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Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters

Mittwoch, 20. Januar 2016, 19:40 Uhr
Zum gemeinsamen Neujahrsempfang von Hochschule und Stadtverwaltung Nordhausen hielt Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh eine Rede. Wir dokumentieren Sie im Wortlaut...


Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich begrüße Sie zusammen mit dem Präsidenten unserer Hochschule Prof. Wagner ganz herzlich zu unserem gemeinsamen Neujahrsempfang der Stadt Nordhausen und unserer Hochschule. In diesem Jahr im Wechsel mit der Hochschule wieder im Audimax!

Nun, nach dem vielen Händeschütteln und den vielen guten Wünschen kann eigentlich in diesem Jahr nichts mehr schief gehen. Ich bedanke mich für manches persönliche und auch Mut machende Wort.

An dieser Stelle möchte ich in unserer Mitte ganz besonders noch einmal die neue Nordhäuser Bürgermeisterin, Jutta Krauth begrüßen. Seien Sie noch einmal herzlich willkommen. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit mit Ihnen! Und gleichzeitig gilt mein Dank der zweiten Beigeordneten, Hannelore Haase. Sie hat in den schwierigen Zeiten der Vakanz meines ersten Vertreters, in Summe ein ganzes Jahr, einen hervorragenden Job gemacht.
In ganz besonderer Weise möchte ich unseren Ehrenbürger Herrn Lothar de Maizière, den letzten freigewählten Ministerpräsident der DDR in unserer Mitte willkommen heißen. Herr de Maizière, dass Sie sich aus Berlin in Ihre Geburtsstadt Nordhausen auf den Weg gemacht haben, freut uns. Es ist uns eine besondere Ehre, dass Sie heute unser Gast sind. Vielen Dank für Ihre Teilnahme.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Von Herzen wünsche ich Ihnen alles Gute für das Jahr 2016! Schauen Sie versöhnlich auf das vergangene Jahr zurück und blicken Sie mit Tatkraft nach vorn. Das macht den Blick frei für die Zukunft. Ich wünsche Ihnen wie immer gute Gesundheit und Elan für alles Kommende. Mögen Sie ihre guten Ziele alle erreichen. Mögen Sie dabei immer ehrliche Unterstützer haben.
Ich wünsche uns allen ein gutes Miteinander in unserer Stadt. Dabei ist der Zusammenhalt untereinander in heutiger Zeit wohl wichtiger, denn je. Natürlich gibt es wie immer und überall auch unterschiedliche Interessen. Aber all unser gesellschaftliches Engagement und Tun müssen letztlich dem Gemeinwohl in der Stadt und der Achtung der Würde des Einzelnen dienen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Schwerpunkte meiner heutigen Rede sind Wirtschaft und Stadtentwicklung.
Wer mich kennt, kennt mich in der Regel optimistisch. Trotz aller aktuellen schwierigen Debatten will ich mich erst einmal freuen können. Deshalb sehe auch ich versöhnlich auf das Jahr 2015.
Gäste, die Nordhausen besuchen, sagen in großer Regelmäßigkeit: ‚Eure Stadt ist schön. Nach den Verheerungen des 2. Weltkrieges habt Ihr richtig was draus gemacht‘. Ich denke, das ist eine klasse Botschaft. Damit gehe ich doch gern in das neue Jahr!
Auch auf dem Arbeitsmarkt hat sich was getan. Die Zahlen von Herrn Froböse von der Arbeitsagentur sind fast nebenbei registriert worden. Diese sind aber nicht selbstverständlich. Es gab noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik so viele Beschäftigte. Es ging uns noch nie so gut in Deutschland. Thüringen steht mit 6,9% Arbeitslosigkeit in der Reihe der 16 Länder auf Platz sieben. Wir haben damit sogar die westdeutschen Länder Saarland, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen hinter uns gelassen. Der Landkreis Nordhausen hat ebenfalls die besten Werte auf dem Arbeitsmarkt seit 1991. Die Stadt Nordhausen hat viele Einpendler. Unsere Stadt ist ein Magnet im Dreiländereck Niedersachsen – Sachsen-Anhalt – Thüringen und das attraktive Zentrum mit einer starken Ausstrahlung. Nordhausen steht für gute Arbeit, lohnende Freizeitangebote und hochwertige Kultur.
