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Ein Gespräch über Bilder

Was Kunst kund tut

Montag, 13. Juni 2016, 08:46 Uhr
Am kommenden Samstagnachmittag ist jeder, der Kunst und Gespräche liebt, herzlich eingeladen, seinen Interessen diesbezüglich im Heringer Schloss zu frönen. Vor den Bildern ihrer Ausstellung „Aufzeichnungen“ wird Karin Kisker anhand einiger Beispiele vor Ort mit Ihnen über die Redseligkeit von Bildern sprechen.
Kunst polarisiert...

Kisker in der Ausstellung (Foto: Heidelore Kneffel) Kisker in der Ausstellung (Foto: Heidelore Kneffel)
Sie gefällt oder gefällt nicht. Darüber darf man ruhig streiten. Doch über Kunst selbst kann man nicht wirklich sinnvoll streiten. Warum? Das sei Ansichtssache. So sieht das zumindest die Künstlerin Karin Kisker. Und da wären wir auch schon bei einer ganz entscheidenden Problematik: Können Bilder überhaupt etwas sagen?

Noch bevor die eigentliche Schriftsprache ihren Siegeszug um die Welt antrat, waren es Bildwerke, die von Menschen mit Bedeutung aufgeladen wurden, um sich anderen mitzuteilen. Zeichenbildende Vorstellungen archaischer Muster wurden so als rhythmische Markierungen der Haut, dem Holz, den Knochen oder dem Stein eingeschrieben.

Später versinnbildlichte das vorwiegend analphabetische Mittelalter seinem Volk die biblische Geschichte und seine Deutung über einen vorgeschriebenen ikonographischen Kanon, welcher für die bildgeschulten Menschen an Kirchenfenstern, Altären oder Skulpturen leicht ablesbar war.

Wenn wir, die modernen Menschen heute, nun staunend vor den Bildern dieser längst verflossenen Zeit stehen, dann meinen wir zu sehen, was sie einst sahen.
Doch lassen Sie uns an dieser Stelle wieder auf unsere Ausgangsfrage zurück kommen, „Können Bilder überhaupt reden?“, schnell wird uns nach diesem Exkurs klar, worin die eigentliche Problematik dieser Frage steckt: In uns selbst nämlich. Der Geist steckt in uns selbst, denn wir sehen eben nicht nur, was wir vor uns sehen, sondern vor allem auch, was wir in uns sehen.

Der Geist des Bildes ist in uns gefangen und kann also auch nur durch eine innere Spiegelung des Geschauten aus uns selbst befreit werden. So wird schnell klar, dass wir notgedrungen die Bildwerke mit neugierigen Sinnen und wachen Augen betrachten müssen. Das sagt nichts anderes, als dass das immer Gleiche keine wirklich eingeschriebene und feste Bedeutung trägt, die allein mithilfe eines Codes samt vorgefertigter Matrix zu entschlüsselt sei, grad so, als übertrage man die eine in eine andere Sprache. Aber auch der Umkehrschluss wäre fatal, nunmehr zu meinen, alles läge bloß im Auge des Betrachters.

"Verschlungenes" von Karin Kisker (Foto: Heidelore Kneffel) "Verschlungenes" von Karin Kisker (Foto: Heidelore Kneffel) Wir möchten am Sonnabend Nachmittag zeigen, wie man mit Kunst kommunizieren kann und wie wir uns selbst damit auf die Spur kommen können. Spielerisch wollen wir über das Betrachten von Bildern allein mit Phantasie und Freude ganz persönliche Erkundungen betreiben, die sowohl Auskunft über das Eigene, als auch das Fremde geben können.

Die Veranstaltung ist im Rahmen der Ausstellungsdauer die zweite ihrer Art, die gemeinsam mit der Künstlerin Karin Kisker, Heidelore Kneffel und den Gastgebern der Interessengemeinschaft (IG) des Heringer Schlosses unter Leitung von Dr. Klaus Moser in dieser Form stattfindet. Der Genius loci Heringen ist in diesem Zusammenhang lobend zu erwähnen. In der Thüringer Staatskanzlei verlieh man am Donnerstag voriger Woche der IG des Heringer Schlosses in Würdigung ihrer besonderen Leistungen eine Anerkennung im Rahmen des Denkmalschutzpreises 2016.

Bilder, Geschichte und Geschichten: Lassen Sie uns gemeinsam ergründen, was man darüber erzählen kann und wie alles am Ende miteinander webt und wirkt. Auch Kaffee und Kuchen gehören dazu. Hinterher freilich. Los geht es am Samstag, den 18.6., um 14:30 Uhr. Wir alle freuen uns auf Sie.
Hedwig Marida
Autor: red

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