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WER SCHREIBT DAS DREHBUCH?

Der Komödienstadl

Sonntag, 28. August 2016, 09:41 Uhr
Es hängt dem Leser zum Halse raus. Er kann es nicht mehr lesen oder hören. J. gegen Z. und darauf Z. gegen J. Aber der Streit der Kontrahenten füllt Zeitungsspalten und Bildschirme. Ein Sommerloch lässt sich derzeit gut füllen. Ein Ende ist nicht in Sicht...


Der Fall gebe Anlass für ein Drehbuch. Wer schreibt es? Titel: „Der Komödienstadl“. Uraufgeführt könnte das Stück 2017 zum Jubiläum der Stadt werden. Die Kulissen wären kein Problem: Ein Hotel oder eine Parteiveranstaltung. Ein Taxi. Ein Mann mit weiblicher Begleitung.

Viele Monate später wurde eine Reise, über deren Umstände aktuell vor Gericht gerungen wird, durch ein Video bekannt - das "Dusch-Video". J. groß und schlank, dynamisch, redegewandt. Nur durch ein Video erhielt der Gegenspieler in N. Kenntnis von den Ausflügen seines Stellvertreters. Vielleicht für ihn die Gelegenheit, den Mann aus seinem Haus zu entfernen. Der ließ dort letztlich die Tür auch hinter sich. Die Karrieretreppe führte beruflich eine Stufe höher. Die Gelegenheit schien geboten, es Z. heim zu zahlen. Für erlittene Demütigungen, wie zu hören war.

Berlin holt ihn indes immer wider ein. Im Bemühen, sich vom Makel vollständig reinzuwachen, merkt er nicht, dass er politisch immer tiefer in das Abseits geraten könnte. Dienstaufsichtsbeschwerden ohne Ende. Dieser Tage ein neues Kapitel J. gegen Z. und umgekehrt. 300 Euro beschäftigten das Gericht. Drei Richter und zwei Anwälte waren in den Ring getreten. Z. wirft J. vor, die Bundestagsfraktion der SPD besucht und dies abgerechnet zu haben. Zu Unrecht, ist er überzeugt. Ein Verfahren, das wiederum Geld kostet. Viel Geld sogar.

Umgehend wies J. die Vorwürfe zurück. Die Reaktion von Z. kam prompt. Schon einen Tag später reagierte J. wieder umgehend: „Die Stadt sagt nicht die Wahrheit“. J. beabsichtigt sogar, eventuelle Schadensersatzforderungen wegen falscher Beschuldigungen gegen Z. geltend zu machen.

Aber auch Z. ist angeschlagen. War es klug von ihm, „angefeuert“ von den Akteuren der FDP und ihrem Frontmann, wegen 300 Euro, von denen nur 100 als reale Nachzahlung übrig blieben, gegen J. vorzugehen? Und das öffentlich? Gleiches gilt für J.

Im feudalen Zeitalter wäre der Streit längst entschieden. In einem Duell. Einer wäre auf der Strecke geblieben. Heute wird gekämpft, öffentlich. Gefochten wird mit Anwälten und Richtern. Auf Kosten von Otto Normalverbraucher.

Merken die Akteure nicht, dass sie mit der Zeit zum Gespött, mehr noch: zu einer Lachnummer werden? Der Klügere sollte nachgeben. Auf Anschuldigungen gelassen reagieren oder sie in wenigen Sätzen abtun. Bisher scheint er noch nicht gefunden.

Die Leser haben indes die Nase von diesem Käse voll. Er ist mittlerweile nicht mehr genießbar. Appell an J. und Z.: Konzentriert euch auf die Stadt, auf den Landkreis. Da gibt es mehr als genug zu tun. An die Medien: Haltet euch – eine weitere Runde ist zu befürchten – künftig ebenfalls zurück. Auch wenn es den Stoff hergibt, das Sommerloch zu füllen.

Die Frage bleibt: Wer schreibt das Drehbuch? Eine Uraufführung im Theater garantiert ein volles Haus. Womöglich wird dann den Streithähnen bewusst, wie lächerlich sie sich machen und politisch mehr und mehr auf ein Abstellgleis geraten könnten.

Nur ironisch gemeint von Kurt Frank
Autor: nnz

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