Freitag, 17. Februar 2017, 07:00 Uhr
Wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser der nnz, etwas mit dem Kürzel NEMoG anzufangen. Vermutlich eher nicht. Doch die Energieerzeuger schon. Auch die Energieversorgung Nordhausen (EVN), denn letztlich hat dieses Gesetz eine Erlösminderung zur Folge, auch für die Stadt Nordhausen...

BHKW Mitte in Nordhausen (Foto: EVN) BHKW Mitte in Nordhausen (Foto: EVN)
Kurz erklärt: Hinter NEMoG verbirgt sich Netzentgeltmodernisierungsgesetz. Im Bundeskabinett wurde es bereits "durchgewunken", nun müssen sich Bundestag und Bundesrat damit befassen. Und darum geht es: Die Bundesregierung will die sogenannten vermiedenen Netzentgelte abschaffen. Davon betroffen sind unter anderem KWK-Anlagen, Laufwasserkraftwerke, Speicher, aber auch konventionelle Kraftwerke. Diese Erzeugungsanlagen erhalten bisher ein Entgelt dafür, dass sie dezentral und verbrauchsnah in das Stromnetz einspeisen und damit die Stromautobahnen auf der Höchstspannungsebene entlasten. Sie werden also, bildlich gesprochen, belohnt.

Nun betreibt die EVN kaum oder überhaupt nicht Laufwasserkraftwerke oder Speicher, auch keine konventionellen Kraftwerke. Dafür allerdings drei große Blockheizkraftwerke in der Stadt, in denen aus Gas Strom und Fernwärme erzeugt werden. Kraft-Wärme-Kopplung nennt man das und effektiver geht es nach dem Stand der heutigen Technik wohl kaum. Auch deshalb setzt die EVN weiter auf diese Technologie und beginnt noch in diesem Jahr mit der Modernisierung der rund zwei Jahrzehnte alten Anlagen.

Mario Laufer, einer der beiden Geschäftsführer der EVN, ist von dem Gesetzestext nicht gerade begeistert, denn wie viele seiner Kollegen in Thüringen und darüber hinaus, befürchtet er Einnahmeverluste. "Wir können als EVN zwar noch keine konkreten Angaben machen, jedoch wird es - sofern das Gesetz beschlossen - finanzielle Auswirkungen in einer spürbaren Größenordnung auf unsere Erlössituation bewirken." Die Rede ist von einem sechsstelligen Betrag pro Jahr. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die finanzielle Situation der gesamten Holding für Versorgung und Verkehr der Stadt Nordhausen und erreicht damit eine politische Dimension.

Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit der Ersatzinvestitionen in das Nordhäuser BHKW Mitte habe man als EVN dieses Szenario bereits als Worst Case eingeplant, dennoch ändere es nichts an der Tatsache, dass am Ende die Erlösseite nicht mehr so sein werde, wie einst angenommen. Einst angenommen heißt, dass gerade in den neuen Bundesländern die Versorger den Schwerpunkt auf dezentrale Anlagen gesetzt hatten. Nun könnten gerade sie, die moderne Technologien einsetzen, das Nachsehen haben.

Mario Laufer hofft, dass dieses NEMoG in der jetzt vorliegenden Fassung nicht beschlossen wird, denn es sei nicht nur wirtschaftlich ein Desaster, sondern auch ökologisch. Gerade durch die modernen Kraft-Wärme-Kopplungen werden die politisch vorgegebenen Einsparungen von Kohlendioxid überhaupt erst erreicht. Lohnen sich diese Anlagen wirtschaftlich nicht mehr, dann werde man sich hiervon verabschieden müssen. "Gerade unsere systemstabilisierenden BHKW, also die flexiblen und steuerbaren Anlagen sind der Garant für eine durchgängige Versorgungssicherheit. Mit ihnen können die natürlichen Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgeglichen werden", sagt Laufer. Nachts scheint eben keine Sonne und Wind gibt es auch nicht auf Bestellung.

Was also tun? Die meist kommunalen Unternehmen müssen über die politischen Gremien wie Gesellschafter und Aufsichtsräte politischen Druck erzeugen. Hierzu sind in erste Linie die Bundestagsabgeordneten die Ansprechpartner. Bleibt letztlich abzuwarten, ob das in Berlin auch ankommt, denn immerhin könnte die Branche der Erneuerbaren Energien von der vorgesehenen Gesetzeslage ein klein wenig profitieren.
Peter-Stefan Greiner
Autor: nnz

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