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Unwirkliche Orte (26)

Unheimliche Atmosphäre

Sonntag, 15. Mai 2016, 08:59 Uhr
Am Samstagabend musste Peter Blei noch mal raus. Bremen hatte es geschafft, die Bundesliga zu halten und er wollte an die frische Luft. Also ins Auto und ab in den Harz. Eigentlich wollte er nur spazieren gehen. Eigentlich...


Das Auto abgestellt, die Kamera geschultert und los. Es war gerade halb Sieben abends und noch halbwegs hell. Langsam zogen Regenwolken auf. Ich dachte: na und. Nach gut einer viertel Stunde fing es an zu regnen. Ja, was nun? Unterstellen war mein Gedanke. Da sah ich sie, eine verlassen Villa. Mal wieder eine von diesen mysteriösen Gebäuden, die bestimmt viel zu erzählen hätten.

Was soll's, dachte ich mir, Hauptsache nicht nass werden. Einmal das Gebäude umrundet und einen offenen Eingang gefunden. Ein wenig mulmig war mir schon. Von außen sah das Ganze doch noch ansehnlich aus. Wie immer Handyempfang kontrolliert und es sah gut aus. Also nichts wie rein. Der Regen hörte schnell auf und eine unheimliche Atmosphäre breitete sich aus.

Die Wassertropfen fielen in das undichte Gebäude, etwas Wind kam auf. Ein leises Summen war zu vernehmen. Was soll schon passieren, also nichts wie rein. Auf der linken Seite stand ein Klavier, besser das, was davon übrig geblieben ist. Ja der Wind wird wohl die Seiten zum schwingen gebracht haben und für dieses leise Summen verantwortlich gewesen sein Überall knackte es im Gebälk.

Eine toten Obdachlosen wirst du wohl hier nicht finden. Abseits der Zivilisation. Ein paar mal fest aufgesprungen, alles machte einen stabilen Eindruck. Es stand also der Erkundung des Gebäudes nichts mehr im Wege. Es wurde langsam schättrich und etwas unheimlich. Kurz überlegt, hatte ja ein Handy mit LED-Leuchte, wo sollte das Problem sein. Nun erkundete ich die weiteren Räume. Der Wind und der Regen hatten aufgehört, nur das Tropfen war noch zu hören.

Jetzt kam ich in eine Art Speiseraum, das Parkett hatte sich gehoben und in der Ecke stand auf einer Tür "Zur Kantine". Wo die Kantine ist, kann die Küche nicht weit sein, dachte ich so bei mir und tatsächlich im nächsten Raum stand ich mitten in der Küche. Viele Geräte waren noch vorhanden. Kühlschrank, Kaffeemaschine, Durchlauferhitzer und noch einige andere Geräte.

Schon erstaunlich, wo heute doch überall Schrott geklaut wird um es zu Geld zu machen. Wie man auf den Bilder sieht, sind ja auch noch einige Heißkessel o.ä. zu sehen, die bestimmt auch noch ein paar Euro bringen, deswegen gibt es wie meistens keine Positionsangabe. So, nun weiter zum Rundgang. Nach einer Weile entdeckte ich einen Treppenaufgang, der eingestürzt war. Es stand eine Holzleiter in der Nähe. Kurz gecheckt, sie war stabil.

Nichts konnte mich davon abhalten sie zu benutzen. Oben angekommen sah ich eingestürzte Decken und noch so Einiges, was mich davon abhielt die oberen Etagen zu erkundigen. Es war schon unheimlich genug. Es lagen Bücher herum, Schriftstücke und Aktenordner. Alles deute auf ein Heim oder ähnliches hin. So eine Küchenausstattung kann nur auf so was oder ähnliches hinweisen.

Was für Tragödien werden sich hier abgespielt haben? Kinder, die vielleicht geweint haben weil sie von ihren Eltern, nach dem Krieg getrennt wurden oder gar keine hatten. Ein Klavier am Eingang ist schon sehr ungewöhnlich. Leider konnte ich ja wegen des baufachlichen Zustandes die oberen Etagen nicht weiter erkunden und so bleibt die Bedeutung dieses Gebäudes wohl weiter im Dunkeln.

Wollen wir hoffen, dasa der jetzige Zustand, so traurig er ist, noch eine Weile erhalten bleibt. Wiedermal ein tolles Haus, was bestimmt eine Geschichte zu erzählen hätte.
Ob diese traurig oder vielleicht positiv ist, bleibt spekulativ. Es war mal bestimmt mal ein tolles Gebäude, das nicht ohne Grund im Harz gebaut wurde. Schade darum!
Peter Blei
Autor: nnz

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