Dem braunen Ungeist keinen Raum geben
Sonnabend, 04. April 2015, 17:33 Uhr
Die Jahrestage der Bombardierung versucht auch die extreme Rechte seit Jahren für sich zu nutzen. Da vor dem Rathausplatz heute die Zivilgesellschaft Mahnwache hält, versuchte man es nahe dem Theater. Auf dem Theaterplatz versammelten sich aber auch zahlreiche Menschen, um für ein weltoffenes Nordhausen ein Zeichen zu setzen...
"Nordhausen ist bunt - gegen Nazikultur", dem Aufruf zur Gegenkundgebung der Nordhäuser Jusos waren heute gut 150 Menschen auf den Theaterplatz gefolgt. Ihnen gegenüber standen rund 30 Rechtsextreme. Das die NPD und andere rechtsextreme Gruppierungen ihre Kundgebungen abhalten, habe man nicht so stehen lassen können, sagte Tim Rostenstock, einer der Organisatoren. Die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen und man müsse ein Zeichen für ein weltoffenes Nordhausen setzen.
Als Redner wandte sich Michael Mohr gegen die Umdeutung der Geschichte durch die neuen Nazis und zeigte auch deren eigenen Widersprüche auf. An Tagen wie dem 4. April, dem Jahrestag der Bombardierung Nordhausens, mimen sie Trauer angesichts der Opfer des zweiten Weltkrieges, hetzen aber gleichzeitig gegen Flüchtlinge und Asylbewerber, die vor den Kriegen unserer Zeit fliehen.
Etwa in Tröglitz in Sachsen Anhalt. In der Gemeinde, die in diesem Jahr in die Schlagzeilen geriet, weil ihr Bürgermeister sich von rechtsextremen bedroht sah und zurücktrat, brannte gestern das geplante Asylbewerbheim. Die Polizei geht von schwerer Brandstiftung aus, zu Schaden kam niemand, auch nicht die beiden derzeit einzigen Bewohner, zwei Deutsche.
"Solidarität mit Tröglitz" ist auch auf einem der Plakate zu lesen, das von Gegendemonstranten aus Sondershausen mitgebracht worden war. Nordhausen sei eine tolerante Stadt, sagte Oberbürgermeister Zeh, "und wir wollen das Nordhausen eine tolerante Stadt ist. Weil wir dieses Schicksal (der Zerstörung Anm. d. Red.) selbst erlitten haben. Der Krieg aber ging von Deutschland aus und mit der Zeit kam der Krieg nach Nordhausen zurück".
Nie wieder darf Krieg von deutschem Boden ausgehen, das war auch die Botschaft Sandro Witts vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die aktuelle Entwicklung "muss uns Sorgen machen", mahnte der Gewerkschafter und ging insbesondere mit dem Drohenprogramm der Bundesregierung hart ins Gericht. Auch für die Rechtsextremen an der Töpferstraße fand er deutliche Worte. "Das sind Nazis, egal ob alt oder jung. Das ist Adolf Hitlers Nachgeburt", so der DGBler. Aber auch auf rechtsextreme "im demokratischen Mäntelchen", müsse man ein Auge haben, gemeint war die AfD.
Weniger politisch aber doch deutlich brachte Theaterintendant Lars Tietje seine Ansicht dar. Das Theater sei, wahrscheinlich, der Arbeitgeber mit den Stärksten multikulturellen Einflüssen. Menschen aus 20, manchmal auch 30 verschiedenen Nationen und mit verschiedener sexueller Orientierung arbeiten an der Nordhäuser Bühne. Der kreativen Arbeit sei das sehr zuträglich, so Tietje, und es sei "ein gutes Beispiel warum es wichtig ist, dass wir diese Durchlässigkeit haben".
150 mutige Bürger, die Farbe bekennen - man könnte, nein man muss sich mehr wünschen. Dennoch, es ist gut das viele Menschen den kurzfristigen Aufrufen im Internet gefolgt sind. Es ist gut, weil es Hoffnung gibt. Hoffnung das dass Gedankengut des "braunen Ungeistes" (Zeh) noch nicht ganz, wie oft befürchtet, in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Und die Hoffnung das es dort, wo es sich eingenistet hat, auch wieder vertrieben werden kann.