Und bei allem sonstigen Huddel in dieser Welt darf man auch das mal feststellen:
Ich freue mich, dass Ende 2015 endlich der Durchbruch in der Klimapolitik gelungen ist. Die Welt kann im wahrsten Sinn des Wortes wieder aufatmen. Und die Einigung bei dem Atomabkommen mit dem Iran ist mehr als nur eine Randnotiz. Deutsche Unternehmen und damit auch Nordhäuser Betriebe werden im Iran wieder neue Märkte erschließen. Denn wir haben auch in Nordhausen international agierende Unternehmen. Auch wird die wirtschaftliche Zusammenarbeit die gesamte Region des Nahen Ostens stabilisieren helfen.
Mein Optimismus speist sich auch aus der positiven Tendenz beim Haushalt unserer Stadt. Es gibt zwar noch keine Entwarnung: Das Sparen der letzten Jahre hat sich gelohnt. Vergleicht man Einnahmen und Ausgaben des Jahres 2015, haben wir ein Plus von 5 Mio. Euro erwirtschaftet. Kamerale Kommunen würden jetzt jubeln. Aber: Wir müssen mit der Doppik rechnen. Damit schlagen noch 9,7 Mio. Euro Abschreibungen aus den Vorjahren negativ zu Buche. Nur deshalb ist das Ergebnis des letzten Jahres ein Minus von 4,2 Mio. Euro. Selbst dieser fehlende Betrag hätte durch die Bedarfszuweisungen der Landesregierung ausgeglichen werden können. Das geschah nicht. Das war eine bittere Pille.
Leider sind die Nachrichten aus Erfurt für 2016 auch nicht gut: Nach gekürzten Bedarfszuweisungen werden in diesem Jahr die Schlüsselzuweisungen wiederum um ca. 1 Mio. Euro gekürzt. Das ist für uns ein weiterer Tiefschlag ins Kontor.
Die Zahlungen an den Kreis in die Kreisumlage übersteigen die Zuweisungen des Landes um 5 Mio. Euro. Die Stadt Nordhausen finanziert mit ihrem Anteil knapp 55% der gesamten Kreisumlage und damit den Landkreis nicht unerheblich.
Jetzt die beste Nachricht: Seit 2012 haben wir die Menschen dieser Stadt von einer 8 Mio. Euro Schuldenlast befreit. Die Investitionskredite haben wir von 40 Mio. auf 32,2 Mio. Euro getilgt. Und für das Jahresende gibt es ein festes Ziel: Senkung der Schulden auf 29,1 Mio. Euro. Damit werden wir die 30 Mio. Euro-Grenze nach unten durchbrechen. Wir werfen damit eine große Zins- und Tilgungslast ab. Wir gewinnen Handlungsfreiheit. Wir machen uns damit stark. Und wir gewinnen hierdurch Zukunft für unsere Kinder und Enkel.
Auch bei unseren Stadtwerken, dem Herz der kommunalen Wirtschaft, hat die Konsolidierung schnell Früchte getragen. Die Umstrukturierung hat schon im ersten Jahr 400.000 Euro eingespart. Mit dem erfolgreichen Verkauf der VNG-Aktien haben wir die Substanz der kommunalen Unternehmensgruppe um 6 Mio. Euro gestärkt.
Wir werden den Konsolidierungsweg der Stadt fortsetzen. Sparen ist kein Selbstzweck. Es geht darum, die Stadt fit und weiter lebenswert zu machen für die Zukunft. Spätestens für die Zeit nach 2019! Dann nämlich läuft der Solidarpakt für die jungen Länder aus. Dabei muss die Stadt Nordhausen der Leuchtturm im Norden von Thüringen und im Südharz bleiben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist das Ziel.

Für ein starkes Nordhausen haben die Unternehmen unserer Stadt Hervorragendes geleistet. Die meisten können auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Das freut mich. Es geht Hand in Hand mit der zurückgegangenen Arbeitslosigkeit. Das macht Mut. Damit haben wieder viele Nordhäuser Arbeit und eine bessere Existenz für sich und ihre Familien geschaffen.
