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Auslaufmodell Plastiktüte?

Handel begrüßt Gebühr

Sonnabend, 14. Mai 2016, 08:38 Uhr
Zum Schutz der Umwelt sollen Verbraucher beim Einkaufen weniger Plastiktüten benutzen und deren Verwendung in den kommenden zehn Jahren fast halbiert werden. Das ist das Ziel einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Handel und Bundesumweltministerium, die zum 1. Juli 2016 in Kraft tritt...


„5,7 Milliarden Plastiktüten oder 71 Stück pro Person verbrauchen die Deutschen pro Jahr. Das ist im EU-Vergleich noch moderat, denn hier werden durchschnittlich 198 Plastiktüten pro Person und Jahr genutzt, in Bulgarien – das an der Spitze liegt – sogar 421“, stellt Professor Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, fest.

Als gutes Vorbild für die Deutschen könne Irland gelten. Nach Einführung eines Entgeltes im Jahr 2002 wäre der Verbrauch dort auf 18 Stück pro Person und Jahr gesunken. Viele Supermärkte seien auf wiederverwendbare Stofftüten oder haltbare Plastiktüten umgestiegen. „Die Reaktion der dortigen Händler und Kunden war durchaus positiv“, sagt Grusser.

Diesem Beispiel will nunmehr auch die EU folgen. Eine neue Richtlinie sieht vor, den Verbrauch bis 2019 auf 90 Tüten pro Kopf und Jahr und bis 2025 auf 40 Tüten pro Kopf und Jahr zu senken. Ausgenommen davon sind dünnwandige Beutel, die als Verpackung dienen, etwa für Frischfleisch, Wurst, Fisch oder Obst, sowie extrastarke Kunststofftaschen. Eine zusätzliche Reglementierung auch dieser Formate könnte noch schädlichere Verpackungen fördern.

Der Vereinbarung des Handelsverbandes Deutschland und des Bundesumweltministeriums sollen sich Unternehmen freiwillig anschließen. Ziel der zum 1. Juli 2016 in Kraft tretenden Absprache ist es, dass innerhalb von zwei Jahren mindestens 80 Prozent der Kunststofftüten in Deutschland kostenpflichtig werden.

„Aktuell haben sich bereits rund 250 deutsche Firmen verpflichtet und sind etwa 60 Prozent der im Handel benutzten Tüten erfasst“, berichtet der IHK-Chef. Über die Höhe des Entgelts entscheiden die Händler aus kartellrechtlichen Gründen individuell. Ein Teil der Einnahmen soll Umweltprojekten zugutekommen. Bildquelle: Hans Braxmeier/pixabay.com
Autor: psg

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