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Wasserwerk öffnet seine Tore

Der Weg des Wassers

Dienstag, 22. März 2016, 12:30 Uhr
Heute ist Weltwassertag. Für große Teile des Nordhäuser Kreises ist es die Aufgabe des Wasserverbandes, das lebensspendende Nass in die Haushalte zu bringen. Wie das im vergangenen Jahrhundert geschah und welche Technik heute zum Einsatz kommt, das kann man sich heute einmal aus der Nähe ansehen...

Ohne Wasser gibt es kein Leben. Egal wo Menschen im Verlauf der Jahrhunderte gesiedelt haben - ein Quelle, ein Brunnen, ein Fluss - irgendein Zugang zum Nass musste es geben. In unseren Regenreichen Landen ist das kein Problem, möchte man meinen. Das Wasser aber auch bis in den letzten Haushalt zu bringen, über Berge zu leiten, zu reinigen und zu verteilen ist kein leichtes Unterfangen.

Als zum Beginn des letzten Jahrhunderts die Städte aus allen Nähten platzten, da suchte man auch in Nordhausen nach neuen Wegen, ausreichend Wasser in die Rolandsstadt zu bekommen. Die Lösung, von der Nordhausen auch heute noch lebt, war die Neustädter Talsperre.

In diesen Tagen gehen denn auch die jüngsten Bauarbeiten am alten Versorgungsnetz zu Ende. Vom Hochbehälter bei Harz Rigi bis zum Wasserwerk in der Alexander-Puschkin Straße wurde neue Leitungen im Erdreich versenkt. Auf der letzten Baustelle direkt vor den Toren des Wasserwerkes ist man zur Zeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

Das alte Wasserwerk ist heute ein kleines Museum (Foto: Angelo Glashagel) Das alte Wasserwerk ist heute ein kleines Museum (Foto: Angelo Glashagel)

Insgesamt 9.700 Kubikmeter bestes Trinkwasser gelangen von hier aus in die Waschbecken, Badewannen und Wasserhähne der Region. Ausgelegt ist die Anlage für insgesamt 15.000 m3 und schafft damit einiges mehr als ihr Vorgängerbau. Das historische Wasserwerk ist heute ein kleines Museum, Besucher können die alte Technik bestaunen. Hin und wieder gibt es auch Veranstaltungen wie Konzerte in der alten Halle und an Tagen wie heute schmeißen die Wassermeister die alte Anlage auch noch einmal kurz an.

Denn so lange stehen die riesigen Rechen der Filterbecken noch nicht still. Eröffnet 1931 säuberte man Nordhausens Wasser bis ins Jahr 2008 in den drei Becken. Die Technik, die man damals angewandt hat, hat man der Natur abgeschaut - das Wasser wird, wie in den tieferen Erdschichten oder Flüssen auch, durch Sand und Kies gefiltert. In der von Menschenhand erdachten Filteranlage nutzt man dafür Calciumcarbonat.

Wassermeister Robert Ueberschär erklärt den Besuchern wie das Werk arbeitet (Foto: Angelo Glashagel) Wassermeister Robert Ueberschär erklärt den Besuchern wie das Werk arbeitet (Foto: Angelo Glashagel) 200 Meter Höhenunterschied werden zwischen der Talsperre und dem Werk in der Oberstadt überbrückt. Entsprechend schnell kommt das Wasser an, 180 m3 rauschen mit einem Druck von 20 bar pro Stunde herein. Genug um eine kleine Turbine zu betreiben, die eine Leistung von 75kw/h bringt, erzählt Wassermeister Robert Ueberschär. Er und seine Kollegen führen heute Gäste über das Gelände.

In den "Schwallkammern" angekommen muss sich das Wasser erst einmal beruhigen. Danach fließt das H2O weiter in das Vorbehandlungsgebäude wo Aluminiumsulfat zugesetzt wird, ein Flockungsmittel das den Filtern im nächsten Schritt die Arbeit erleichtern soll. Über vier mal 52 Filtermatten wird eine erste Säuberung vorgenommen, die Becken werden alle sechs Stunden geleert, das unbrauchbare Abwasser abgeleitet. Im Abwasserbecken an der frischen Luft setzen sich Schlamm und Sand ab, das klare Oberflächenwasser kann dann in die Zorge geleitet werden.

In den Mischkammern wird das Trinkwasser noch einmal durch Calciumcarbonat gefiltert (Foto: Angelo Glashagel) In den Mischkammern wird das Trinkwasser noch einmal durch Calciumcarbonat gefiltert (Foto: Angelo Glashagel)

Für das Trinkwasser ist die Reise noch nicht zu Ende. Das muss noch in die Mischkammern. Denn das kühle Nass kommt nicht nur aus den Bergen über Neustadt, sondern auch aus mehreren Tiefenbrunnen bei Bielen und der Nähe des Stadtparks. "Wasser zu mischen ist gar nicht so einfach wie man denkt", erklärt Wassermeister Ueberschär auf dem Rundgang, was am Ende durch die Rohre fließt soll möglichst kalkarm und nicht Eisenangreifend sein aber dennoch Mineralien enthalten. In den Mischkammern passiert das, was auch in den alten Filteranlagen geschah - man leitet das Wasser durch Calciumcarbonat, nur nutzt man dafür heute Luft statt einen überdimensionierten Quirl.

Klar, Keimfrei, Geruchs- und Geschmacklos muss das Trinkwasser am Ende sein (Foto: Angelo Glashagel) Klar, Keimfrei, Geruchs- und Geschmacklos muss das Trinkwasser am Ende sein (Foto: Angelo Glashagel) Nach einer letzten Chlorbehandlung kommt das Wasser in die Hochbehälter und wird von dort weiterverteilt. Überwacht wird das ganze heutzutage im "Gehirn des Wasserwerkes" der zentralen Leitstelle. Dank Computerunterstützung reicht heute ein Person, um das Werk am laufen zu halten und die Versorgung bis nach Bleicherode sicher zu stellen. Uns falls mal etwas kaputt geht: es gibt alles in doppelter Ausführung.

Fünf Indikatoren gebe es für gutes Trinkwasser, erklärt Ueberschär, "es muss Geruchs-, Geschmacklos und klar sein. Das kann jeder selber feststellen. Für die anderen beiden Parameter sind wir zuständig: keimfreies Wasser das der deutschen Trinkwasserverordnung entspricht. Und das ist eines der härtesten Lebensmittelgesetzte der Welt."

Wenn in Deutschland aus dem Hahn Wasser kommt, kann man es trinken, so Ueberschär weiter, es sei denn es wird explizit darauf hingewiesen das es sich nicht um Trinkwasser handelt. Bei den meisten Brunnen ist ein solcher Hinweis zu finden - Ausnahme ist der Aar-Brunnen am Rathaus, hier sprudelt tatsächlich Trinkwasser aus dem Rohr.

Wer dem Wasserwerk selber einen Besuch abstatten und die Führung mitmachen möchte, der hat übrigens heute noch bis 15:30 Zeit das zu tun.
Angelo Glashagel
Autor: red

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