Wir freuen uns auch über gewachsenen Steuereinnahmen durch den Anstieg der Wirtschaftskraft. Diese eigenen Einnahmen belaufen sich dabei z.Zt. auf knapp 20 Mio. Euro. Mein erster Dank geht daher heute an die Unternehmerschaft. Sie führen ihre Unternehmen mit großem persönlichen Risiko. Sie holen Aufträge und damit Arbeit für die Region. Sie bilden junge Leute aus und geben ihnen eine Perspektive. Sie engagieren sich erheblich in Kultur, Sport und Sozialem. Ohne Sie wären das Rolandsfest, Feste in der Altstadt und kurzen Meile, das Lichterfest und andere Veranstaltungen nicht mehr möglich gewesen.
In diesen Dank schließe ich ausdrücklich auch die Arbeitnehmer dieser Stadt mit ein. Arbeitnehmer und Arbeitgeber arbeiten Hand in Hand und sind es letztlich, die gemeinsam den Wohlstand dieser Stadt mehren.
Sehr geehrte Damen und Herren der Wirtschaft,
es gab viel Kritik an der Steuererhöhung. Diese Kritik besteht zu Recht. Dass wir ab 2016 die Hebesätze für Steuern erhöhen mussten, war nicht unser Wunsch. Das sind Auflagen, die das Land uns macht. Durch Kürzungen der Landeszuweisungen sind wir auf Bedarfszuweisungen vom Land angewiesen. Dazu fordert das Land nun seinerseits, unsere Steuerhebesätze auf 110% des Landesdurchschnittes anzuheben. Genau das müssen sehr viele Kommunen im Freistaat so machen. Der Durchschnitt der Hebesätze im Freistaat steigt damit unaufhörlich. Um in diesem Jahr wieder Bedarfszuweisungen zu erhalten, müssten wir die Steuerhebesätze evtl. noch einmal auf 110% des Durchschnittes anheben. Das darf m.E. nicht geschehen. Hier wird eine Steuerschraube durch die Knebelung der Kommunen in Gang gesetzt, die unerträglich ist. Ich fordere die Rot-Rot-Grüne Landesregierung auf, diesen Unsinn zu beenden. Er schwächt die Wirtschaft im Freistaat nachhaltig. Weitere Unsinnigkeiten will ich Ihnen hier und heute ersparen. Ich biete aber an, gemeinsam mit Ihnen bei der Rot-Rot-Grünen Landesregierung eine Änderung der Regelungen einzufordern.
Unabhängig davon: Nordhausen hat eine starke und sehr vielfältig aufgestellte Wirtschaft. Das ist eine gesunde Basis. Die Automobilzulieferindustrie und die metallverarbeitende Produktion sind die Zugpferde der Konjunktur in Thüringen. Damit ist Nordhausen dank seiner Wirtschaftsstruktur eines der Zugpferde. Neben dem Zuwachs an Arbeitskräften haben wir auch zunehmend Fachkräftebedarf. Hier bestehen wichtige Aufgaben für die Ausbildung in unserer Region. Mit dem Berufsbildungszentrum hält die Stadt eine wichtige Ergänzung zum dualen Ausbildungssystem der Wirtschaft vor.

Eine weitere gute Nachricht: Die Auslastung der vorhandenen und erschlossenen Gewerbe- und Industriegebiete ist gestiegen. Viele Flächen sind im Angebot der Landesentwicklungsgesellschaft, der LEG. Die Bauarbeiten beim städtischen Erschließungsprojekt am Gewerbegebiet Uthleber Weg sind abgeschlossen. Mit der Erschließung des Projektes Seelano können noch fehlende Fußgängerwege und fehlende Radwegeverbindungen verbessert werden.
