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Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte

Immer passend zur Zeit

Montag, 26. Oktober 2015, 12:17 Uhr
Die etablierten Medien haben längst eine Konkurrenz bekommen. Es sind die sozialen Netzwerke, es sind die unzähligen Blogs und Posts, die für Abwechslung sorgen. Und für Gerüchte...

Wir wollen uns hier nicht mit der Rolle der Medien im Bezug auf die Flüchtlingskrise auseinandersetzen. Wir wollen konkret bleiben. Über Nacht erhielt die Redaktion dieser Zeitung mehrere Mails, die auf einen Facebook-Eintrag verweisen.

Da soll ein 14 Jahre altes Mädchen von einem Flüchtling in Nordhausen vergewaltigt worden sein. Dessen Vater ist angeblich Polizist und wurde nach Erfurt versetzt. Der Täter soll bekannt sein.

Soweit die Nachricht, die sich alsbald als ein Gerücht herausstellte. Denn so neu ist das Gerücht nicht, wurde es doch als aktuelle Meldung am 3. Oktober angepriesen. Auf dem Platz der Gewerkschaften, dort, wo gegen die Islamisierung des Abendlandes protestiert wurde. Und nun, 23 Tage später, flammt es wieder auf, rechtzeitig vor einer Demo, die von der Volksbewegung Nordthüringen angemeldet wurde. Wer dahinter keinen Zusammenhang sieht, der ist weder auf dem linken noch auf dem rechten Auge blind. Er ist es auf beiden.

Schon nach dem 3. Oktober hatten wir recherchiert, denn: "an jedem Gerücht ist immer etwas Wahres dran", sagt man. Und so sprachen wir mit geschützten Quellen bei Polizei, Verwaltungen oder Kliniken. Überall wurde abgewunken. Heute noch einmal die gleiche Prozedur - gleiches Ergebnis. Die Quellen werden wir nicht offenbaren, niemandem - noch sind Journalisten geschützt, die Strafprozessordnung macht es möglich.

Es ist gut, dass es viele Quellen zur Informationsbeschaffung gibt. Nicht nur bei den etablierten Medien werden Fehler gemacht (und manchmal auch eingestanden), sondern auch auf all den Seiten, die sich seriös zeigen und dennoch vorsichtig ausgedrückt - tendenziell sind. Lieber eine zweite oder dritte Quelle anklicken und sich dann abschließend eine Meinung bilden. In einer angespannten Situation, wie wir sie derzeit alle erleben, können gezielt gestreute Gerüchte mitunter der Funke sein, der alles zur Explosion bringt.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

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