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Landkreis Nordhausen fit fürs Alter bauen

Montag, 01. Dezember 2014, 09:10 Uhr
Mehr Wohnungen fit fürs Alter machen: Im Landkreis Nordhausen gibt es rund 14.300 Senioren-Haushalte. Das geht aus den neuesten Zensus-Zahlen hervor. Diese hat das Pestel-Institut in einer regionalen Untersuchung zum Senioren-Wohnen jetzt ausgewertet...


Demnach lebt mittlerweile in 34 Prozent aller Haushalte im Landkreis Nordhausen mindestens ein Mensch, der 65 Jahre oder älter ist.

Der Wohnungsmarkt ist darauf jedoch nicht vorbereitet: „Nur ein geringer Teil der insgesamt rund 45.300 Wohnungen im Landkreis Nordhausen ist überhaupt seniorengerecht“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Mitteldeutschland vom Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Frank Müller. Er spricht von einem „enormen Nachholbedarf“ beim altersgerechten Bauen und Sanieren.

Sowohl Haus- und Wohnungseigentümer als auch Mieter können hierfür jetzt neben zinsgünstigen Krediten auch Zuschüsse vom Bund bekommen. Die staatliche Förderbank KfW gibt bis zu 5.000 Euro pro Wohneinheit dazu, wenn das gesamte Haus oder eine Wohnung vollständig barrierearm umgebaut wird. Auch wer eine altersgerecht sanierte Wohnung kauft, kann das Geld bekommen. Selbst Einzelmaßnahmen unterstützt die KfW: Pro Wohneinheit gibt es einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro. Darauf weist das Verbändebündnis Wohnen hin.

In dem Bündnis haben sich vier Organisationen und Verbände der deutschen Bau- und Immobilien-Branche zusammengeschlossen. Dazu gehören neben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Das Verbändebündnis Wohnen hat das Pestel-Institut mit der regionalen Untersuchung zum Senioren-Wohnen beauftragt.

Insgesamt stehen bis zum Jahresende bundesweit 10 Millionen Euro für das altersgerechte Bauen und Sanieren zur Verfügung. „Hier gilt der Grundsatz: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Matthias Günther. Das Verbändebündnis Wohnen rät Haus- und Wohnungseigentümern im Landkreis Nordhausen, die seniorengerecht umbauen wollen, die Sanierung möglichst zügig zu planen und den Zuschuss rasch bei der KfW zu beantragen. Es sei davon auszugehen, dass die Gelder im Fördertopf für das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ auch in den kommenden Jahren schnell vergriffen sein werden.

Denn bis Ende 2018 habe der Bund hierfür insgesamt lediglich 54 Millionen Euro bereitgestellt. „Benötigt werden aber mindestens 100 Millionen Euro – pro Jahr. Andernfalls droht ein Mangel an Senioren-Wohnungen – eine ‚graue Wohnungsnot‘“, so das Verbändebündnis Wohnen. Die Verbände appellieren daher an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für eine deutliche Aufstockung der Gelder stark zu machen. „Ziel ist es, die Wohnungen fit fürs Alter zu machen. Damit haben die Menschen die Chance, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden zu leben und im vertrauten Umfeld alt zu werden“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

So ließe sich auch ein vorzeitiger Umzug ins Alten- oder Pflegeheim verhindern. Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des Bundesbauministeriums habe ergeben, dass rund 15 Prozent der Pflegebedürftigen der Gang ins Heim erspart bleiben könnte, wenn bei ihnen zu Hause die ambulante Pflege in einer altersgerechten Wohnung möglich wäre. „So ein Pflegeplatz im Heim ist teuer. Dabei geht es um Geld, das private Haushalte und öffentliche Kassen sparen könnten. Für den Staat lohnt sich die Investition in das seniorengerechte Bauen und Sanieren allemal“, sagt Günther. Die Untersuchung gehe von bundesweit rund 5,2 Milliarden Euro für Pflege- und Unterbringungskosten aus, die pro Jahr durch den konsequenten altersgerechten Umbau von Wohnungen eingespart werden könnten. Tendenz steigend.

Dabei sei das altersgerechte Bauen und Sanieren keine Sache des Alters: „Junge Menschen können damit schon früh für das Alter vorsorgen. Und jungen Familien kommt eine barrierearme Wohnung spätestens dann entgegen, wenn ein Kinderwagen im Haus ist“, erklärt Matthias Günther. Die KfW fördert beispielsweise Abstellplätze für Kinderwagen, Fahrräder, Rollstühle oder Rollatoren. Ebenso altersgerechte Kfz-Stellplätze und Überdachungen für den Wetterschutz. Aufzüge, Treppenlifte und Rampen gehören ebenso zum altersgerechten Umbau wie das Verbreitern von Türen, der Abbau von Schwellen und bodengleiche Duschen. Selbst für den Bau von Terrassen, Loggien oder Balkonen und für die Installation einer Gegensprechanlage oder die Optimierung der Beleuchtung kann es eine finanzielle Unterstützung geben.

Mehr Informationen zur Förderung des altersgerechten Umbaus bietet die KfW auf ihrer Internetseite: www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/Barrierereduzierung
Autor: red

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