Zum Industriegebiet Goldene Aue ist folgendes zu sagen: Nach dem 1.Spatenstich für die Erschließung des Industriegebiets am 1.Oktober 2012 wurden in den letzten drei Jahren umfangreiche Bauarbeiten umgesetzt. Ca. 28 Mio. Euro wurden dort investiert. Die Baumaßnahmen wurden bis auf Restarbeiten abgeschlossen. Der Ausbau der Elektroenergieversorgung ist noch zu realisieren. Das Industriegebiet wird sich nach neusten technischen Standards im Sommer präsentieren. Arbeitnehmer können ihren Arbeitsplatz auch ohne Auto barrierefrei mit dem Regionalbus an 2 Haltestellen erreichen. Für die Radfahrer: Über die Alte Leipziger Straße, die Wege am Leimbach, dem Krummbach und über den Versorgungskorridor ist der Standort auch gut erreichbar. Somit sind die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen, Grundstücke für Ansiedlungsvorhaben zu veräußern. Es gab schon Nachfragen. Die Vermarktung über verschiedene Wege läuft. Nun wird sie in einer neuen Qualität fortgesetzt. Im Standortwettbewerb um größere Unternehmensansiedlungen sind wir damit gut aufgestellt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch in der Altstadt ist sehr viel Positives passiert. Dank des Engagements unserer Städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG und privater Investoren blüht unser historischer Stadtteil wieder auf. Von der Bäckerstraße über die Pfaffengasse, Georgengasse, bis hin zur Schärfgasse stehen alle Maßnahmen dafür, dass die Altstadt immer beliebter wird. Wenn alle geplanten Wohnungen und Häuser fertiggestellt sind, wird die Altstadt ein junger, ein geschätzter und familienfreundlicher Stadtteil sein. Es gibt heute schon keinen Leerstand in den neuen und modernisierten Wohnungen!
Viele Projekte entstehen durch private Investoren. Nun zahlt sich aus, dass wir in die Infrastruktur investiert haben. Die Rahmenbedingungen sind gut. Wir haben somit einen attraktiven Standort geschaffen. Ich freue mich, dass es insbesondere junge Nordhäuser Geschäftsleute sind, die der Altstadt neues Leben geben und gleichzeitig bemüht sind, das Alte zu bewahren.
Symbolische Zeichen eines erfolgreichen Jahres sind der Abschluss zweier wichtiger Vorhaben mitten im Herzen unserer Stadt: Zum einen die Freigabe des Bereichs Engelsburg und Nikolaiplatz. Damit wurden städtebauliche Wunden geheilt. Ebenso symbolisch ist der Abschluss der Arbeiten in unserer Blasiikirche als Sanierungsmaßnahme der Kirche. Nach dem Ende der Bauarbeiten erstrahlt sie nun auch im Inneren in neuem alten Glanz. Darüber können wir uns alle sehr freuen.
Hauptthemen der Stadtsanierung für 2016 und Folgejahre werden der Blasiikirchplatz und das Quartier Bäckerstraße / Kranichstraße sein. So stehen am Blasiikirchplatz noch Bauflächen zur Verfügung. Die Stadt wird sie in den kommenden Wochen öffentlich ausschreiben. Hier stellen wir uns Nutzungen vor, die die innerstädtischen Funktionen des oberen Zentrums unterstreichen. Mit der Neugestaltung der öffentlichen Freianlagen findet das Projekt „Blasiikirchplatz“ seine Fortsetzung. Hier wurden der Stadt Mittel aus den Städtebauförderprogrammen vom Freistaat bereits in Aussicht gestellt. Eine Herausforderung ist es jedoch, in der angespannten Haushaltslage auch die notwendigen Eigenanteile zur Verfügung zu stellen.
Die Sanierung des Waisenhauses und des Walkenrieder Hofes soll ein Projekt der SWG werden. Damit komplettiert sich das Areal rund um die alte und neue Post.
Finanziell ebenso schwierig, aber ohne Alternative, werden Maßnahmen der Kellersicherung in der Kranichstraße sein. Sie sind neben der inneren Erschließung des Quartiers eine Voraussetzung für den Neubau der Caritas am Standort. Damit ist im Laufe des Jahres 2016 zu rechnen.
