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Pubertät:

Wenn die Hormone verrückt spielen

Sonnabend, 01. Oktober 2016, 11:29 Uhr
Mit der Pubertät beginnt für Jugendliche und Eltern ein neuer Lebensabschnitt. Ratschläge von Dr. Torsten Leonhard helfen, die schwierige Übergangsphase gut zu bewältigen...


Die Zeit der Identitätssuche und Selbstfindung wird von heftigen Stimmungsschwankungen begleitet. "In der Pubertät verändert sich das Verhalten der Kinder drastisch, Konflikte mit den Eltern sind vorprogrammiert. Doch auch wenn sich diese Phase über mehrere Jahre erstrecken kann, sollte der Umbruch nicht nur als Krisenzeit sondern als Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt und zu mehr Verantwortungsbewusstsein verstanden werden", rät Dr. med. Torsten Leonhard von der Krankenkasse Knappschaft.

Für Mädchen ist der steinige Weg zum weiblichen Teenager oft eine Konfrontation mit Schönheitsidealen; dazu gesellen sich mitunter Liebeskummer und ein Machtkampf mit der Mutter. "Während Mädchen dazu neigen, Wut und Aggressionen innerlich zu verarbeiten, schlagen Jungen zumeist den Konfrontationskurs ein und reagieren gereizt, impulsiv und provokant", berichtet der Gesundheitsexperte. Generell gilt: Mädchen gleiten früher in die Pubertät, Jungen erreichen diese selten vor dem zwölften Lebensjahr.

Pubertät ist für viele geprägt von Unsicherheiten und Belastung. Hirnanhangdrüse und Hypothalamus steuern den neuen Lebensabschnitt, der kräftig aufs Gemüt schlägt. Die Geschlechtsmerkmale werden ausgeprägter, Jugendliche entdecken die Sexualität. Plötzlich schießen plötzlich Pusteln und Pickel. Dr. Leonhard: "Rund 85 Prozent der Jugendlichen leiden in dieser Phase unter Akne."

Der Reifeprozess im Kopf schürt das Konfliktpotenzial mit den Eltern. Jugendliche machen sich nun mehr Gedanken um ihr Leben und hinterfragen Autoritäten und Umwelt. Wenn die Kinderwelt zerfällt und das Erwachsenwerden auf sich warten lässt, hängt schnell der Haussegen schief. "Türen knallen. Es gibt Trotz und Tränen", weiß Dr. Leonhard. Die Teenager suchen den offenen Streit oder ziehen sich komplett zurück. Gerade Jungen testen in dieser Phase auch anderweitig ihre Grenzen, etwa durch Alkohol- und Drogenkonsum. "Sie neigen zudem öfter als Mädchen zu Computerspielen und flüchten so in Scheinwelten. Darunter leiden dann oft auch Schulleistungen", ergänzt der Knappschaftsexperte.

Die Krankenkasse Knappschaft rät Eltern darüber hinaus zu den wichtigen Vorsorgeuntersuchungen. Bei der Jugenduntersuchung J1 im Alter von 13 oder 14 Jahren stehen neben dem Gesundheits-Check auch das Thema Pubertät sowie Schulentwicklung und Drogenkonsum im Fokus - der Arzt bietet sich den Jugendlichen als vertrauensvoller Ansprechpartner an. Die Teenager können selbst entscheiden, ob die Eltern dabei sind. Gleiches gilt für die freiwillige J 2 im Alter von 16 und 17 Jahren, bei der die Knappschaft ebenfalls die Kosten trägt.

5 Tipps von Dr. med. Torsten Leonhard zur Pubertät

1. Eltern sollten weiter Interesse am Leben ihrer Kinder und deren veränderten Ansichten signalisieren. Zeigen Sie Verständnis und bieten Unterstützung an, indem Sie etwa über eigene Erfahrungen berichten.
2. Werten Sie das Verhalten Ihrer Kinder nicht als persönlichen Angriff oder Kampfansage. Bleiben Sie möglichst gelassen und halten Ihren Kinder weiterhin ausreichend Raum im Familienkreis offen.
3. Die Pubertät ist für alle eine Gratwanderung. Eltern müssen sich überwinden, ihre Kinder loszulassen, ohne ihre Standpunkte und den Erziehungsauftrag aus den Augen zu verlieren.
4. Die Pubertät erfordert neue Spielregeln im Zusammenleben. Es gilt, das richtige Maß an Freiheit und Grenzen zu finden. Konflikte sind für Teenager ein wichtiger Entwicklungsschritt.
5. Ausrutscher gehören zum Erwachsenwerden. Reagieren Sie nicht sofort über. Häufen sich Ausrutscher oder ziehen sich Kinder komplett zurück, dann scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen.
Autor: nnz

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