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Flüchtlingskrise - nachgefragt

Jendricke: Bitte Alternativen aufzeigen

Donnerstag, 21. Januar 2016, 16:45 Uhr
Entlang der Nordhäuser Grimmelallee sollen in den nächsten Monaten mehrere Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Bis zu 800 Plätze sollen so entstehen. Gestern gab es dazu Kritik...

Rund 400 Flüchtlinge sollen hier untergebracht werden. (Foto: nnz) Rund 400 Flüchtlinge sollen hier untergebracht werden. (Foto: nnz)
Die kam von Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh. Der sagte in seiner Ansprache zum Neujahrsempfang Audimax der Hochschule: "Die Konzentration von mindestens 800 Menschen auf der kurzen Strecke zwischen Badehaus bis zur Europakreuzung birgt Sprengstoff. Das ist aus meiner Sicht ausgeschlossen. Mit dieser massiven Ballung ist weder den Flüchtlingen gedient, noch ist eine vernünftige Integration möglich."

Wie geht der Landrat mit dieser Kritik um? Wir haben nachgefragt. "Ich würde mir wünschen, dass die Kritiker dieses Vorhaben endlich auch mal Alternativen der Unterbringung anbieten würden. Da habe ich bislang nichts vernommen. Dem Stadtbild von Nordhausen steht es vermutlich nicht schlecht zu Gesicht, wenn das seit der Wende leerstehende ehemalige Kali-Rechenzentrum jetzt wieder bewohnt wird", sagt Matthias Jendricke (SPD).

Der Oberbürgermeister und die CDU in der Region sollten nach Ansicht des Landrates lieber die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin befördern und nicht querschießen. Schließlich habe ja vermutlich auch der Oberbürgermeister auf dem CDU-Parteitag mit für den Wir-schaffen-das-Kurs der Kanzlerin gestimmt.

Matthias Jendricke bleibt auf seinem Standpunkt, möglichst viele Objekte zu einer Gemeinschaftsunterkunft umzubauen. Das würden schon die Zahlen belegten, die ihm zur Verfügung stehen. "Ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr wieder ein Million Flüchtlinge nach Deutschland kommen werden. Bislang haben in diesem Monat 63.000 die bayerische Grenze überquert. Wir müssen uns deshalb auf weitere 1.500 Frauen, Männer und Kinder für den Landkreis Nordhausen einstellen", erklärt Jendricke.

Für weitere 260 wird hier Platz geschaffen (Foto: nnz) Für weitere 260 wird hier Platz geschaffen (Foto: nnz)
Probleme für die kommunale Basis schafft der Umstand, dass es jetzt immer mehr Anerkennungen als neuen Status der Flüchtlinge gebe. Seit dem vergangenen Jahr sind im Landkreis Nordhausen rund 150 Frauen und Männer anerkannt worden, Tendenz steigend. Die fallen aus der einen Statistik heraus und in die nächste hinein. In die des Job-Centers. Und damit haben diese Personen Anspruch auf Wohnraum, der größer sein wird als die als Antragsteller zugewiesenen sechs Quadratmeter.

Es müssen also Wohnungen an den Markt gebracht werden oder die anerkannten Asylbewerber müssen weiter in den Gemeinschaftsunterkünften bleiben. Die Residenzpflicht, die vermutlich künftig auch für Menschen mit anerkanntem Status gelten könnte, vereinfacht das Gesamtproblem nicht unbedingt. Im Gegenteil, denn die großen Wohnungsunternehmen sind "voll", sie haben keinen Spielraum mehr. Das haben deren Vertreter bei einem gestrigen Gespräch im Landratsamt deutlich gemacht.

Ob es im Verlaufe dieses Jahres wirklich 800 Personen sein werden, die eine Unterkunft entlang der Grimmelallee haben, sei nicht bewiesen. So könne es auf Grund von Familienkonstellationen oder Problemen mit unterschiedlichen Nationalitäten immer wieder zu einer geringeren Personenzahl kommen, als theoretisch möglich. Ein Fünkchen Hoffnung gibt es immer.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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