Nun noch zu einigen anderen Investitionsvorhaben:
Für den Feuerwehrneubau werden wir spätestens bis Mitte des Jahres eine Entscheidung haben, wann, durch wen und mit welchen Mitteln wir diesen Bau auf den Weg bringen werden. Die notwendige Theatersanierung können wir aus jetziger Sicht nicht ohne wesentlich größere Förderzusagen des Landes schultern. Zum Albert-Kuntz-Sportpark sind völlig geänderte Planungen vorgelegt worden. Diese sind sehr interessant. Sie müssen dem Land nachgereicht werden. Auch hier können wir den Eigenanteil an der Investition z.Zt. nicht aufbringen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Landesregierung hat eine umfassende Gebietsreform angekündigt. Ich glaube nicht an große Einsparungen. Die Erfahrung anderer Länder zeigen, dass größere Strukturen anonymer sind. Das ehrenamtliche politische Engagement könnte der Verlierer dieser Operation werden. Dennoch werden wir uns darauf vorbereiten. Je stärker und gesünder und damit selbstbewusster Nordhausen in diesen Prozess geht, umso breiter sind unsere Optionen in Verhandlungen. Nordhausen muss natürlich Kreisstadt bleiben in einem wie auch immer gearteten neuen Großkreis. Das steht für mich außer Frage. In diesem Zusammenhang freue ich mich, dass wir mit vielen Umlandgemeinden in freundschaftlichen und ungezwungenen Gesprächen sind. Engere Kooperationen mit Nordhausen gibt es bereits viele. An deren Ende steht vielleicht ein gutes und von den Menschen getragenes Zusammenwachsen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
sie wissen alle, dass die finanzielle Situation in der Stadt wie auch im Kreis nicht einfach ist. Dennoch brauchen wir den engen Schulterschluss des Landkreises mit der Stadt, denn viele unserer Aufgaben sind eng verzahnt.
Die Auflagen des Landes zur Finanzierung der sogenannten freiwilligen Leistungen sind hart. Diese Ausgaben dürfen nach den Verwaltungsvorschriften des Landes nur 1/3 von dem betragen, was wir gegenwärtig freiwillig leisten. Das sind alles Leistungen im sozialen, sportlichen und kulturellen Bereich. Dass uns dabei die Ausgaben für das Theater nicht angerechnet werden, erleichtert zwar das Problem etwas, löst es aber nicht. Es wird Einschnitte geben müssen. Auch wenn die Auflagen noch so hart sind, werde ich die Leistungen an die Sozial-, Sport- und Jugendverbände nicht auf ‚Null‘ setzen. Denn die Verbände leisten hervorragendes in dem Bereich, der unsere Stadt attraktiv und lebenswert macht.
Es bedarf allerdings einer Evaluation der Jugend- und Sozialarbeit in unserer Stadt. Dazu werden wir uns Hilfe und wissenschaftliche Begleitung von außen holen. Ich zähle hier auf die Hochschule, die Liga der freien Wohlfahrtspflege, auf den Landkreis und auf die Träger selbst. Die Frage, der wir uns stellen müssen, lautet: Was müssen wir unbedingt vorhalten und was sollten wir leisten, was kann und muss evtl. der Kreis nach SGB VIII leisten und wo können wir diese Leistungen durch Dritte begleiten? Die SWG will zum Beispiel an einem wohnortnahen Sozialbetreuungskonzept mitarbeiten. Auch sie ist auf Dienstleistungen angewiesen, die von manchem Träger erbracht werden kann.
Zur Theaterdebatte will ich meinen Standpunkt noch einmal erneuern. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um das Theater in seiner jetzigen Struktur zu erhalten, also mit Musiktheater und Ballett. Ein Bespieltheater kommt für mich nicht in Frage. Die 2,7 Mio. Euro, die wir als Stadt zuschießen, rechnen sich: Sie führen insgesamt zu 10 Mio. Euro Zuschuss. Das wiederum mobilisiert ca. 18 Mio. Euro durch Folgeeffekte für die Kaufkraft der Region. Außerdem wird mit der Theatermannschaft der kulturelle ‚Grundwasserspiegel‘ der Stadt deutlich angehoben.
Wer in diesen Tagen unterwegs ist, kommt kaum um das Thema Flüchtlinge herum. Wir stecken in einem Dilemma. Unsere christlich abendländische Tradition gebietet uns, zu helfen. Je mehr wir helfen, umso mehr spricht sich das aber herum und umso mehr Menschen kommen zu uns. Es bleibt für uns selbstverständlich, dass wir unserer humanitäre Verantwortung gerecht werden. Wer schutzbedürftig und hier bei uns ist, dem wollen wir helfen. Deshalb haben wir die Aktion ‚Nordhausen hilft‘ ins Leben gerufen. Damit sollten die bestehenden Angebote vernetzt werden. Ich bedanke mich bei all denjenigen, die oft auch im Ehrenamt unermesslich Zeit geschenkt und geholfen haben. Das sind u.a. die, die in Deutschkursen unsere Sprache und Werte vermittelt, die Kleidung sortiert, verpackt und verteilt, die die Ankommenden begrüßt und betreut haben.
