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Flüchtlingskrise

Beratung mit Wohnungsunternehmen

Mittwoch, 20. Januar 2016, 16:15 Uhr
Landrat Matthias Jendricke hat heute mit den großen Wohnungsgesellschaften über die Unterbringung von Flüchtlingen diskutiert. Dabei ging es nicht nur um die Unterbringung von Flüchtlingen während des Asylverfahrens, sondern auch im Anschluss, wenn ihr Asylantrag anerkannt wurde...

Beratung im Landratsamt (Foto: J. Piper) Beratung im Landratsamt (Foto: J. Piper)
Zurzeit leben rund 1100 Flüchtlinge im Landkreis, davon wohnt etwa ein Drittel in Gemeinschaftsunterkünften, zwei Drittel verteilt in Wohnungen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Südharz (WBG), die Städtische Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG) und die Sollstedter Wohnungsbaugesellschaft stellen dabei bereits in Größenordnung Wohnraum zur Verfügung.

Neben den Gemeinschaftsunterkünften in Nordhausen gibt es eine große Unterkunft in Sülzhayn, die derzeit für eine Aufstockung auf rund 220 Plätze umgebaut wird, und die neu in Betrieb gegangene Unterkunft in Wipperdorf mit 46 Plätzen, die bereits zu gut Dreiviertel der Kapazität belegt ist. Die Obergrasmühle mit rund 60 Plätzen soll möglichst ab Februar genutzt werden. Vom Kreistag beschlossen ist bereits der Umbau und die Neuinbetriebnahme von vier weiteren Flüchtlingsunterkünften mit insgesamt rund 180 Plätzen. "Mit den neu zu schaffenden Plätzen in Gemeinschaftsunterkünften wollen wir auch einen Puffer schaffen, um den derzeit angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten, denn wir können und wollen nicht alle Wohnungen mit Flüchtlingen belegen", sagte der Landrat.

Und trotz der möglichen zusätzlichen weiteren Gemeinschaftsunterkünfte, über die der Kreistag in der nächsten Woche entscheiden wird, sei der Bedarf an Wohnungen nach wie vor groß, so Jendricke. Dies betreffe gerade auch anerkannte Asylbewerber, die aus einer Gemeinschaftsunterkunft ausziehen müssen. Außerdem müsse geklärt werden, ob anerkannte Asylbewerber in ihren Wohnungen wohnen bleiben können oder sich eine neue Bleibe suchen müssen, weil der Landkreis die Wohnung weiterhin für neu ankommende Flüchtlinge nutzen möchte.

"Aufgrund der angespannten Flüchtlingssituation in ganz Deutschland rechne ich nicht damit, dass uns die anerkannten Asylbewerber in Größenordnungen wieder verlassen, weil in den Ballungsräumen schlichtweg der bezahlbare Wohnraum fehlt", so Jendricke. Außerdem werde politische gerade wieder die Residenzpflicht diskutiert, dann blieben die Flüchtlinge in jedem Fall hier.

Obwohl die Wohnungsgesellschaften schon seit vielen Jahren Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen, war auch für sie die Entwicklung im vergangenen Jahr überraschend. "Die Flüchtlingswelle hat uns überrollt, wir konnten das alle nicht planen", sagte Heike Umbach, Geschäftsführerin der Sollstedter Wohnungsbaugesellschaft. Schwierig aus Sicht der Wohnungsgesellschaften, so Sven Dörmann, Vorstand der WBG, sei die unsichere Prognose der erwartbaren Flüchtlingszahlen. Dem pflichtete Inge Klaan, Geschäftsführerin der SWG, bei.

Aufgrund des demografischen Wandels und der jetzigen Altersstruktur der Mieter sei absehbar, wie sich der Leerstand des Wohnungsbestandes in der Zukunft entwickeln werde. Der jetzige Engpass im Wohnungsmarkt sei womöglich nur von kurzer Dauer und große Investitionen seien nur für einen langen Nutzungshorizont realisierbar, betonten die Geschäftsführer. In der Diskussion zeigte sich, dass ein regelmäßiger Informationsaustausch mit den Wohnungsgesellschaften wichtig ist, ein weiteres Treffen auch unter Mitwirkung des Jobcenter wird bereits geplant.
Autor: red

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