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Ellricher Regelschüler auf Exkursion im Karst

Feuersalamander oder weißes Gold?

Donnerstag, 16. Juni 2016, 14:31 Uhr
Ellrichs Regelschüler auf Exkursion im Karst - mit GPS und digitaler Kart erkundeten die Jungen und Mädchen die Schönheiten der Karstregion. Aber sie sie hatten auch zu tun: die Frage "Feuersalamander oder weißes Gold? stand zur Diskussion...

Feuersalamander oder weißes Gold? – seit Jahren wird über das Pro und Contra des Gipsabbaus in der Südharzer Gipskarstlandschaft debattiert.

Naturschützer schlagen Alarm – nicht nur der Lebensraum des Feuersalamanders schwindet durch den voranschreitenden Abbau des für die Wirtschaft „weißen Goldes“. Der geologisch und biologisch wertvolle Landschaftsraum beherbergt neben Karstphänomenen auch Lebensräume für angepasste seltene Flora, z. B. für die Waldorchidee, und Fauna, z. B. für den Feuersalamander. Eine nachhaltige Nutzung dieser einzigartigen Landschaft, insbesondere durch die Interessensabwägung der Belange von Naturschutz, Wirtschaft und Tourismus, ist demnach nicht nur ein Ziel der Erschaffung des Karstwanderweges.

Dieser bietet auch die Möglichkeit Schüler für die Schönheit vor ihrer Haustür zu begeistern. Schließlich sind sie die Entscheidungsmündigen von morgen, die sich u. a. an Bürgerinitiativen beteiligen sollen, wenn es um den Schutz besonderer Landschaften geht. Doch wie können die Heranwachsenden dazu angestoßen werden, sich für den Erhalt einer schützenswerten Landschaft einzusetzen?

Studien haben ergeben, dass die Kombination aus Originalbegegnung mit einem Raum und handlungsorientiertem Lernen auf Exkursionen große Erfolge hinsichtlich dieser Frage aufweist und die regionale Identität von Schülern fördern kann. Je mehr sie über die Einzigartigkeit eines Raumes wissen und dies auch schulisch bedeutsam ist, desto höher sind die Chancen, sich dafür zu engagieren. Somit entstand die Idee für eine Exkursion auf dem Südharzer Karstwanderweg.

Im Geografieunterricht der Regelschule Ellrich wurden die Schüler der sechsten Klassen von ihren Lehrerinnen Frau Weinberger und Frau Hottenroth auf die Gestaltung der Exkursion vorbereitet. Die Besonderheit bestand darin, eine Exkursion von Schülern für Schüler zu erarbeiten. Somit wurden Kurzvorträge, Rätsel und Forscheraufgaben von ihnen vorbereitet und auf der Exkursion ausprobiert.
Mit dem Bus fuhren wir von Ellrich nach Gudersleben. Einige Schüler führten die Exkursion mit GPS und digitaler Karte auf dem Handy an. Somit kamen wir nicht vom Wege ab. Wir starteten zunächst im Trockental der Wieda.

Die Klassen 6a und b mit ihren Geografielehrerinnen Frau Weinberger (links) und Frau Hottenroth (Zweite von rechts) sowie mit der Sozialarbeiterin Frau Dilbins an der Lochmühle. (Foto: Daniela Hottenroth) Die Klassen 6a und b mit ihren Geografielehrerinnen Frau Weinberger (links) und Frau Hottenroth (Zweite von rechts) sowie mit der Sozialarbeiterin Frau Dilbins an der Lochmühle. (Foto: Daniela Hottenroth)

Die Klassen 6a und b mit ihren Geografielehrerinnen Frau Weinberger (links) und Frau Hottenroth (Zweite von rechts) sowie mit der Sozialarbeiterin Frau Dilbins an der Lochmühle.

Für die Schüler wurde hier ersichtlich, dass das wasserdurchlässige Gipsgestein das Wasser der Wieda versickern ließ, wodurch der Fluss in der sommerlichen Trockenheit kein Wasser führte. Anschließend wanderten wir zur Lochmühle, wo wir uns mit freundlicher Unterstützung von Frau Weiß bei einem Picknick stärkten, um schließlich ein Quiz von Schülern zu den „Zwergenlöchern“ zu lösen. Im Flora-Fauna-Habitat Kammerforst hörten wir gespannt Vorträge zum Feuersalamander, zur Geburtshelferkröte und zum Rotmilan.

Marlene und Sophie entdecken Waldmeister im FFH-Gebiet Kammerforst. (Foto: Daniela Hottenroth) Marlene und Sophie entdecken Waldmeister im FFH-Gebiet Kammerforst. (Foto: Daniela Hottenroth)
Wir hatten das große Glück wenig später einen Rotlmilan am Himmel fliegen zu sehen. Auf der Route wurden außerdem vorher aufgenommene Fotos gesucht, um den Karstwanderweg besser kennen zu lernen und um sich zu orientieren. Auf den Ellricher Klippen haben wir auf einer Wiese verschiedene Pflanzen bestimmt – gefunden haben wir u. a. Heilpflanzen wie Vergissmeinnicht, Anis und Borretsch. Hier hatten die Schüler nach der Erkundung des Natura-2000-Schutzgebietes Kammerforst auch den Blick auf die andere Seite des Gipsvorkommens – auf die Abbauflächen eines Gipstagebaus.

Torben beim Beobachten des Gipsabbaus an den Ellricher Klippen. (Foto: Daniela Hottenroth) Torben beim Beobachten des Gipsabbaus an den Ellricher Klippen. (Foto: Daniela Hottenroth)

Torben beim Beobachten des Gipsabbaus an den Ellricher Klippen.

Schließlich positionierten sich die Exkursionsteilnehmer zu unserer begleitenden Frage „Feuersalamander oder weißes Gold?“ und begründeten ihren Standpunkt. Nach der elf km langen Tour waren wir um einige Erkenntnisse und Erfahrungen reicher, warum unsere Gipskarstlandschaft schützenswert ist. Diese können das Interesse für den Erhalt der Karstlandschaft wecken und Grundlage für die Entwicklung persönlicher Vorstellungen und Werte hinsichtlich des eigenen Heimatraums sein. Durch den Ansatz Lernen durch Lehren wurden die Schüler durch die Exkursionsmitgestaltung selbst tätig und setzten sich auch durch die Nachbereitung intensiv mit dem Thema „Gipskarstlandschaft vor unserer Haustür“ auseinander.
Daniela Hottenroth
Autor: red

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