Es ist der mitmenschliche Deutsche, der die Bilder bestimmt. In der Sache sehe ich es auch so, wie unser Bundespräsident Gauck: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“. Deutschland wird nicht umhin kommen, den Zuzug der Flüchtlinge zu regeln und zu begrenzen. Wir müssen in erster Linie vor Ort in der Heimat der Flüchtlinge Lösungen finden. Das ist eine Herausforderung.
Gleichzeitig müssen wir die Sorgen unserer Menschen ernster nehmen und Antworten auf ihre Fragen finden. Vor allem aber ist die innere Sicherheit zu gewährleisten. Jeder neue Standort zur Unterbringung von Flüchtlingen muss sorgfältig abgewogen und mit den Menschen vor Ort besprochen werden.
Das gilt auch hier für unseren Landkreis. Fehler der Flüchtlingspolitik früherer Zeiten dürfen nicht wiederholt werden. Durch Parallelwelten und ohne die Mitnahme unserer eigenen Bürger organisieren wir uns die Probleme vor Ort. Die Unterbringung ist auch hier im Kreis sorgfältiger zu koordinieren. Die Konzentration von mindestens 800 Menschen auf der kurzen Strecke zwischen Badehaus bis zur Europakreuzung birgt Sprengstoff. Das ist aus meiner Sicht ausgeschlossen. Mit dieser massiven Ballung ist weder den Flüchtlingen gedient, noch ist eine vernünftige Integration möglich.
Sehr geehrte Damen und Herren,
jeder spürt, in Deutschland, auch in Europa ergreift viele Menschen ein diffuses Gefühl der Unruhe. Eine Stadt ist in diesen Zeiten der Ort, an dem Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit am unmittelbarsten zu erfahren ist. Sie ist Vertrautes und Bezugsraum für die Menschen vor Ort.
Daraus erwächst unsere Verantwortung. Unsere Stadt mit ihren rund 42.000 Menschen ist eher klein. Hier ist aus meiner Sicht zu wenig Platz für Parteienstreit und persönliche Befindlichkeiten. Es ist zu eng um persönliche und politische Eitelkeiten zu pflegen. Dessen sind die Menschen überdrüssig.
Kindergartenplätze, unser Theater oder Fußballplätze sind weder rot noch schwarz, noch grün noch Gelb. Sie sind vorhanden und müssen funktionieren. Das gibt Sicherheit und Vertrauen. Sie sind für die Menschen die kleinen, aber wichtigen Garantien, dass der Staat funktioniert, dass Demokratie einen Sinn hat.
Mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen lassen Sie mich appellieren: Die Menschen wollen keine Scheinkonflikte, sondern Verlässlichkeit. Die Menschen erwarten keinen parteipolitischen Tanz, sondern Sacharbeit. Wir sind gewählt, um Verantwortung zu vermitteln. Es dürfen keine weltfremden, kleinlichen und hitzigen Debatten geführt werden. Lassen Sie uns kühle Köpfe bewahren, die wir zum Denken brauchen. Deshalb appelliere ich noch einmal, aus alten überkommenen parteipolitischen Routinen auszusteigen. Wenn uns das gelingt, und ich bin mir sicher, es wird uns gelingen, dann gehe ich optimistisch in das vor uns liegende Jahr.
Ich wünsche Ihnen zum Schluss vom Guten nur das Beste. Mögen Sie ein gutes Miteinander in Ihren Familien und mit Ihren Freunden haben. Ich wünsche uns allen eine möglichst sorgenfreie Zeit und ein friedliches Jahr. Bleiben Sie gesund und wohlbehalten und lassen Sie uns in Gemeinsamkeit unserer Stadt Bestes suchen.

Vielen Dank
Autor: red

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