Angelo Glashagel
Autor: red"Nordhausen ist bunt - gegen Nazikultur", dem Aufruf zur Gegenkundgebung der Nordhäuser Jusos waren heute gut 150 Menschen auf den Theaterplatz gefolgt. Ihnen gegenüber standen rund 30 Rechtsextreme. Das die NPD und andere rechtsextreme Gruppierungen ihre Kundgebungen abhalten, habe man nicht so stehen lassen können, sagte Tim Rostenstock, einer der Organisatoren. Die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen und man müsse ein Zeichen für ein weltoffenes Nordhausen setzen.
Als Redner wandte sich Michael Mohr gegen die Umdeutung der Geschichte durch die neuen Nazis und zeigte auch deren eigenen Widersprüche auf. An Tagen wie dem 4. April, dem Jahrestag der Bombardierung Nordhausens, mimen sie Trauer angesichts der Opfer des zweiten Weltkrieges, hetzen aber gleichzeitig gegen Flüchtlinge und Asylbewerber, die vor den Kriegen unserer Zeit fliehen.
Etwa in Tröglitz in Sachsen Anhalt. In der Gemeinde, die in diesem Jahr in die Schlagzeilen geriet, weil ihr Bürgermeister sich von rechtsextremen bedroht sah und zurücktrat, brannte gestern das geplante Asylbewerbheim. Die Polizei geht von schwerer Brandstiftung aus, zu Schaden kam niemand, auch nicht die beiden derzeit einzigen Bewohner, zwei Deutsche.
An der Töpferstraße versuchten sich gut 30 Nordhäuser Rechtsextreme zu inszenieren (Foto: Angelo Glashagel)
"Solidarität mit Tröglitz" ist auch auf einem der Plakate zu lesen, das von Gegendemonstranten aus Sondershausen mitgebracht worden war. Nordhausen sei eine tolerante Stadt, sagte Oberbürgermeister Zeh, "und wir wollen das Nordhausen eine tolerante Stadt ist. Weil wir dieses Schicksal (der Zerstörung Anm. d. Red.) selbst erlitten haben. Der Krieg aber ging von Deutschland aus und mit der Zeit kam der Krieg nach Nordhausen zurück".
Nie wieder darf Krieg von deutschem Boden ausgehen, das war auch die Botschaft Sandro Witts vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die aktuelle Entwicklung "muss uns Sorgen machen", mahnte der Gewerkschafter und ging insbesondere mit dem Drohenprogramm der Bundesregierung hart ins Gericht. Auch für die Rechtsextremen an der Töpferstraße fand er deutliche Worte. "Das sind Nazis, egal ob alt oder jung. Das ist Adolf Hitlers Nachgeburt", so der DGBler. Aber auch auf rechtsextreme "im demokratischen Mäntelchen", müsse man ein Auge haben, gemeint war die AfD.
Weniger politisch aber doch deutlich brachte Theaterintendant Lars Tietje seine Ansicht dar. Das Theater sei, wahrscheinlich, der Arbeitgeber mit den Stärksten multikulturellen Einflüssen. Menschen aus 20, manchmal auch 30 verschiedenen Nationen und mit verschiedener sexueller Orientierung arbeiten an der Nordhäuser Bühne. Der kreativen Arbeit sei das sehr zuträglich, so Tietje, und es sei "ein gutes Beispiel warum es wichtig ist, dass wir diese Durchlässigkeit haben".
150 mutige Bürger, die Farbe bekennen - man könnte, nein man muss sich mehr wünschen. Dennoch, es ist gut das viele Menschen den kurzfristigen Aufrufen im Internet gefolgt sind. Es ist gut, weil es Hoffnung gibt. Hoffnung das dass Gedankengut des "braunen Ungeistes" (Zeh) noch nicht ganz, wie oft befürchtet, in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Und die Hoffnung das es dort, wo es sich eingenistet hat, auch wieder vertrieben werden kann.
Angelo Glashagel
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