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Ein Bus für Straßenbahnfreunde

Sonntag, 18. September 2016, 11:33 Uhr
Der Förderverein der Nordhäuser Straßenbahnfreunde ist fremd gegangen und hat einen Bus gekauft. Doch eine Strafe haben sie nicht zu befürchten - im Gegenteil. Die nnz dokumentiert die Rede des Vereinsvositzenden Torsten Schwarz zur heutigen Inbetriebnahme des historischen Kraftomnibusses Ikarus 211...


Wie kommt der Förderverein Straßenbahnfreunde Nordhausen auf die Idee einen historischen Kraftomnibus zu erwerben und wieder aufzubauen? Natürlich gilt der der Nordhäuser Straßenbahn, die die Kernstadt trotz ihres relativ kleinen Streckennetzes sehr gut erschließt, weiterhin unser Hauptinteresse.

Einen kleinen Nachteil hat sie aber doch: Schon kleine Abweichungen von der Trassenführung fallen ihr schwer. In meiner Zeit als Verkehrsmeister der Straßenbahn habe ich mehr als einmal Unfallgegner sagen hören: „Na die Bahn hätte ja auch mal ein bisschen zur Seite fahren können“. Die Erhöhung der Flexibilität auf dem Gebiet der Personenbeförderung mit historischen Fahrzeugen war die Grundidee und auch hier soll der Bus, wie im Öffentlichen Personennahverkehr auch, eine sinnvolle
Ergänzung zur Straßenbahn sein.

Die Verbindung heimat- und industriegeschichtlicher Stätten zu besonderen Anlässen und Veranstaltungen, so wie heute zur Museumsnacht, soll unser „Baby“ übernehmen. So wie die Museen auch durch Ehrenamt in Fördervereinen eine wesentliche Unterstützung erfahren, wollen auch wir als Verein einen gemeinnützigen Beitrag bei der Beförderung von Besuchergruppen leisten.

Der Förderverein Straßenbahnfreude Nordhausen hat sich mit einer Satzungsänderung im Jahre 2008 dem Personenverkehr insgesamt geöffnet und damit auch den Busverkehr zu einem seiner Interessensgebiete erklärt. Sei dem sind wir auf der Suche nach einem historischen Kraftomnibus. Nach langen Suchen wurde nun 2015 ein
geeigneter Bus gefunden. Zu Martini wurde der Kaufvertrag unterschrieben und einen Tag später traf der Bus in Nordhausen ein. Wenn unser Bus in seinem Vorleben auch nicht in Nordhausen gefahren ist, hat der Typ Ikarus 211 dennoch eine mehrfache Verbindung zur
Stadt und zum Landkreis Nordhausen. Neben der Tatsache, dass der VEB Kraftverkehr Nordhausen, nach meinem Kenntnisstand zwei solcher, auf Grund seiner Kürze „Kälbchen“ genannten, Busse in der Region im Einsatz hatte, stellt der Motor die wesentliche Verbindung zu Nordhausen her.

In den, in Ungarn produzierten Bussen wurde standardmäßig ein in Nordhausen hergestellter 4-VD-Motor verbaut. Im Übrigen kamen in der DDR-ungarischen Koproduktion über 50 weitere Bauteile aus dem LKW W50 zum Einsatz. Auch der VEB IFA Motorenwerke Nordhausen hatte einen 211´er als Betriebsbus im Einsatz. Folgerichtig haben wir nach dem Kauf eine Kooperationsvereinbarung mit dem IFA-Museum unterschrieben. Die IFA-raner, hier vorrangig Hans Georg Franke, Udo Kürbis, Lutz Werner und Ulf Schiedung haben den Motor generalüberholt und uns bei allen technischen Fragen rund um die Instandsetzung intensiv begleitet.

Ein besonderer Glücksgriff war Herr Friedrich Johann Landmann, der im Rahmen des Bundesprogrammes „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ für den Verein tätig ist. Er hat unseren Bus unter Begleitung der DEKRA und des IFA-Museums liebevoll und akribisch aufgearbeitet. Wenn ich den Bus und Herrn Landmann täglich besucht habe, war sein Standartsatz: „Herr Schwarz – ich brauche …“. Das war die tägliche Handlungsaufforderung für mich weiter nach Unterstützern des Projektes
zu suchen.

Und es waren viele, die uns mit persönlichen Arbeitsleistungen, mit Ersatzteilen aus Privatbeständen, mit ihren Spezialkenntnissen und auch mit dem einen oder anderen Euro unterstützt haben. Wir bedanken uns
nochmal bei den bereits erwähnten und bei der Mannschaft der Fahrzeuginstandhaltung der Verkehrsbetriebe, bei der Fa. Adapt – Herr Papst, bei Frau Schuchardt, Herrn Salomon und Herrn Mund, bei Herrn Meyer vom LK Sportmarketing, bei Herrn Grahl von der Kopier GmbH sowie bei den Herren Teuerkauf, Hofer und Sorell. Wir bedanken uns weiter bei der Fa. Metallbau Röger in Steinbrücken und nicht zuletzt bei Herrn Lischka von der Fa. Obermann.

Ohne unsere Unterstützer wäre das Projekt weder zeitlich noch finanziell zu stämmen gewesen. Und sie können mir glauben, es war bis zum Schluss eine Zitterpartie. Noch am Tage vor der finalen Beratung zur Museumsnacht in der Flohburg mussten wir einen technischen Rückschlag hinnehmen. Ich habe zu Georg Franke gesagt: „Was soll ich da morgen erzählen?“. Georg sagte nur trocken: „Thorsten du bist Chef von so vielen Leuten, du wirst doch wohl die Nerven behalten!“ Georg hat Recht behalten und ich meine Nerven. Das alles gelang auch, weil ich funktionierende Vereinsvorstände an meiner Seite hatte.

Heute ist es so weit, der Bus kann seine Jungfernfahrt antreten, wenn auch noch einiges an ihm zu tun bleibt. Wir werden für seine Komplettsanierung noch Unterstützung benötigen und wenn auch Sie Liebe zum Oldtimerbus entwickeln können – ich bin ihr Ansprechpartner, wenn sie sich einbringen möchten oder – umgekehrt wenn sie mir ein klitzekleines Zeichen geben sprech ich sie natürlich auch an.
Autor: nnz

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