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Erster Meilenstein auf dem Weg zur Wertstoffwende

Freitag, 21. November 2014, 16:14 Uhr
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende® – Forum“ arbeitet die Fachhochschule Nordhausen an der Beantwortung der Frage, wie zukünftig eine nachhaltige Rohstoffversorgung gestaltet werden kann...

Gruppenbild der Teilnehmer des Strategie-Workshops (Foto: privat) Gruppenbild der Teilnehmer des Strategie-Workshops (Foto: privat)
Gruppenbild der Teilnehmer des Strategie-Workshops

Unter Federführung von Prof. Dr.-Ing. Sylvia Schade-Dannewitz aus dem Studiengang Umwelt- und Recyclingtechnik wurden dazu Partner aus Wissenschaft und Industrie zusammengeführt, um dieses komplexe Themenfeld interdisziplinär zu bearbeiten. Zur Ausrichtung der Strategie fand gestern auf dem Gelände der Traditionsbrennerei Nordhausen der erste Workshop mit knapp 30 Fachleuten statt.

Unter Wertstoffwende® ist vergleichbar mit der Energiewende ein langfristiger Prozess zu verstehen, der ein Umdenken hinsichtlich einer nachhaltigen Rohstoffversorgung bewirken soll. Der weltweit steigende Rohstoffhunger ist in absehbarer Zeit nicht mehr aus primären Rohstofflagerstätten zu stillen. Speziell für rohstoffarme Länder wie Deutschland ist es darum wichtig, alternative Rohstoffquellen für Ihre Hightech-Industrie zu erschließen. Abfälle dürfen in diesem Zusammenhang nicht länger als Müll sondern als Wertstoff und Rohstoffquelle betrachtet werden.

Der Strategie-Workshop wurde von Frau Schade-Dannewitz als Konsortialführerin des Vorhabens eröffnet, in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis Ende 2016 eine Million Euro bereitgestellt wurden. In diesem Zuge wurde noch einmal auf den langen Weg von den ersten Ideen bis hin zum aktuellen Forum zurückgeblickt. Die Moderation der Veranstaltung wurde Herrn Dr. rer. nat. Wolfgang Petri anvertraut.

Das für ein effektives Recycling zu betrachtende komplexe Umfeld wurde von Dipl.-Ing. (FH) Michael Rutz (Fachhochschule Nordhausen) beschrieben. Dabei wurde deutlich gemacht, dass weit über technische Belange hinaus sowohl die Wirtschaftlichkeit der Recyclingverfahren als auch stimmige politische und rechtliche Rahmenbedingungen entscheidende Rollen für das Recycling einnehmen. Als wichtigstes Glied dieser Kette wurde der Bürger ausgemacht, der beispielsweise durch richtiges Sortieren von Abfällen maßgeblichen Einfluss auf die Effektivität von Recyclingverfahren hat.

Dipl.-Ing. Andrea Garth von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen stellte den aktuellen Stand Ihrer Arbeiten zu drei Fallstudien zur Diskussion. Diese betrafen den Themenkomplex der Ökobilanzen als wichtiges Instrument zur Beurteilung der Umweltauswirkungen von Produkten und Prozessen. Weiterhin wurden die Beurteilung von Technologien zur Wertstoffanreicherung sowie Aspekte der Umwelt- und Ressourceneffizienz diskutiert.

Als Vertreter der Technischen Universität Clausthal referierte Dipl.-Ing. Christian Duwe zur technischen Machbarkeit neuer Technologien und Verwertungsmethoden. Im Vordergrund standen dabei die Herausforderungen der Identifizierung und Bewertung potenzieller Technologien. Diese müssen in einem größeren Kontext betrachtet werden, wozu es eines systematischen Vorgehens bedarf.

Im Rahmen der Arbeitsfelder Ressourcenrückführung, Politik und Gesellschaft betonte Dipl.-Ing. (FH) Petra Hauschild von der Fachhochschule Nordhausen noch einmal die besondere Bedeutung des Bürgers innerhalb der sekundären Wertschöpfungskette. Allein die Kombination aus bürgernahen Erfassungssystemen und eines gut informierten Bürgers kann gewährleisten, dass Abfälle einer ordnungsgemäßen Bestimmung zugeführt werden. Anhand einer groß angelegten Feldstudie soll dies im Landkreis Nordhausen erprobt werden. Dies soll auch innerhalb der Gesellschaft zu einer Imageverbesserung des Abfalls beitragen.

Das Vormittagsprogramm rundeten Dipl.-pol. Lisa Graf (Freue Universität Berlin) und Dipl.-Ing. Sylvia Franke-Jordan (Technische Universität Dresden) ab. Frau Graf beleuchtete die Bedeutung gesetzlicher Vorgaben zur Schaffung neuer Märkte, wobei aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen beschrieben wurden. Frau Franke-Jordan arbeitete den Stellenwert von Fachkräften heraus, die im Zuge der Umwandlung der deutschen Abfallwirtschaft zur Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft benötigt werden.

Dr. rer. pol. Kareen Schlangen (Fachhochschule Nordhausen) stellt das erste Konzept Ihrer Arbeitsgruppe zum internen und externen Marketing des Forums „Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende®“ vor. Von herausragender Bedeutung ist es dabei, die Partner effektiv zu vernetzen (internes Marketing) und ein Leitbild des Forums herauszuarbeiten, welches nach außen hin vertreten werden kann (externes Marketing).

Zur bedarfsgerechten Ausrichtung des Forums wurden im Rahmen einer Befragung die Meinungen weiterer Kompetenzträger aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen sowie Verbänden eingeholt. Erste Erkenntnisse aus den noch laufenden Arbeiten stellte Dr. rer. nat. Jürgen Poerschke von der Fachhochschule Nordhausen vor. Sich daraus ergebende Anpassungen des weiteren Vorgehens wurden diskutiert.

Der Strategie-Workshop wurde von Frau Schade-Dannewitz mit Ausblick auf die nächsten Schritte geschlossen. Für den Verlauf der weiteren Projektbearbeitung sind weitere Workshops geplant. Den Verantwortlichen der Nordhäuser Traditionsbrennerei wird für die Bereitstellung der Lokalität sowie des für diese Veranstaltung würdigen Rahmens gedankt.
Autor: red

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