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2. Tag der Elektromobilität in Werther

Mit Strom auf der Straße unterwegs

Sonntag, 18. September 2016, 09:00 Uhr
Fahrzeuge mit Elektroantrieb sind langsam auf dem Vormarsch. In der Gemeinde Werther probiert man die Möglichkeiten der neuen Technik im Rahmen eines Pilotprojektes seit einiger Zeit aus und ist damit eine Art Leuchtturm in Sachen elektrischer Fortbewegung geworden. Der Rest des Landkreises könnte bald folgen...

2. Tag der Elektromobilität in Werther (Foto: Angelo Glashagel) 2. Tag der Elektromobilität in Werther (Foto: Angelo Glashagel)

Der eine schnurrt leise wie ein Kätzchen und ist doch ein Vollblut-Sportwagen, der andere bietet viel Platz und Reichweite, der dritte im Bunde ist eher etwas für überzeugte Singles: in Werther konnte man heute so ziemlich das ganze aktuelle Spektrum der Elektromobilität begutachten und ausprobieren, vom Hybrid-Sportwagen mit 400 PS über die praktische Familienkutsche bis zum kleinen Stadtflitzer mit nur einem Sitzplatz.

Zusammen mit dem Autohaus Fritze organisierte die Gemeinde Werther heute den 2. Tag der Elektromobilität. Werther nimmt mit seinen acht Ortsteilen in Sachen Elektromobilität zur Zeit eine Art Vorreiterrolle für den ganzen Freistaat ein. Die Fachhochschule Erfurt führt zusammen mit der Gemeinde seit zwei Jahren ein Pilotprojekt durch, das Konzepte zur Stadt-Land-Mobilität mit den technischen Möglichkeiten der elektrischen Fahrantriebe verbinden und erproben soll.

Angefangen hat man mit einem Fahrzeug, dem "Werther Mobil" und einer Ladestation. Inzwischen ist klar: das Projekt wird verlängert bis Ende 2017, nach einem etwas holprigen Start und anfänglichen Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung hat die Idee des elektrischen Gemeindefahrzeuges Fuß gefasst. Zur Zeit nutze man das Fahrzeug vorrangig als sozialen Fahrdienst, erklärte Werthers Bürgermeister Hans-Jürgen Weidt. Vor allem die älteren Anwohner, in der Altersklasse 75+, würden das Angebot inzwischen gerne nutzen. "Wir haben 14 ehrenamtliche Fahrer aus all unseren Ortsteilen", erklärte Wendt, "dadurch ist auch das Vertrauensverhältnis gewachsen".

Einmal praktisch, einmal sportlich - zum 2. Tag der Elektromobilität konnte man in Werther verschiedene Fahrzeuge ausprobieren (Foto: Angelo Glashagel) Einmal praktisch, einmal sportlich - zum 2. Tag der Elektromobilität konnte man in Werther verschiedene Fahrzeuge ausprobieren (Foto: Angelo Glashagel) Der soziale Fahrdienst wird so gut angenommen, dass für den zweiten Verwendungszweck kaum noch Zeit bleibt, die Erprobung von Car-Sharing, also dem "Auto teilen", zwischen Stadt und Land. Deswegen wird Werther demnächst ein zweites Elektro-Fahrzeug erhalten, welches explizit für diesen Zweck zur Verfügung stehen soll. Die Nachfrage sei jetzt schon da, meinte Werthers Bürgermeister, in Zukunft sollen die Kunden des Dienstes nach einmaliger Registrierung das Fahrzeug dann direkt über eine Art Chipkarte benutzen können. Auch Reservierungen werden möglich sein, sagt Wendt, die Abrechnung wird wahrscheinlich über Zeitkontigente erfolgen, da kalkuliere man noch.

Für die Gemeinde hat sich das erste Werther Mobil bisher bewährt und die Erprobung auch einige ganz praktische Erkenntnisse geliefert. So nützt die schicke Solaranlage auf dem Dach der Ladestation wenig, wenn die Fahrzeuge den ganzen Tag unterwegs sind. Also musste ein Energiespeicher her, der die Autos auch Nachts laden kann. Letzeres geht inzwischen recht schnell, meint Wendt, mit aktueller Technik würde ein Fahrzeug kaum zwei Stunden brauchen um voll geladen zu werden.

Für jeden etwas - Sportwagen, Stadtflitzer und Familienwagen auf dem 2. Tag der Elektromobilität in Werther (Foto: Angelo Glashagel) Für jeden etwas - Sportwagen, Stadtflitzer und Familienwagen auf dem 2. Tag der Elektromobilität in Werther (Foto: Angelo Glashagel)

Und wie sieht es mit der Reichweite aus? Die kann je nach Fahrzeugtyp sehr unterschiedlich ausfallen. Der BMW I8, den man heute auch testen konnte, ist zum Beispiel kein reines Elektrofahrzeug. Der Hybrid kommt mit Elektroantrieb gerade einmal 35 Kilometer weit, eher etwas für den Stadtverkehr. Auf der Autobahn übernimmt der Rennsportmotor und schafft 270 km/h Spitze, wie einer der Besucher aus eigener Erfahrung berichtete. Ganz anders sieht es bei dem kleinen Bruder des Sportwagens aus, der I3 schafft mit einer Ladung gut 300 Kilometer und wer auf Nummer sicher gehen will, der schafft sich noch einen "range extender" an, einen kleinen Benzinmotor im Fahrzeug der im Notfall den Elektromotor auch nach Kilometer 300 weiter antreiben kann.

Die Verkaufszahlen für Elektroautos würden stetig steigen, meinte Alexandra Koch vom Autohaus Fritze, Abnehmer seien vor allem Firmenkunden. Die haben dann wahrscheinlich auch ihre eigene Ladestation auf dem Betriebsgelände und sind vor allem lokal unterwegs. Für den Privatgebrauch fehlt es hingegen nach wie vor an einem flächendeckendem Netz von Ladestationen.

Das könnte sich in Zukunft ändern, zumindest im Landkreis Nordhausen. Es gibt Pläne, in Nordhausen und den größeren Kommunen des Landkreises entsprechende Infrastruktur zu schaffen und, ähnlich wie schon jetzt in Werther, neue Mobilitätskonzepte zu erproben. Konkrete Informationen gibt es dazu bisher aber kaum, die Verantwortlichen halten sich, noch, bedeckt. Wenn die Pläne gelingen, dann könnte Nordhausen das werden, was die Gemeinde Werther schon ist - ein Vorreiter in Sachen moderne Mobilität. Alles was es dann noch braucht, sind Menschen, die diese Angebote auch nutzen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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